Die antichristliche Religion

4. Mai 2023 in Spirituelles


Innerhalb der Kirche wächst die Verwirrung. Akzente werden ver­schoben, Worte ändern ihre Bedeutung, Lehre steht gegen Lehre… Entsteht da eine anti­christliche Religion? Wie ent­steht sie? Wer trägt sie? - Ein Kommentar von Herbert Madinger


Wien (kath.net/http://vision2000.at)

Der erste Johannes-Brief spricht von den Antichristen, die schon gekommen sind. Sie stammen aus der eigenen christlichen Gemeinde! Johannes schreibt: ,,Ihr habt gehört, dass der Antichrist kommt. Jetzt sind viele Anti­chris­te gekommen. Daran erkennen wir, dass es die letzte Stunde ist. Sie sind aus unserer Mitte gekommen. Aber sie gehörten nicht zu uns. Denn wenn sie zu uns gehört hätten, wären sie bei uns geblieben. Es sollte aber offenbar werden, daß sie alle nicht zu uns gehören.“ (1Joh 2,18)

Das religiöse Antichristentum stammt daher nicht von außen, sondern aus den eigenen Reihen der Christen! Es wird von jenen hervorgebracht, die das Christentum von innen her verändern wollen, verdrängen wollen oder umgestalten wollen.
Was ist die Grund-Idee des Anti-Christentums, das sich als „Neue Religiosität" der Welt anbieten will? Der Stein des Anstoßes ist Jesus Christus selber. Die antichristliche Religion will dieses „Ärgernis“ beseitigen: Jesus Christus als der „Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht“ (Joh 1,118).  

Das ist das grundlegende Ärgernis: Jesus ist der Einzige, der Gott kennt! Er allein kann von Gott Kunde bringen: ,,Niemand kennt (Gott) den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.“ (Mt 11,27)

Der Kern der anti-christlichen Religion besteht in dieser Leugnung der Einzigartigkeit Christi: ,,Wer leugnet, daß Jesus der Chris­tus ist. “ (1Joh2,22) Wer aber Jesus nicht anerkennen will als den Einzigen, der Gott kennt und Kunde gebracht hat von Gott, der weiß auch nichts über Gott, den Vater. Wer den Sohn leugnet, der kennt auch den Vater-Gott nicht: ,,Das ist der Anti-Christ: Wer den Vater und den Sohn leugnet. Wer leugnet, daß Jesus der Sohn ist, hat auch den Vater nicht. Wer bekennt, daß er der Sohn ist, hat auch den Vater.? (1Joh 2,23)

Genau um diese Frage geht es heute: ,,Wer ist Jesus Christus?" Ist Er der Einzige, vor dem einst alle Menschen stehen werden beim Gericht Gottes? Ist Er der Einzige, der den Vater-Gott wirklich kennt? Ist Er der Einzige, der uns Kunde gebracht hat vom Vater-Gott? Ist Er wirklich „der Weg, die Wahrheit und das Leben“?

Das moderne Anti-Christentum ist eine leidenschaftliche Bewegung, die sich dafür einsetzt, dass Christus „nicht der Einzige“ ist! Sie verwerfen diese Einzigartigkeit Christi. Sie verneinen bewusst diesen Anspruch Christi, der Einzige zu sein, der Gott kennt und am Herzen des Vaters ruht, und daher Kunde bringen kann von Gott!

Das Anti-Christentum von heute wird in der Bibel schon beschrieben als eine Bewegung, die aus dem Inneren der Kirche entsteht: ,,Sie sind aus unserer Mitte gekommen, aber sie gehörten nicht zu uns. Denn wenn sie zu uns gehört hätten, wären sie bei uns geblieben.“ (1Joh 2,19)

Dieses Anti-Christentum ist nicht unreligiös, sondern ein leidenschaftlicher Gegensatz zum Glauben der Christen. Dieses Anti-Christentum will das Chris­tentum von innen her verändern, ersetzen, umwandeln und erneuern. Sie wollen „an Stelle von Christus“ etwas Neues setzen. Es ist eine Verkehrung des Christentums. Eine bewusste Verneinung und Bekämpfung all der Glaubens-Inhalte, die seit den ersten Konzilien der Kirche das Credo geformt haben: ,,Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, und an Jesus Christus, seinen einziggeborenen Sohn, unseren Herrn ... “ Das Anti-Christentum verwirft den Anspruch Christi, das Kreuz Chris­ti, die Erlösung durch Sein Blut, die leibhafte Auferstehung Christi, Sein Gericht über die Lebenden und Toten und Seine Wiederkunft...

Das Anti-Christentum ist nicht einfach Gottlosigkeit, sondern Verwerfung Gottes, Verwerfung Jesu Christi. Die Namen bleiben, aber der Inhalt wird bis zum Äußersten verändert, verworfen, umgedeutet. Das Anti-Christentum will die Religion nicht abschaffen, sondern will sich an die Stelle des Christentums setzen. „Anti-Christus“ heiße dann: ,,Anstelle von Christus!“
Diese innere Verkehrung und Umdeutung, Veränderung und Umgestaltung des Christentums erleben wir gerade. Das Anti-Christentum in seiner Vollgestalt beginnt erst nach der Verwerfung des Christentums! Es geht aus dieser Verneinung hervor. Es ist das Nein zu all dem, was die Chris­ten bisher geglaubt, gelebt, verkündet haben. Das Anti-Chris­tentum bewahrt die Namen und Ähnlichkeiten mit dem Christentum, die Zeichen und Wunder, die Heilungen und Lobgesänge, das prophetische Wort und die Visionen – doch all das sind dann nicht die Zeichen von oben, nicht die Kräfte des Himmels, sondern die Zeichen von unten, die Mächte der Unterwelt und des Bösen.

Denn es gibt diese Imitation Gottes und des Göttlichen. Der Böse, der Satan heißt, der als Teufel alles verwirren und alle täuschen will, bringt auch Visionen hervor, Machttaten und Zeichen, Kraft aus dem Hass und „Propheten“, die „falsche Propheten“ sind.

Wer wird die Kraft der Unterscheidung haben, wenn der Antichrist mit großer Überzeugungskraft die Christen auf seine Seite ziehen will? Wer wird die Verführungskünste des kommenden Versuchers durchschauen? Paulus spricht es in einem seiner ersten Briefe aus: ,,Der Gesetzwidrige wird, wenn er kommt, die Kraft des Satans haben. Er wird mit großer Macht auftreten und trügerische Zeichen und Wunder tun. Er wird alle, die verlorengehen, betrügen und zur Ungerechtigkeit verführen. Sie gehen verloren, weil sie sich der Liebe zur Wahrheit verschlossen haben, durch die sie gerettet werden sollten. Darum lässt Gott sie der Macht des Irrtums verfallen, so dass sie der Lüge glauben. Denn alle müssen gerichtet werden, die nicht der Wahrheit geglaubt, sondern die Ungerechtigkeit geliebt haben. “ (2Thess 2,9)

Die Unterscheidung zwischen dem Geist Gottes und dem Ungeist des Bösen wird nur jenen geschenkt, die die Wahrheit wirklich lieben und leben und in ihr Denken und Tun aufgenommen haben.

Dr. Herbert Madinger (1922-2010): Eine Gotteserfahrung in der Kriegsgefangenschaft lässt ihn nach Beendigung seines Technikstudiums, Theologie studieren, es mit dem Doktorat abschließen und Priester in Wien werden. Neben vielen missionarischen Initiativen begründet er die KGI,  die Katholische Glau­bensinformation. Nähere Infos: https://kgi-wien.at.


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