16. Mai 2023 in Weltkirche
Päpstlicher Gesandter Erzbischof Cavalli: 30.000 Priester besuchten im Vorjahr Medjugorje. Der Ort bringe "viele geistliche Früchte" hervor, darunter viele Berufungen zum Priestertum, zum geweihten Leben oder zur Gründung einer Familie
Madrid (kath.net/KAP) Der päpstliche Gesandte für Medjugorje, Aldo Cavalli (76), hat zu der von Papst Franziskus eingerichteten vatikanischen Beobachtungsstelle für Marienerscheinungen sowie zu den Entwicklungen im herzegowinischen Marienwallfahrtsort Stellung genommen. In einem am Montag veröffentlichten Interview mit dem Nachrichtenportal Aleteia im Rahmen eines Spanien-Besuchs erklärte der Erzbischof, die neue Prüfstelle sei notwendig, da es so viele angebliche Erscheinungen gebe und alle Phänomene - auch damit verbundene Wunder - untersucht werden müssten.
Die katholische Kirche sei darauf angewiesen, dass allgemeine Kriterien gefunden würden, die für die Untersuchung aller Erscheinungs-Berichte anwendbar seien, sagte Cavalli. Diese Aufgabe könne die neue Stelle im Vatikan in Angriff nehmen. Wichtig sei auch, durch diese Arbeit den Gläubigen zu helfen angesichts widersprüchlicher Aussagen. "Es braucht jemanden, der sagt: Das ist etwas Spirituelles, das ist es nicht", so der italienische Vatikan-Diplomat, der zuvor Apostolischer Nuntius in Angola, Chile, Kolumbien, Malta und den Niederlanden war und seit 2021 ständig in Medjugorje wirkt.
Hinsichtlich der von der Kirche bislang nicht anerkannten Erscheinungsberichte von Medjugorje und deren Prüfung verwies Cavalli auf die damit bereits befasste internationale Kommission im Vatikan. Er habe keine Informationen über den Fortschritt dieser Untersuchung und es gelte das Urteil abzuwarten, unterstrich der Erzbischof.
Keine sonderliche Rolle maß er der Tatsache bei, dass es bisher in der Geschichte sonst keinen Präzedenzfall für die bereits 42-jährige Dauer von berichteten Erscheinungen gebe. "Gott ist frei zu tun, was er will", so Cavalli. Zur Haltung des Papstes zu Medjugorje berichtete der Erzbischof, Franziskus sei "sehr glücklich" darüber, dass es sich um einen "Ort des Gebetes" handle.
Dennoch sei Medjugorje im Unterschied zu Lourdes oder Fatima weiter nur eine "Pfarre", zumal weder der zuständige Diözesanbischof von Mostar noch der Papst selbst interveniert hätten, um den Status eines "Heiligtums" zu verleihen. Immerhin habe Franziskus jedoch 2019 offizielle Wallfahrten nach Medjugorje - und somit die Begleitung von Pilgergruppen durch Priester oder Bischöfe - erlaubt.
Die Folge sei, dass allein im Vorjahr insgesamt 30.000 Priester in den Ort gekommen seien. "Die Kirche geht Schritt für Schritt, aber sie handelt", so der Apostolische Visitator. Jeder zur eigenen Prüfung eingeladen Der italienische Vatikan-Diplomat, der selbst durchgehend in Medjugorje lebt und laut eigenen Angaben dort tagtäglich die Messe auf Kroatisch feiert, verwies auf die "große Freiheit", die in dem Ort herrsche.
Wer immer den Ort oder die Seher aufsuchen wolle, könne dies tun, ebenso wie jeder Besucher frei sei, dort zu beten, zu beichten oder die Messe zu besuchen - oder aber dies nicht zu tun. Daher könne jeder die Dinge "für sich selbst überprüfen" und sich selbst ein Urteil bilden. Er selbst sei mit allen "Sehern" von Medjugorje freundschaftlich verbunden und spreche oft mit ihnen, folge deren Einladung oder lade sie zu sich ein, sagte Cavalli.
Alltagsthemen wie Familie oder die Gesundheit stünden dabei im Vordergrund, während er mit den heute knapp 60-Jährigen aber nicht über ihre Erscheinungen spreche. "Für mich ist es das Wichtigste, dass es normale Menschen sind", so der Erzbischof, der hier Parallelen zu Lourdes oder Fatima sah. Bei diesen bereits anerkannten Erscheinungsorten seien auch "normale Kinder" im Mittelpunkt gestanden.
Wer aus touristischen Gründen in das herzegowinische Dorf komme, finde hier nichts, "weil es in dem Ort überhaupt nichts gibt", so die Einschätzung des Erzbischofs. Anders verhalte es jedoch für alle, die aus religiösen Gründen kämen. "Jeder, der dorthin geht, um zu beten, betritt einen Ort der Gnade", so Cavalli. Nüchtern gesehen, geschähen in Medjugorje zwar "die gleichen Dinge wie in jeder anderen Kirche auch".
Die meisten Pilger reisten jedoch "mit dem Projekt ab, daheim ein anderes Leben als bisher weiterzuführen", da es in dem Ort "etwas, das einen dazu einlädt" gebe. Der Ort bringe "viele geistliche Früchte" hervor, darunter viele Berufungen zum Priestertum, zum geweihten Leben oder zur Gründung einer Familie. Daneben gebe es auch Berichte von körperlichen Heilungen. Besonders beeindruckt zeigte sich Cavalli vom Internationalen Jugendfestival von Medjugorje ("Mladifest"), das jeden Sommer Zehntausende Jugendliche aus aller Welt in die Herzegowina lockt.
Es handle sich dabei um "Exerzitien für junge Menschen, die weltweit einzigartig sind". Auch hier treffe zu: Ungewöhnlich sei hier keiner der Programmpunkte, im Grunde gehe es um Messfeiern, eucharistische Anbetung, Rosenkranz und Kreuzweg, die allesamt "ganz normal" seien, wobei freilich auf gute Gestaltung Wert gelegt werde. Als wichtiges Anliegen nannte Cavalli den Einsatz dafür, "dass Medjugorje ein Ort der reinen Gnade bleibt".
Wirtschaftliche Interessen dürften in dem Wallfahrtsort nicht überhandnehmen, während die Seelsorge weiter gepflegt werden solle. Damit verbunden ist auch der Auftrag des Visitators, dessen Entsendung durch Papst Franziskus vor allem die Begleitung und Sicherstellung der pastoralen Betreuung der Pilger betrifft. Phänomen seit 42 Jahren Medjugorje zählt zu den größten katholischen Wallfahrtsorten der Welt und ist bekannt für angebliche Marienerscheinungen, die seit 1981 von einer Gruppe von damals im Kindesalter befindlichen "Sehern" aus dem Ort berichtet werden und bis heute im Jahres-, Monats- oder sogar Tagesrhythmus andauern sollen.
Der Vatikan ließ das Phänomen mehrmals untersuchen, das bislang letzte und ausführlichste Mal durch eine von Kardinal Camillo Ruini geleitete Kommission in den Jahren 2010 bis 2014. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden bisher nicht veröffentlicht. Papst Franziskus entsandte 2017 einen Gesandten zur Begleitung der Pilger in den Ort - zunächst den polnischen Erzbischof Henryk Hoser, seit 2021 seinen Nachfolger Aldo Cavalli - und hob 2019 das bis dahin bestehende Verbot offizieller Wallfahrten auf.
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