Großerzbischof Schewtschuk: Kyrill treibt "Logik des Teufels"

25. Juli 2023 in Aktuelles


Ukrainisch-katholischer Großerzbischof Schewtschuk nach russischem Angriff auf Kathedrale von Odessa mit scharfer Kritik am Moskauer Patriarchen - Kyrill auf Moskauer Bischofsversammlung mit Rundumschlag gegen Ukrainisch-katholische Kirche


Kiew/Moskau  (kath.net/KAP) Die von einer russischen Rakete in der Nacht zum Sonntag schwer beschädigte orthodoxe Kathedrale von Odessa hat zu einem neuerlichen heftigen Wortgefecht zwischen Kirchenvertretern in der Ukraine und in Russland geführt. Der ukrainisch-katholische Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk sprach am Montag von einer "Logik des Teufels", die Patriarch Kyrill umtreibe. "Stellen Sie sich einen solchen Patriarchen vor, der zuerst die Kathedrale weiht und dann die Rakete segnet, die in das Heiligtum fliegt und es zerstört", so der Großerzbischof wörtlich in einer auf der Website der Griechisch-katholischen Kirche veröffentlichten Stellungnahme.

Er sprach zugleich den Angehörigen der Ukrainisch-orthodoxen Kirche (UOK) sein Mitgefühl aus. Die Erlöser- und Verklärungskathedrale ist die größte orthodoxe Kirche in Odessa und gehört zur Ukrainisch-Orthodoxen Kirche, die bis vor rund einem Jahr dem Moskauer Patriarchat unterstellt war. Aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte sich die Kirche im Mai 2022 aber vom Moskauer Patriarchat losgesagt und sich für unabhängig erklärt. Der tatsächliche Status der Kirche ist allerdings ungewiss und in der Ukraine steht die Kirche stark unter Druck.

Die UOK-Kirchenleitung von Odessa verurteilte jedenfalls "die Aggression der Russischen Föderation gegen die Ukraine, diesen Terrorakt gegen das Hauptheiligtum und das geistige Zentrum der Stadt Odessa". Und auch das Oberhaupt der UOK, Metropolit Onufri, äußerte seine tiefe Trauer über "den weiteren feindlichen Angriff auf die Stadt Odessa". "Wer in den Himmel zielt, trifft letztlich sich selbst", betonte er. Von ukrainischer Seite musste er sich allerdings den Vorwurf gefallen lassen, sich nicht deutlicher von Moskau bzw. vom Moskauer Patriarchat abzugrenzen. Das Moskauer Patriarchat hatte sich nämlich schon kurz nach dem Angriff den offiziellen russischen Narrativ zu eigen gemacht und in einer Presseerklärung davon gesprochen, dass wohl eine ukrainische Fliegerabwehrrakete die Kirche zerstört habe. Die Ukrainer seien unfähig, Fliegerabwehrsysteme zu benützen bzw. würden diese absichtlich so positionieren, dass auch Wohngebiete gefährdet sind, behauptete

Kyrill kritisiert ukrainische Katholiken

Für großen Ärger in der Ukraine sorgte auch die jüngste Bischofsversammlung des Moskauer Patriarchats. Kyrill hatte in seinem Bericht auf der Plenarsitzung der Bischofsversammlung der Russischen Orthodoxen Kirche, die am 19. Juli in Moskau stattfand, erstmals in dieser Deutlichkeit Kritik an der mit Rom verbundenen Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche geübt, wie der Ökumene-Fachdienst der deutschen Katholischen Nachrichtenagentur KNA in seiner aktuellen Ausgabe berichtete. Der Patriarch bezichtigte sie in seiner Rede vor den Bischöfen der "Aufstachelung und Aufrechterhaltung der Verfolgung des orthodoxen Volkes der Ukraine".

Auch sie gehöre zu den "eigentlichen Nutznießern zahlreicher gesetzloser Beschlagnahmungen orthodoxer Kirchen auf dem Territorium der Ukraine". In seiner Ansprache wies der Patriarch auch generell darauf hin, dass in seiner Sichtweise "die Idee der Unia - die Unterordnung des kirchlichen Lebens unter Rom mit der scheinbaren Bewahrung des östlichen Ritus - bereits seit mehreren Jahrhunderten, beginnend im späten 16. Jahrhundert, unermessliches Leid über die orthodoxen Christen auf dem Gebiet der Polnisch-Litauischen Gemeinschaft gebracht hat, zu der einst von russischen orthodoxen Menschen bewohnte Gebiete gehörten."

Auch heute hätten sich die Unierten voll und ganz "mit der unverhohlen nationalistischen Agenda identifiziert", die in der Ukraine gepflegt werde, und wären zu "Komplizen der ukrainischen Behörden bei der Umsetzung ihrer diskriminierenden Politik" gegenüber der Ukrainischen Orthodoxen Kirche geworden, behauptete Kyrill. Keine Akzeptanz der UOK Kyrill ging in seinen Ausführungen weiters auch davon aus, dass die UOK nach wie vor selbstverständlich Bestandteil des Moskauer Patriarchats sei. Darauf machte der Pressesprecher der konkurrierenden Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), Evstratiy (Zoria), aufmerksam, indem er auf die statistischen Angaben des Patriarchen in seiner Rede hinwies. Zoria hielt in seiner Stellungnahme zudem fest, dass vonseiten der UOK niemand gegen diese Darstellung des Moskauer Patriarchen protestiert hatte.

Auch wenn die führenden Vertreter der UOK in der Ukraine selbst immer wieder beteuern würden, sich von Moskau gelöst zu haben, mache sie dies nicht glaubwürdiger. Unterdessen haben am Dienstag aber zahlreiche Geistliche der UOK Metropolit Onufri öffentlich aufgerufen, ein Konzil einzuberufen, auf dem endgültig die Loslösung von Moskau beschlossen werden soll. In einem offenen Brief nannten die Priester die Aggression Russlands gegen die Ukraine "satanisch" und verurteilen die Unterstützung des Krieges durch Patriarch Kyrill, wie das Nachrichtenportal "risu" berichtete.

 

Foto:  Die Kathedrale von Odessa nach den Angriff der Russen

 

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