Fürstin, Mutter, Ordensgründerin, Ratgeber von Päpsten – 650. Todestag der hl. Birgitta von Schweden

22. Juli 2023 in Spirituelles


„Als spirituelle Führerin wurde sie von vielen Menschen, so auch von Adligen und Päpsten aufgesucht und um Rat gebeten.“ Gastbeitrag zu ihrem Todestag am 23.7.1373 (gest. in Rom). Von Elmar Lübbers-Paal


Stockholm (kath.net) Die heilige Birgitta von Schweden, auch bekannt als "die große Schwedin", war eine einflussreiche Mystikerin und Gründerin des Ordens des heiligen Erlösers (heute „Birgittinen“). Ihr Leben und ihre Schriften haben vom Mittelalter bis heute ihre tiefe spirituelle Bedeutung behalten und inspiriert immer noch Menschen auf der ganzen Welt.

Geboren wurde Birgitta im Jahr 1303 im schwedischen Finsta (Provinz Uppland). Sie wurde in eine wohlhabende, fürstliche Familie geboren und erhielt eine umfassende Bildung, was zu ihrer außergewöhnlichen Intelligenz und Weisheit beitrug. Bereits in jungen Jahren zeigte sie eine starke religiöse Neigung und ein tiefes Verständnis für die Lehren der Kirche. Erste Heilands-Visionen empfing sie bereits in Kindheitsjahren.

Mit 13 Jahren heiratete Birgitta den adligen Ulf Gudmarsson. Das Ehepaar hatten acht Kinder. Diese Zeit in ihrem Leben war geprägt von familiären und gesellschaftlichen Verpflichtungen, doch Birgittas spirituelles Streben wurde immer stärker. Nach dem Tod ihres Ehemanns im Jahr 1344 widmete sie sich ganz der religiösen Praxis und suchte nach Glaubenszweifeln das tiefere Verständnis für die Glaubensinhalte.

Birgitta hatte eine Reihe von mystischen Erfahrungen, in denen sie Visionen und Botschaften von Gott erhielt. Diese Erfahrungen führten dazu, dass sie ihre Erkenntnisse und Offenbarungen in einer Reihe von Schriften niederschrieb, die später als "Revelaciones" bekannt wurden. Diese Schriften spiegelten ihre tiefe Hingabe an Gott, ihre Sorge um die Erneuerung der Kirche samt ihrer prophetischen Visionen wider. Ihr asketisches Leben führte sie als „Braut Christi und Sprachrohr“. So setzte sie sich stark für die Rückkehr des Papstes von Avignon nach Rom ein.

Ihre Niederschriften haben ganz unterschiedliche Inhalte, wie die Verehrung der Heiligen, die Heilige Schrift und das Leben und Leiden Christi. Birgitta forderte auch eine dringend notwendige Reform der Kirche und kritisierte die weltliche Macht der damaligen Kirchenfürsten. Ihre Schriften fanden großen Anklang und verbreiteten sich rasch. Sowohl bei den einfachen Gläubigen als auch bei den Klerikern stieß sie damit auf breite Zustimmung.

Als spirituelle Führerin wurde sie von vielen Menschen, so auch von Adligen und Päpsten aufgesucht und um Rat gebeten. Durch ihren friedenspolitischen Einsatz zwischen den Kriegsparteien England und Frankreich während des Hundertjährigen Krieges und bei der drohenden Kirchenspaltung ab 1375, ist sie das große Vorbild auch für unsere Zeit! Sie gründete mit ihrer gleichfalls heiliggesprochenen Tochter Katherina von Vadstena den heute noch existierenden Orden der Birgittinen, der sich sehr für die Unterstützung armer Frauen einsetzt. Damals schon versuchte die Gemeinschaft, Prostituierten einen Neuanfang zu ermöglichen.

Die Heilige sprach sich für die heute unübliche Klostergründung als „Doppelkloster“, also mit einem Männer- und einem Frauentrakt aus. Seiner Zeit war es durchaus üblich, dass eine adlige Person ein Doppelkloster als Abt oder Äbtissin führte. Die heilige Birgitta war eine beeindruckende Persönlichkeit, deren Einfluss weit über ihr Leben hinausging. Ihre Schriften inspirierten viele Menschen zur Nachfolge Christi und riefen zur Reform der Kirche auf. Auch heute noch werden ihre Werke gelesen und geschätzt. Ihr Vermächtnis ist jedoch nicht nur in ihren Schriften zu finden, sondern auch in ihrem Beispiel als Frau von tiefem Glauben und großer Entschlossenheit.

Birgitta fand auch harte Worte für nicht statthafte Zustände ihrer Zeit. So ist überliefert, dass sie König Magnus II. aufs heftigste tadelte, weil dieser, trotz des päpstlichen Bannes, wegen seiner homoerotischen Beziehung zum Aristokraten Bengt Algotsson, die heilige Messe besuchte.

In der Gesamtschau ihres Lebens und Wirkens können wir festhalten: Trotz ihrer Strenge ermutigt sie uns dazu, die Stimme gegen Ungerechtigkeiten zu erheben und für eine bessere Welt einzutreten. Denn als Christen haben wir die Verantwortung, aktiv zum Frieden beizutragen – sei es durch Gebet oder Handeln. Ihr Vermächtnis bleibt bis heute relevant und inspiriert Menschen weltweit dazu, ihr Leben im Dienst an anderen auszurichten. In einer Zeit voller kriegerischer Unsicherheiten können wir von ihrem Beispiel lernen: Mutig unseren Weg im Vertrauen auf Gott zu gehen, mit dem Ziel vor Augen, eine gerechtere Welt zu schaffen.

1999 wurde Birgitta von Papst Johannes Paul II. zusammen mit der Kirchenlehrerin Katharina von Siena und der heiligen Edith Stein zur Patronin Europas erhoben.

Brigitta wurde 1303 in Finsta (Schweden) geboren und starb am 23. Juli 1373, Rom


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