"Der Lauf der Welt"

9. Mai 2023 in Kommentar


Der Lauf der Welt heute sieht reichlich apokalyptisch aus. Was die Heiden ohne Hoffnung zu "Klimaklebern" oder "Querdenkern" macht. Wir aber rufen zur Himmelskönigin - Otti's Optik: zum Wonnemonat Mai - Ein Kommentar von Franz Norbert Otterbeck, Köln


Wien (kath.net)

Neulich erwarb mein Bruder in einem Antiquariat die Schallplatte "Play Bach No. 2" von Jacques Loussier. Die haben wir schon, tausendmal gespielt. Denn unsere Eltern besuchten in den Sechzigern in Göttingen ein Konzert des Loussier-Trios, so viele Jahre später auch ich in Regensburg. Aber die alte Platte hat einen fetten Kratzer auf der Rückseite. Was für eine Wohltat, die alte jetzt "neu" zu haben! Mir haben es vor allem Präludium und Fuge 16 angetan. Meine "Benedetto-Hymne" (XVI!).

Solche kleinen Erlebnisse im Alltag kennt jeder Christ. Darf man bei solchen Kleinigkeiten schon von "Spuren des Heils" reden? Wir wissen ja, dass es nicht auf die Zeichen der Zeit ankommt, sondern auf das Wort des Herrn. Seine Zusage ist keine Phrase. "Der Herr ist immer am fügen", sagt man in Köln. Sprachspieler teilen "Hoffnungs(w)orte" aus, als ginge es ums "Kom(m)ödchen", ein Kabarett in Düsseldorf. Nein, es geht um den 9. April 30 in Jerusalem, Ostern. Auch noch im Mai.

Die Maienkönigin ist Maria, die Mittlerin aller Gnaden. Nicht etwa "Mensch Maria", als sprächen wir von Mensch Meier oder Mensch Marx oder Mensch Zollitsch. Zugespitzt: Gnadenerweise sind unterwegs, nicht immer, aber immer öfter. Allerdings kaum in München, wo jetzt das ZoK tagte, das Zentralkomitee ohne Katholiken. Es plant die Machtergreifung im deutschen Religionsersatzsystem katholischer Abstammung. Von einem Marsch auf die Feldherrenhalle, wie vor hundert Jahren, wurde noch abgesehen, aus Gründen des Klimaschutzes. Im Zeitalter von Luisa Neubauer oder Louis Klamroth macht man Geld aus Gesinnung. Das gilt freilich, bescheidener, auch für das Horrorkabinett Stetter-Söding. Fast alle da haben ihren Broterwerb dem Religionsersatzsystem zu verdanken. Rache ist süß: das System soll bleiben, die Religion aber verschwinden, sofern sie noch an einen "Austausch" zwischen Gott und Mensch glaubt, das "sacrum commercium" des Karfreitags mitsamt aller Folgen, gegenwärtig im allerheiligsten Sakrament des Altares. Den Kommerz machen "wir" selber? Bezos, Gates, Soros und Frau Lagarde?

Die immerwährende Jungfrau und Gottesmutter Maria, eine Anrede, die man inzwischen auch an ehemals marianischen "Hoffnungsorten" meidet, hingegen sagt: "Was er euch sagt, das tut". Er, Christus, weil einziger Mittler zwischen Gott und den Menschen. (Unerhört in München, der Hauptstadt der Bewegung.) Seinetwegen ist sie im Spiel: Maria, breit den Mantel aus. Wer diese, den Menschen zugewandte Religion, mit Maiandacht und Maialtar, nicht mehr kennenlernen durfte, dem fehlt etwas im Strom der Zeit. Das Haus Kervendonk in Kervenheim, Überrest einer alten Burg, beherbergt die evangelische Kirche des Ortes, weil sich die Burgherren der Reformation anschlossen. An der calvinistischen Kanzel prangt das Banner: " Herr --- bleibe bei uns!" Mit einer klaffenden Leerzeile hinter "Herr". Ich scherzte beim Burgfest: "Herr Bätzing, bleibe bei uns!" Oder Kauling oder Söding ... Die Herren dieser Welt bleiben uns erhalten. Dennoch und gerade deswegen ist Christus allein der König des Universums und der Herr der Geschichte. Der Lauf der Welt entgleitet ihm nie, auch wenn Tod und Terror uns in Schrecken versetzen und wir alle nicht wissen, warum die Kirche in Deutschland dieser grausame Zeit durchmachen muss. Wir stehen aber mit offenen Augen vor den Geheimnissen der Barmherzigkeit Gottes. Geheimnis ist die Offenbarung nicht, weil sie etwa noch verschlossen wäre. Sie steht offen vor uns, übersteigt aber immer unser Verstehen. Die Hermeneutik des Kreuzes ist für uns das Tor zum Himmel.

Der Lauf der Welt heute sieht reichlich apokalyptisch aus. Was die Heiden ohne Hoffnung zu "Klimaklebern" oder "Querdenkern" macht. Wir aber rufen zur Himmelskönigin: Hilf, Maria, es ist Zeit. Hilf, Mutter der Barmherzigkeit. Denn wer Maria kennt, der kann über Christus, das ewige Wort des Vaters, nicht irren. So gnade uns Gott. So werde der Wonnemonat für uns zum Zeichen der Herrlichkeit.


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