13. Juni 2023 in Spirituelles
Priesterweihe der Petrusbruderschaft in Ottobeuren - Bischof Meier beschreibt in Predigt: „In der Weihe zeigt sich das große Geschenk der Heiligung. Sie werden gleichsam zum verlängerten Arm Jesu Christi“.
Augsburg (kath.net/pba) Bischof Dr. Bertram Meier hat an diesem Samstag in der Klosterkirche Ottobeuren zehn Männer der Priesterbruderschaft St. Petrus zu Priestern geweiht. Beim feierlichen Pontifikalgottesdienst forderte er die Weihekandidaten auf, zu heiligen Priestern zu werden, die authentisch und bodenständig mit beiden Beinen auf der Erde stehen.
„In der Weihe zeigt sich das große Geschenk der Heiligung. Sie werden gleichsam zum verlängerten Arm Jesu Christi“, betonte Bischof Bertram in seiner Predigt und rief die Weihekandidaten auf, heilig zu werden. Damit jedoch sei nichts Außergewöhnliches oder Spektakuläres gefordert. Es beginne vielmehr mit der Demut und dem Wissen um „den Einen Heiligen“, der uns Menschen Anteil an seiner Heiligkeit schenke.
Der Bischof lud in einem vierstündigen Gottesdienst die Weihekandidaten ein, das Fest der Priesterweihe nicht als Eintagsfliege zu begreifen. „Gottes Heilsangebot will immer wieder neu angenommen werden: akzeptiert und rezipiert. Will sagen: Wir müssen leer werden, damit er uns füllen kann mit seiner Liebe und mit seiner Heiligkeit.“ Wie große Amphoren gelte es als Priester, anderen zu trinken zu geben, griff Bischof Bertram Worte von Papst Franziskus auf.
Um die Hoffnung zu stärken, brauche es das tägliche Gebet: „Das Stundengebet, zu dem Sie sich verpflichtet haben, das persönliche Gebet in Stille und Betrachtung, das Sich-Vertiefen in die Heilige Schrift und die innerliche Annahme des Wortes Gottes.“ Das größte Geschenk aber sei die heilige Eucharistie. „Ja, am Alter zelebrieren wir unter freiem, offenem Himmel. Über dem Altar tut sich der Himmel auf – nicht nur für Sie selbst, liebe Weihekandidaten, sondern für alle, die Ihrer Seelsorge anvertraut werden. Sie sollen ihnen heilsame Dienste erweisen.“
Dies bedeute jedoch kein „Heilsein“, das sich auf Wellness und wohliges Gefühlsleben reduziere, sondern heiße Gott in die Mitte des Lebens zu rücken. „So gesehen, geht Heiligkeit uns alle an. Heilig werden ist nichts Abgehobenes, nichts für Frömmelnde, auch nichts für Verschrobene, geschweige denn etwas für Scheinheilige. Heiligkeit ist bodenständig und authentisch. Die Leute merken, ob sie uns vertrauen können. Heilige Priester erzählen vom Himmel und stehen dabei mit beiden Beinen auf der Erde.“
Die Priesterbruderschaft St. Petrus existiert seit 1988 als Gesellschaft apostolischen Lebens päpstlichen Rechtes. Wie sie selbst auf ihrer Homepage schreibt, wolle man sich „in besonderer Weise jener Gläubigen annehmen, die ihre geistliche Heimat in der überlieferten Liturgie (außerordentlicher römischer Ritus) gefunden haben.“ Da sich eine ihrer Ausbildungsstätten in Wigratzbad auf dem Boden der Diözese Augsburg befindet, unterliegen die Petrusbrüder hier auch, so Bischof Bertram am Rande der Priesterweihe, „meiner Fürsorge als Bischof“.
