29. Juli 2023 in Buchtipp
Auszug 2 aus dem neuen Buch von Gabriele Kuby zum Synodalen Weg: „Fürchte dich nicht du kleine Herde. Wenn die Hirten mit den Wölfen tanzen“.
Linz (kath.net)
Neubewertung der Homosexualität und der geschlechtlichen Vielfalt
Worin besteht die „Umkehr“, zu welcher der Synodale Weg aufruft? In einem Satz: Was als Sünde galt, soll Sünde nicht mehr sein. Der Begriff Sünde hat ausgedient, der Begriff Tugend kommt nicht vor. Damit wird die zentrale Aufgabe der Kirche aufgegeben.
Für eine Welt, die Gott nicht mehr kennt, ist der Begriff Sünde eine Provokation. Seit der Ablehnung der Enzyklika Humanae Vitae 1968 scheut sich die Kirche, die Sexualmoral zu verkünden. Nun entschuldigt sie sich dafür, dass sie praktizierte Sexualität außerhalb der Ehe von Mann und Frau, insbesondere praktizierte Homosexualität, als Sünde bezeichnet hat und damit den Betroffenen „Leid zugefügt und sie in ihrer Würde verletzt hat“.
Bereits vor den Schlussabstimmungen des Synodalen Wegs im März 2023 hatte die Reform des kirchlichen Arbeitsrechts, die Neubewertung von Homo- und Transsexualität umgesetzt. Jene 800.000 hauptberuflichen Mitarbeiter in den Ordinariaten dürfen leben, wie sie wollen: schwul, lesbisch, transgender oder non-binär, verheiratet oder unverheiratet.
Wie soll ein armer Bischof noch seinem Herrn, Jesus Christus, treu bleiben können mit Tausenden von Mitarbeitern, von denen nicht verlangt wird, nach den Geboten Gottes zu leben? Aber die Bischöfe selbst sind es, die sich über Jahrzehnte in diese Situation gebracht haben. Immer wieder entschied sich die Mehrheit für das Schweigen, machte opportune Abstriche an der Wahrheit, um nicht ins Feuer der Kritik zu geraten, sei es von den Medien, den eigenen Mitarbeitern oder den kirchensteuerfinanzierten Laienorganisationen. Nun streichen sie die Segel, in welche der Heilige Geist blasen könnte, vollends: Entgegen den verbindlichen Weisungen des Lehramts darf praktizierte Homosexualität kein Weihehindernis mehr darstellen.
Schall und Rauch ist dem Synodalen Weg die „Instruktion über Kriterien zur Berufungsklärung von Personen mit homosexuellen Tendenzen im Hinblick auf ihre Zulassung für das Priesteramt und zu den heiligen Weihen“, welche Papst Benedikt XVI. bereits 2005, im ersten Jahr nach seiner Wahl, erlassen hat. Darin heißt es:
Im Licht dieser Lehre hält es dieses Dikasterium . . .für notwendig, mit aller Klarheit festzustellen, dass die Kirche bei aller Achtung der betroffenen Personen jene nicht für das Priesterseminar und zu den heiligen Weihen zulassen kann, die Homosexualität praktizieren, tief sitzende homosexuelle Tendenzen haben oder eine sogenannte homosexuelle Kultur unterstützen.
Hätten sich die Kardinäle, Bischöfe, Regenten der Priesterseminare und Priester daran gehalten, gäbe es den Großteil der Opfer des sexuellen Missbrauchs nicht. Aber stattdessen ist die Kirche auf allen Ebenen mit homosexuellen Netzwerken und Seilschaften durchzogen. Der Anteil der Homosexuellen unter den Priestern ist um ein Vielfaches höher als im Durchschnitt der Bevölkerung. Nach seriösen Schätzungen beträgt er mindestens 20 Prozent.
[Homosexualität] wurde nicht nur hingenommen und toleriert und vertuscht, sondern es wird in den Handlungstexten der infame und jeder Logik entbehrende Versuch unternommen, die katholische Sexualmoral für den Missbrauch verantwortlich zu machen.
Aber nicht die Angleichung an die Welt, die keine sexuellen Schranken mehr kennt, führt zu reifer Sexualität, sondern die Antwort auf den hohen Ruf Gottes zur liebenden Ganzhingabe und Fruchtbarkeit. Denn die Ehe ist das irdische Spiegelbild der Ganzhingabe Jesu an seine Braut, die Kirche (vgl. Eph 5,31-32). Es ist ein Ruf auf den Höhenweg der Liebe, welcher der geistlichen Praxis bedarf, um der Gnade Gottes teilhaftig zu werden. Diesen Ruf Gottes vernehmbar zu machen und den Weg begehbar, ist Aufgabe der Kirche in einer Welt, die in einem halben Jahrhundert alle moralischen Normen umgestürzt hat. Die Kirche besitzt die Antwort auf das unsägliche Leid, das durch die zerbrochenen Ehen und Familien über die Menschen gebracht wird: die Erziehung zur Tugend der Keuschheit, um fähig zu werden, in ehelicher Bindung Kindern die Heimstatt zu geben, die sie brauchen, um zu liebenden, leistungsfähigen Erwachsenen zu werden.
Kaum ein Priester wagt noch über Sexualmoral zu predigen. Wenn er es doch tut, dann riskiert er seine priesterliche und bürgerliche Existenz. Die Verkündigung des ganzen Evangeliums – sie ist angstbesetzt. Die Bischöfe zittern vor den Medien und die Priester zittern vor den Bischöfen und dem liberalen Kirchenvolk, das sie bei den Bischöfen anschwärzt. Dass der Bischof sie verteidigt, damit können sie nicht mehr rechnen. Welche Enttäuschung, welche Not für einen Priester, wenn er für sein mutiges Bekenntnis von seinem Bischof, dem er die Treue versprochen hat, fallengelassen wird.
Hat man einmal praktizierte Homosexualität für gut erklärt, dann ist der Ort der Sexualität in der Schöpfungsordnung aufgegeben, nämlich die Fortpflanzung und das Ein-Fleisch-Werden von Mann und Frau in der lebenslangen ehelichen Bindung. Damit ist das Tor zur Rechtfertigung jeder Art von sexueller Sünde geöffnet. Was spricht gegen Polygamie, die sexuelle Gemeinschaft von mehr als zwei Menschen beliebigen Geschlechts, die „Verantwortung füreinander übernehmen“?
Wenn praktizierte Homosexualität keine Sünde ist und von der Kirche gesegnet werden muss, was spricht dann gegen die sakramentale Ehe von gleichgeschlechtlichen Paaren, „die sich lieben“? Wäre es nicht Diskriminierung und eine Verletzung von Menschenrechten, diese zu verweigern?
„Diskriminierung“ ist es nach diesem Konzept, wenn die biblische Lehre über Sexualität verkündet wird. Das Problem dabei ist, dass Gott „diskriminiert“. Er, nicht der Mensch, setzt die Bedingungen für das gute Leben auf der Erde und den Einlass in den Himmel, und er hat diese Bedingungen klar offenbart.
Wird nun ein Priester, der es wagt, die Sexuallehre der Kirche zu predigen, „anwaltschaftlich und konkret“ von seinem Bischof bestraft bis hin zur Laisierung und bei den staatlichen Anti-Diskriminierungs- und neu geschaffenen Denunziationsstellen, gar bei den Gerichten, wegen „Hassrede“ angezeigt?
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