6. Juli 2023 in Aktuelles
„Ich bin strikt gegen Abtreibung und ich vertrete, dass Ehe nur eines ist: diese stabile Verbindung zweier so unterschiedlicher Wesen wie Mann und Frau, die aufgrund genau dieser Verschiedenheit in der Lage sind, neues Leben hervorzubringen.“
Vatikan (kath.net/pl) „Sehen Sie: so wie ich strikt gegen Abtreibung bin (und ich fordere Sie auf, in Lateinamerika jemanden zu finden, der mehr Artikel gegen Abtreibung geschrieben hat als ich), so vertrete ich auch, dass 'Ehe' im engeren Sinne nur eines ist: diese stabile Verbindung zweier so unterschiedlicher Wesen wie Mann und Frau, die aufgrund genau dieser Verschiedenheit in der Lage sind, neues Leben hervorzubringen.“ Das erläutert der neu ernannte Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Víctor Manuel Fernández von La Plata, im spanischsprachigen Interview mit dem katholischen Portal „InfoVaticana“. Es gebe nichts, was mit dieser Verbindung zwischen Mann und Frau vergleichbar sei. Die Bezeichnung Ehe „zu verwenden, um etwas anderes auszudrücken, ist weder gut noch richtig.“ Er stellte ausdrücklich fest, „dass Gesten oder Handlungen, die etwas anderes ausdrücken könnten, vermieden werden sollten. Aus diesem Grund denke ich, dass die größte Vorsicht geboten ist und Rituale oder Segnungen vermieden werden sollten, die diese Verwirrung verstärken könnten.“ Doch selbst wenn ein Segen so gegeben werde, „dass er nicht diese Verwirrung hervorruft, muss er analysiert und bestätigt werden. Wie Sie sehen werden, gibt es einen Punkt, an dem eine eigentlich theologische Diskussion beendet wird und man sich einer Frage zuwendet, die eher abwägender oder disziplinarischer Natur ist.“
Der künftige Glaubenspräfekt positionierte sich keineswegs als ausdrücklicher Freund des deutsch-synodalen Weges. Auf die Frage des Interviewers von „InfoVaticana“ erläuterte Fernández wörtlich: „Ich gestehe, dass ich als Erzbischof von La Plata begeistert war von dem, was mir zusteht: nämlich das Evangelium zu verkünden, zu predigen, Spiritualität zu vermitteln (wussten Sie, dass es in den meisten meiner Bücher um Gott, Gebet, Maria, die Messe, Beichte, das Ewige Leben geht?) und ich habe wenig Zeit für Binnenkirchliches aufgewendet. Ein ganzes Jahr lang habe ich jeden Tag eine Radiosendung gemacht, in der es nur darum ging, über Gott und seine Eigenschaften zu sprechen. Deutsche ziehen immer die Aufmerksamkeit auf sich, und in meinem Stil als Erzbischof war diese Sorge um die Weihe von Frauen oder ähnliches nicht vorhanden. Offensichtlich liegt es jetzt an mir, mich über die Angelegenheit auf dem Laufenden zu halten, zuzuhören, zu sprechen und mich zu beraten. Vorerst muss ich Ihnen sagen, dass ich nicht glaube, dass an dieser deutschen ‚Bewegung‘ nichts Gutes steckt. Einmal sagte mir Kardinal Ladaria, er hoffe, dass es einen Ketzer geben würde, der uns zwingen würde, unseren Glauben zu vertiefen. Diese historische Frage wird etwas Gutes für uns hinterlassen, auch wenn es notwendig sein kann, die Dinge zu polieren, zu spezifizieren und sie zur Reife zu bringen.“
Die katholische Glaubenslehre sei unveränderlich, erläuterte Fernández dann weiter, „denn sie ist letztendlich das unergründliche, wunderbare und unveränderliche Geheimnis der Dreifaltigkeit, die in Christus zum Ausdruck kommt. Alles ist da, und das lässt sich nicht verbessern oder ändern. Dem ist nichts hinzuzufügen. Eine andere Sache ist unser Verständnis dieser Lehre, und das hat sich tatsächlich geändert und wird sich auch weiterhin ändern. Deshalb heißt es beispielsweise in Dei Verbum, dass die Arbeit von Exegeten die Meinung der Kirche reifen lassen kann.“