Bischof Bertram weiter: „Deshalb ist es – analog zu Ordensgemeinschaften – meine Pflicht, mit ihnen eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen, Besuche zu machen und von Fall zu Fall auch Weihen zu spenden. Wenngleich die theologische und liturgische Ausrichtung der Petrusbruderschaft durchaus eine etwas andere Schwerpunktsetzung hat als ich es als ‚Kind des II. Vatikanischen Konzils‘ gewohnt bin, ist es mir ein Anliegen, Brücken zu bauen und die Petrusbrüder ins Leben der Ortskirche von Augsburg einzubinden. Meine diesbezüglich bisher gemachten Erfahrungen stimmen mich hoffnungsfroh. Auch die Beziehung, die sich zwischen der Gebetsstätte Wigratzbad mit dem Seminar der Petrusbrüder inzwischen entwickelt hat, bestätigt diese Einschätzung. Ich hege die Hoffnung, dass dieser Weg des Vertrauens weitergeht.“
Bischof Bertram hatte die zehn Männern vergangenes Jahr bereits zu Diakonen geweiht. Sie stammen aus Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz.
kath.net dokumentiert die Predigt "Die Priester als 'verlängerter Arm Jesu Christi' “des Diözesanbischofs Dr. Bertram Meier in der Basilika Ottobeuren bei der Priesterweihe der Petrusbruderschaft am Samstag, den 10. Juni 2023, in voller Länge:
Liebe Weihekandidaten,
liebe Angehörige und Freunde,
liebe Brüder im priesterlichen und diakonalen Dienst,
liebe Schwestern und Brüder im Herrn!
Als 2021 der südkoreanische Bischof Lazarus You im Vatikan sein Amt als Präfekt der Kleruskongregation (jetzt Dikasterium für den Klerus) angetreten hat, gab er ein Interview, das aufhorchen ließ.1 Mutig griff er die aktuelle Situation der Kirche auf und sagte ohne Umschweife: „Ohne die Erneuerung der Priester gibt es keine Erneuerung der Kirche.“ Und er stellte fest: „Es braucht heilige Priester.“ Vielleicht haben wir es zu lange verschwiegen – oder haben wir uns dafür sogar geschämt: Was zählt, ist Heiligkeit. Dabei geht es nicht nur um Beachtung und Erweiterung unseres Heiligenkalenders im Kirchenjahr. Es geht um uns selbst! Das Zweite Vatikanische Konzil unterstreicht die Berufung aller getauften und gefirmten Christen zur Heiligkeit: „Alle Christgläubigen sind zum Streben nach Heiligkeit und ihrem Stand entsprechender Vollkommenheit eingeladen und verpflichtet.“2 Was für alle gilt, nimmt umso mehr uns Priester in die Pflicht! Deshalb rufe ich Ihnen, liebe Weihekandidaten, heute zu: Habt keine Angst, heilig zu werden!
Damit ist nichts Außergewöhnliches oder gar Spektakuläres gefordert. Im Gegenteil: Heiligkeit beginnt mit der Demut. Denn es gibt nur den Einen Heiligen und der heißt Gott. Dieser heilige Gott schenkt uns Menschen Anteil an seiner Heiligkeit. Als Bild und Gleichnis hat der heilige Gott uns geschaffen. Das ist doch ein guter und verheißungsvoller Start! Aber wir kennen den weiteren Lauf der Geschichte. Zwar hat Gott uns gut ins Leben gerufen, der Mensch hat indes die ihm gesetzten Grenzen überschritten und sich auf den Thron des Allerheiligsten gesetzt. An diesem negativen Erbe, das uns eingeprägt ist, haben wir alle zu knabbern. Seit der Erbsünde hat sich Schlechtes in unser Menschsein eingeschlichen und eingenistet. Wir haben uns von Gott entfremdet. Trotzdem macht Gott nicht Schluss mit uns! Im Gegenteil: In seiner unerschöpflichen Liebe wirbt er um uns, auch wenn wir rückfällig werden. Der heilige Gott will, dass wir werden, was wir seinem Plan nach sein sollen: heilig. Gott heiligt uns Menschen.
In der Weihe zeigt sich das große Geschenk der Heiligung. Sie werden gleichsam zum verlängerten Arm Jesu Christi. Durch sie reicht er Menschen die Hand zum Heil und zur Heiligkeit. Auch die Bekleidung mit Stola und Messgewand bringt es zum Ausdruck: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“ (Gal 2,20) Ihn haben Sie angezogen wie ein Gewand. (vgl. Gal 3,27) Danke, dass Sie das große Geschenk der Heiligung für sich persönlich angenommen haben und es durch Ihren Dienst an die Menschen weitergeben wollen.
