5. Juli 2023 in Weltkirche
Regierungskritischer Bischof, der in einem weltweit kritisierten Urteil zu 26 Jahren Haft verurteilt wurden, soll sich laut diplomatischen Kreisen auf einem kirchlichen Areal in Managua aufhalten - Verhandlungen zwischen Regierung und Kirche laufen
Managua (kath.net/KAP) In Nicaragua ist der seit Monaten inhaftierte regierungskritische Bischof Rolando Alvarez (56) offenbar aus dem Gefängnis entlassen worden. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch unter Berufung auf diplomatische Kreise. Der Bischof von Matagalpa soll sich demnach seit dem späten Montagabend auf einem kirchlichen Areal in der Hauptstadt Managua aufhalten. Den Angaben zufolge laufen Verhandlungen zwischen der Regierung und den katholischen Bischöfen des Landes über die Zukunft von Alvarez. Dies beinhalte auch die Möglichkeit, dass der Bischof aus dem zentralamerikanischen Land ausgewiesen oder anderweitig ins Exil geschickt werden könnte.
Die nicaraguanische Menschenrechtsaktivistin Bianca Jagger verfügt nach eigenen Angaben über Informationen, dass Alvarez aus dem Gefängnis "La Modelo" gebracht worden sei und möglicherweise in Kürze nach Rom geschickt werde, berichtete das Portal "La Prensa" (Dienstag Ortszeit).
Als Erste hatte die Nachrichtenagentur Confidencial berichtet, dass Alvarez am Montagabend freigelassen worden sei. Der Bischof, prominenter Kritiker von Präsident Daniel Ortega, war im Februar in einem weltweit kritisierten Urteil wegen Landesverrats zu 26 Jahren Haft verurteilt worden. Schon seit August 2022 hatte er nach wiederholter Kritik an Menschenrechtsverletzungen der sandinistischen Regierung unter Hausarrest gestanden.
In der seit Jahren andauernden innenpolitischen Krise in Nicaragua haben die Kirche, Menschenrechtler und unabhängige Medien immer wieder in scharfer Form die Menschenrechtsverletzungen der Regierung kritisiert.
Inzwischen sind fast 4.000 NGOs verboten worden. Die Regierung des linksgerichteten Präsidentenpaares Daniel Ortega und Rosario Murillo ließ auch kirchliche Einrichtungen und Universitäten schließen und ging gezielt gegen Kirchenvertreter vor. Bereits seit mehreren Jahren befindet sich der katholische Weihbischof von Managua, Silvio Baez, nach Morddrohungen im Exil.
Jüngst wurden mehr als 200 politische Gefangene ausgebürgert und in die USA ausgeflogen, darunter auch katholische Priester. Derzeit deutet nichts auf ein versöhnliches Ende der innenpolitischen Spaltung Nicaraguas, die in der Vergangenheit bereits Hunderte Tote bei Ausschreitungen gefordert hat. Die Ortega-Regierung weist die Vorwürfe als politische Kampagne zurück.
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Archivfoto: Bischof Alvarez bei seiner Verhaftung
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