Über sein Buch „Heile mich mit deinem Mund – Die Kunst des Küssens“ sagte der bisherige Erzbischof von La Plata, dessen Ernennung zum Kardinal vorhersagbar ist: „Jeder Theologe, Bibelwissenschaftler oder Schriftsteller weiß, dass es bei der Interpretation eines Textes darauf ankommt, sich klar vor seinem eigenen Genre zu positionieren und von ihm nicht das zu verlangen, was er nicht geben kann.“ Dieses Buch habe er „zusammen mit einer Gruppe junger Leute gemacht habe, als ich noch ein sehr junger Pfarrer war. Und das Thema dieses Buches ist zutiefst konservativ. Weißt du, warum? Weil ich auf das Anliegen dieser von mir sehr gut ausgebildeten jungen Menschen eingegangen bin, anderen jungen Menschen erklären zu lernen, warum voreheliche Beziehungen vermieden werden sollten. Schauen Sie, welcher Fortschritt das Ziel des Buches war.Beim Reden und Reden kam uns der Gedanke, zu betonen, dass Sex nicht alles ist, dass man, wenn man ihn aufschiebt, viele andere Ausdrucksformen der Liebe entwickeln und in dieser Liebe wachsen kann. Als Beispiel für einen dieser Ausdrucksformen der Zuneigung, die ohne Sex möglich sind, gab es den Kuss. Also haben wir gemeinsam mit ihnen andere Jugendliche befragt, nach Gedichten gesucht und diesen Katechismus zusammengestellt. Es war kein theologisches Handbuch, es war ein pastoraler Versuch, den ich nie bereuen werde. Natürlich würde ich so etwas heute nicht schreiben, ich bin bereits 60 Jahre alt und beginne, mich auf das ewige Leben vorzubereiten. Tatsächlich bat ich kurz darauf den Verlag, es nicht erneut zu drucken. Kommt es Ihnen nicht unhöflich vor, dieses kleine Buch zu nehmen und einzelne Sätze aus diesem Jugendpastoralbüchlein zu verwenden, um mich als Theologen zu beurteilen?“
Die Aufgaben eines Präfekten der Glaubenskongregation natürlich „könnten auch neu gestaltet werden, und der Papst hat das Recht, ihnen ein anderes Gesicht zu geben. Erscheint es Ihnen etwa nicht richtig, dass irgendwann in der Geschichte ein Lateinamerikaner, der in der Peripherie Pfarrer war, diese Position einnehmen sollte? Der „mit einer Sensibilität für die von der Gesellschaft Ausgestoßenen aufgewachsen ist, die dem Schmerz nahe kommt?“ Der eine „ganz andere Lebensgeschichte“ hat als ein Europäer oder Amerikaner, „der aber gleichzeitig Doktor der Theologie ist? Ich sage es Ihnen noch einmal, dass ich aus der Geschichte lernen werde, dass ich die Prozesse respektieren werde, dass ich einen Dialog führen werde, aber ich werde es ‚auf meine eigene Weise‘ tun.“
Er habe inzwischen „einen Brief an die Mitglieder des Dikasteriums geschickt, in dem ich ihnen mitteilte, dass ich Kardinal Ladaria als Theologen und auch für seinen Arbeitsstil bewundere, den ich für vorbildlich halte, aber ich fügte hinzu, dass ich [meine neue Aufgabe] „auf meine eigene Art“ tun werde, wie es in einem italienischen Lied heißt. Angesichts der Forderung des Papstes nach Synodalität werde ich zunächst etwas zuhören müssen, bevor ich Entscheidungen treffe, aber aus dem Brief, den mir der Papst geschickt hat, ergeben sich sicherlich Überlegungen, die wir in irgendeiner Weise umsetzen müssen.“
Link zum spanischsprachigen Oritinalinterview: Víctor Manuel Fernández a InfoVaticana: «Lo que está mal, está mal y yo defiendo la moralidad objetiva»
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