Liebe Weihekandidaten! Der heutige Tag ist sicher ein Höhepunkt in Ihrer Biographie. Doch dieses Fest darf keine Eintagsfliege sein. Konkret heißt das: Gottes Heilsangebot will immer wieder neu angenommen werden: Akzeptiert und rezipiert. Will sagen: Wir müssen leer werden, damit er uns füllen kann mit seiner Liebe und mit seiner Heiligkeit. Das bleibt unsere große Aufgabe auch und gerade nach der Priesterweihe – ein Leben lang. Papst Franziskus umschreibt unsere priesterliche Existenz sehr treffend: „Wir sind berufen, wie große Amphoren zu sein, um den anderen zu trinken zu geben. Manchmal verwandelt sich das Amphoren-Dasein in ein schweres Kreuz, doch gerade am Kreuz hat der Herr, durchbohrt von der Lanze, sich uns als Quelle lebendigen Wassers übereignet. Lassen wir uns die Hoffnung nicht nehmen!“3
Um Hoffnung zu stärken, braucht es das treue Gebet. Das Stundengebet, zu dem Sie sich verpflichtet haben, das persönliche Gebet in Stille und Betrachtung, das Sich-Vertiefen in die Heilige Schrift und die innerliche Annahme des Wortes Gottes. Das größte Geschenk aber ist die hl. Eucharistie. Täglich dürfen und sollen Sie nun das hl. Messopfer feiern. In diesem Zusammenhang darf ich Ihnen von einem Brauch erzählen, der über den hl. Papst Johannes Paul II. überliefert ist: Bei der Frühmesse in seiner Privatkapelle pflegte er mitunter kleine Zettel mitzubringen und bei der Gabenbereitung auf den Altar zu legen. Mit den Zetteln verband er Anliegen der Welt und der Menschen, die er in die hl. Messe hineinnahm. Wenn Sie sich mit Christus am Altar verbinden und in seiner Person (in persona Christi) handeln, dann sollen Sie stets Geschichten und Gesichter im Herzen tragen, die für all jene stehen, die Sie durch Christus im Heiligen Geist zum Vater bringen: Per Ipsum et cum Ipso et in Ipso … Manchmal kann einem schon schwindelig werden bei dem Gedanken, dass hier am Altar der Himmel offensteht und – wie es Papst Pius XII. einmal sagte – „ich dem himmlischen Vater so nahe sein darf wie nirgends sonst“.4
Ja, am Altar zelebrieren wir unter freiem, offenem Himmel. Über dem Altar tut sich der Himmel auf – nicht nur für Sie selbst, liebe Weihekandidaten, sondern für alle, die Ihrer Seelsorge anvertraut werden. Sie sollen ihnen heilsame Dienste erweisen. Das ist für viele heute schwer verständlich. Denn immer weniger Menschen wollen etwas von Gott wissen. Heiligkeit reduziert sich oft auf „Heilsein“ im medizinischen Sinn, auf Wellness und wohliges Gefühlsleben.
Doch eine solche Sicht greift zu kurz. Wir sind erst wirklich geheiligt, heil und heilig, wenn wir den Allerheiligsten – Gott – in die Mitte unseres Lebens und Wirkens rücken. So gesehen, geht Heiligkeit uns alle an. Heilig werden ist nichts Abgehobenes, nichts für Frömmelnde, auch nichts für Verschrobene, geschweige denn etwas für Scheinheilige. Heiligkeit ist bodenständig und authentisch. Die Leute merken, ob sie uns vertrauen können. Heilige Priester erzählen vom Himmel und stehen dabei mit beiden Beinen auf der Erde. Die Bewährung zur Heiligkeit beginnt hier und heute: Wir sind zwar in der Welt, aber nicht von der Welt.
In diesem Sinn gratuliere ich Ihnen zu Ihrem Entschluss, Priester zu werden und Ihr Leben voll und ganz ohne Rückversicherung in die Hände Gottes zu geben: „Herr, auf Dich vertraue ich, in Deine Hände lege ich mein Leben.“
Der heilige Gott, dem Sie dienen, möge Ihnen helfen, heilige Priester zu werden. Dann wird die Erneuerung der Kirche gelingen. Amen.
Fußnoten:
1 Verbreitet über die Agenzia Fides am 24. Juni 2021.
2 Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, V. Kapitel, Nr. 42.
3 Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium (2013), Nr. 86.
4 Überliefert von Madre Pasqualina in ihrem Buch: Ich durfte ihm dienen.
5 Vgl. Responsorium bei der Komplet.
Gleich zehn junge Männer wurden in Ottobeuren zum Priester geweiht. Foto (c) Priesterbruderschaft St. Petrus
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