Große Priesterweihe in Wien: "Priester sind selbst Sakrament"

18. Juni 2023 in Österreich


Acht Wiener Seminaristen von Kardinal Schönborn im Wiener Stephansdom geweiht - Schönborn: Jesus zum Maßstab für das eigene Wirken nehmen


Wien (kath.net/KAP) Bei Österreichs größter Priesterweihe im Jahr 2023 hat Kardinal Christoph Schönborn am Samstag im Wiener Stephansdom acht Männern die Hände aufgelegt. Die Aufgabe von Priestern sei nicht nur, Sakramente zu spenden, sondern auch, durch ihr "Menschsein" selbst "Sakrament, Zeichen und Werkzeug der Gegenwart Jesu" zu sein, sagte der Wiener Erzbischof in seiner Predigt vor mehr als 1.000 mitfeiernden Gläubigen im Dom. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, müsse man sich das ganze Leben lang mit der Person Jesu Christi immer vertrauter machen, sich von ihm prägen lassen und mit ihm einen "lebendigen, einfachen und direkten Umgang" pflegen.

Es sei durchaus herausfordernd, einen an Jesus orientierten Umgang mit anderen Menschen zu pflegen, räumte Schönborn ein. Jesus habe ehelos gelebt und dennoch "so unverwechselbar geliebt", habe sich von menschlicher Not nicht abschrecken und sich von ihr "berühren" lassen, da er zutiefst Mitleid empfunden habe. Wenn Jesus "für alle" aus bedingungsloser Liebe gestorben sei, dann auch für die ebenfalls am Samstag versammelten tausenden Teilnehmer der um die Wiener Innenstadt ziehenden Regenbogenparade, gab der Kardinal zu bedenken. Auch für die Reaktion auf die jüngste Flüchtlingstragödie im Mittelmeer mit mehreren hundert Ertrunkenen gelte es, "an den Augen und am Herzen Jesu" Maß zu nehmen.

Das Evangelium müsse somit für Priester stets das entscheidende Kriterium sein, das sie auch einfach und lebendig zu verkünden hätten - "nicht Geschichten oder eure Ideen", mahnte Schönborn. Weiters müsse die Feier der Gegenwart Gottes in der Eucharistie "Herz und Mitte" des priesterlichen Dienstes sein, als "das größte, das euch heute anvertraut wird", so der Erzbischof an die Weihekandidaten. Besonders legte er ihnen auch den Dienst der Versöhnung nahe, "in der geistlichen Begleitung und im Bußsakrament". Priester sollten zudem eine außerordentliche "Liebe zu den einfachen Menschen, den Armen und den Kindern" aufweisen und für sie ein besonderes Herz haben. Bei alldem gehe es darum, "nicht vorzustehen, sondern zu helfen", betonte Schönborn.

Acht verschiedene Berufungswege

Vier der insgesamt acht Neupriester stammen aus dem Wiener Erzbischöflichen Priesterseminar, darunter der aus Niederbayern stammende Christoph Dippl (54), ausgebildeter Elektroniker und Fachtheologe, der in seinem Diakonatsjahr in der Wiener Neustädter Dompfarre tätig war. Ebenfalls in Deutschland geboren ist Korbinian Parzinger (32), der auch Feinwerkmechaniker und Mitglied der Gemeinschaft Emmanuel ist und seine Primiz in der Wiener Pfarre Rossau feiern wird. Franz Vala (43) stammt aus Krems/Donau, hat vor seiner theologischen Laufbahn Vergleichende Literaturwissenschaft studiert und in der Pfarre Feuersbrunn als Diakon gewirkt.

Drei der neuen Priester erhielten ihre Ausbildung im Wiener Missionskolleg "Redemptoris Mater": Der Mexikaner Gaheris Diaz Betancourt (42), der in seinem Diakonatsjahr in der Wiener Pfarre "Maria Namen" tätig war, der Venezolaner Francisco Jose Frias Meza (31), vormals Diakon in Wien Döbling-St. Paul und vor dem Eintritt ins Priesterseminar Apotheken-Hilfskraft und Mathematiklehrer. Sein Landsmann Fernando Jose Heredia Guedez (34) war Diakon in der Wiener Pfarre St. Benedikt am Leberberg. Auch ein Ordensmann erhielt am Samstag das Sakrament der Priesterweihe gespendet: Der aus dem deutschen Karlsruhe stammende Markus Möslang (29), Mitglied der Brüder-Samaritern FLUHM und zuletzt in Retz tätig.

Eines der sieben Sakramente

Die Priesterweihe ist eines der sieben Sakramente der katholischen Kirche. Dem Katechismus zufolge prägt sie dem Weihekandidaten ein "unauslöschliches geistliches Siegel ein, macht ihn Christus, dem Priester, gleichförmig und befähigt ihn, im Namen Christi, des Hauptes, zu handeln". Die Weihe wird vollzogen, "um das Evangelium zu predigen, um den Gottesdienst zu feiern, vor allem die Eucharistie, aus der sein Dienst Kraft schöpft, und um der Hirt der Gläubigen zu sein".

Zentrales Element des Ritus ist die Handauflegung durch den Bischof mit Weihegebet, nach dem erfolgten Weiheversprechen und einer während des Hinlegens vor dem Altar ("Postratio") gebeteten Heiligenlitanei. Anschließend folgt das Anlegen der priesterlichen Gewänder, die Salbung der Hände, die Überreichung der eucharistischen Gaben von Brot und Wein und ein abschließender Friedensgruß. Die erste selbst gefeierte Heilige Messe nach der Priesterweihe wird als "Primiz" bezeichnet und hat als Abschluss den vom Neupriester gespendeten Primizsegen für die Gläubigen.

Insgesamt wird es in der katholischen Kirche in Österreich im Jahr 2023 voraussichtlich 28 Neupriester geben. Der traditionelle Weihetermin ist das Apostelfest "Peter und Paul" am 29. Juni.

Copyright 2023 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten
Foto © Erzdiözese Wien/ kathbild.at / Franz Josef Rupprecht


© 2023 www.kath.net