Irak: Patriarch Sako verlässt Bagdad

17. Juli 2023 in Weltkirche


Sako sieht sich starkem politischem Druck und schwerwiegenden Anschuldigungen ausgesetzt und spricht von einem "noch nie dagewesenen politischen, nationalen und moralischen Chaos" im Irak


Bagdad/Erbil (kath.net/KAP) Der chaldäisch-katholische Patriarch Louis Raphael Sako hat am Samstag in einem öffentlichen Schreiben angekündigt, dass er sich aus der Patriarchalresidenz in Bagdad zurückziehen bzw. nicht mehr dorthin zurückkehren wird. Er werde sich stattdessen in die Autonome Region Kurdistan im Norden des Irak in ein Kloster begeben. Der Patriarch traf diese Entscheidung, nachdem der irakische Präsident Abdul Latif Rashid am 3. Juli ein vom früheren Präsidenten Jalal Talabani erlassenes Sonderdekret aus dem Jahr 2013 aufhob, das Sako weitreichende Befugnisse zur Verwaltung chaldäischer Stiftungsangelegenheiten einräumte und in dem er offiziell als Oberhaupt der Chaldäischen Kirche anerkannt wurde.

Am Freitag hatte Sako sogar einer Vorladung zur Polizei Folge leisten müssen. Ihm wird vorgeworfen, Kirchenbesitz unrechtmäßig veräußert zu haben. Im Anschluss an die Vernehmung war Sako  nach Istanbul geflogen, wo er an diesem Sonntag die Weihe des neuen chaldäischen Bischofs für Diyabakir, Sabri Anar, vornimmt.

In dem öffentlichen Schreiben Sakos, das an Präsidenten Rashid, den irakischen Premierminister Muhammad Shiaa al-Sudani sowie zugleich an das christliche und irakische Volk gerichtet war, machte der Patriarch allerdings keine näheren Angaben zum Kloster, in das er gehen wolle.

Der chaldäische Erzbischof von Erbil, Bashar Warda, bestätigte am Samstag auf einer Pressekonferenz, dass Kardinal Sako künftig die kirchlichen Angelegenheiten von der Region Kurdistan aus beaufsichtigen werde. Der Sitz des Patriarchats der Chaldäischen Kirche werde aber nicht verlegt.

Die Christen im Nordirak haben sich am Donnerstag bei öffentlichen Kundgebungen hinter den chaldäisch-katholischen Patriarchen Louis Raphael Sako gestellt. Ebenso trafen aus der ganzen Welt Solidaritätsbekundungen chaldäischer und weitere Bischöfe im Patriarchat in Bagdad ein.

Der Patriarch sprach in seinem Schreiben auch von einem "noch nie dagewesenen politischen, nationalen und moralischen Chaos". Er fügte hinzu, dass die jüngsten dramatischen Entwicklungen andauern würden und er selbst angeklagt werde, während der tätsächlich Schuldige frei sei und geschützt werde. Gemeint ist damit Rayan Al-Kildani, Gründer der Miliz "Babylon-Brigaden" und der politischen "Babylon-Bewegung". Mit diesem ficht Patriarch Sako seit Langem einen Konflikt aus.

Kildani wird von verschiedenen Seiten vorgeworfen, dass er in Diensten des Iran steht und christliches Eigentum in großem Stil an iranische Mittelsmänner verkauft. Sako und Kildani lieferten sich in den vergangenen Monaten heftige Wortgefechte. Der Patriarch warf dem Politiker und Milizenführer u.a. vor, nicht die Interessen der Christen zu vertreten, auch wenn er dies vorgebe. Kildani warf Sako seinerseits vor, sich in die Politik einzumischen, Land unrechtmäßig zu veräußern und den Ruf der Chaldäischen Kirche zu schädigen.

Copyright 2023 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten


© 2023 www.kath.net