7. August 2023 in Kommentar
Die Initiative eines Heiligen Papstes bleibt ein nachhaltig wirkendes Zeichen für die Welt und eine Tankstelle des Glaubens für die jungen Menschen - Der Montagskick von Peter Winnemöller
Lissabon (kath.net)
Man sollte aufhören, wenn es am schönsten ist. So war 2016 der Weltjugendtag in Krakau für mich der (vorerst und vielleicht wirklich) letzte Weltjugendtag, von dem ich vor Ort berichten konnte. Es bleibt eine tolle Erinnerung. In der Heimat des Heiligen Papst Johannes Paul II. entstand eine unglaublich dichte Atmosphäre. Die Jugend der Welt war unterwegs auf den Spuren der Barmherzigkeit Gottes. Neben Johannes Paul II. war auch Schwester Faustyna auf diesem Weltjugendtag geradezu omnipräsent. Jeder Weltjugendtag, das kann man so sagen, hat seine besondere Lehre, seine Katechese, seinen Auftrag an die christliche Jugend der Welt.
Wegen der Pandemie verschoben, fand der diesjährige 37. WJT in Lissabon nun ein Jahr später statt. Das tat der Faszination keinen Abbruch und die Berichte in den katholischen Medien konnten durchaus auch aus der Ferne beeindrucken. Aus Deutschland nahmen nur wenige Pilger teil, so war in den einschlägigen Medien immer wieder zu lesen. In der Tat ist Deutschland kein dezidiert christliches Land mehr. Die Wurzeln unserer Kultur mögen nachwirken. Das ist alles. Das Christentum lebt von denen, die sich in und mit ihrem Leben zu Christus bekennen. Christentum lebt von der Begegnung mit Christus. Diese ereignet sich in der Begegnung untereinander, im Hören des Wortes und im Sakrament. Damit ist mit einem Satz das Konzept des Weltjugendtages dargestellt.
In einer globalisierten Welt ist es gut und richtig, Gelegenheiten zu schaffen, dass sich Christen aus aller Welt begegnen können. Das hatte Papst Johannes Paul II richtig verstanden und so besonders die christliche Jugend der Welt zusammengerufen. Seit 1984 und damit seit nunmehr fast vierzig Jahren, ist der Weltjugendtag eine Bewegung die alle zwei bis drei Jahre junge Christen an einem Ort der Welt versammelt. Immer gehört der Papst dazu. Immer ist es im innersten Kern diese eine Botschaft: die Verantwortung für die Kirche, für den Glauben für die Mission liegt immer und in allen Jahrhunderten in den Händen der Jugend, die diesen Glauben von den Zeugen der vor ihnen liegenden Generationen erhalten hat und nun weitergeben muss. Der Weltjugendtag war von Anfang an und wird es sein, solange es ihn geben kann: Ein Instrument der Evangelisierung und der Mission. Aber es ist auch, was unbedingt zur Mission hinzugehört, ein Instrument der Selbstvergewisserung im Glauben.
Natürlich, das muss an dieser Stelle gesagt werden, hasst die Welt den WJT und so ignorieren säkulare Medien in Deutschland das Ereignis zwar nicht durchgängig, doch im Kern recht resolut. Auch das im Auftrag der deutschen Bischöfe betriebene Nachrichtenportal der Fa. apg übt sich vor allem in kritischer Berichterstattung. Interessanterweise rechnete man dort die offizielle Zahl von 1,5 Millionen Teilnehmern an der Vigil auf eine Million runter. Der WJT passt eben nicht ins kirchenpolitische Programm der deutschen Kirche und ihrer offiziellen Medien. Auch in anderen kirchenoffiziellen Medien liest man Kritik am Glaubensfest der Jugend. Der Wunsch eines Priesters, die Kommunion nur als Mundkommunion zu spenden, wurde skandalisiert. Wenn einem nichts anderes mehr einfällt, muss so etwas herhalten. Katholische Medien hingegen versuchen die Begeisterung der jungen, gläubigen Teilnehmer zu transportieren.
Auch in Portugal gab es Kritik an der staatlichen Förderung. So musste der Altar günstiger und niedriger gebaut werden als ursprünglich geplant. Insgesamt wird man erleben müssen, dass besonders in westlichen Ländern solche kirchlichen Großereignisse, die nun einmal auch materiell sehr kostspielig sind, immer mehr unter Beschuss geraten. Es hatte sich eingebürgert, dass die Staaten, einen Teil der Steuermehreinnahmen durch die Pilger als Zuschuss zur Großveranstaltung geben. Das wird durch immer weiter zunehmende öffentliche Kritik vor allem aus säkulären Kreisen an diesen Subventionen in einigen Ländern der Welt vielleicht bald nicht mehr möglich sein. Da kommt einiges an Sondierungsarbeiten auf die jeweiligen Nuntiaturen zu. Auch die Anreise zu einem solchen Ereignis, die wegen der teils großen Entfernungen natürlich per Flugzeug erfolgen muss, steht immer mehr in der Kritik. Merke: Die Klimareligion steht in scharfer Konkurrenz zum Christentum.
Das alles ändert nichts daran, dass der Weltjugendtag für junge Christen weltweit hoffentlich auch in Zukunft immer wieder ein Höhepunkt in ihrem Glaubensleben sein wird. Immer wieder hört man von mehr oder weniger jungen Erwachsenen, wie die Teilnahme an einem Weltjugendtag ihr Glaubensleben nachhaltig beeinflusst hat. Zudem prägen Weltjugendtage auch die Ästhetik des Glaubens. Aufbau und Architektur der Altarinseln, Eigens hergestellte Paramente, Weltjugendtagshymnen und geistliche Lieder wirken stilbildend. Mal ist es mehr, mal ist es weniger gelungen. Jesus Christ You Are My Life kennt wohl inzwischen jeder Katholik.
Bildend wirken auch die Botschaften, die von den Weltjugendtagen ausgehen. Man denke nur an die Förderung der Eucharistischen Anbetung, die vom Weltjugendtag 2005 in Köln ausging. Nachhaltig prägen die Katechsen der Bischöfe in den Tagen. Unvergessen sind die Begegnungen der Päpste mit Millionen Jugendlichen. Letztendlich muss man sich eingestehen, dass das Zeugnis auch etwas mit der Kirche macht. Wenn wir besonders hier in Westeuropa vor allem kirchliche Niedergänge erleben, gibt das Zeugnis der Jugend Kraft für den oft grauen Glaubensalltag. Wenn wir sehen, wie sich die Kirche, getrieben durch Funktionäre, in Irrelevanz auflöst, zeigen uns betende junge Menschen, was wirklich wichtig ist. Wenn wir hierzulande auch innerkirchlich erleben müssen, wie die Botschaft Jesu vom Reich Gottes immer mehr abgelöst wird von woken innerweltlichen Botschaften, geben Millionen Jugendliche aus aller Welt uns zu verstehen, dass wir uns davon nicht ängstigen lassen sollen. Papst Franziskus hat sie darin in seiner Predigt bestärkt. Die vielen jungen Menschen aus so vielen Ländern sind auch ein Zeugnis des Friedens in einer Welt voller Kriege.
Die Geschichte der Weltjugendtage geht weiter. Am Ende des Weltjugendtages in Lissabon hat der Papst erneut seine Einladung ausgesprochen. Zunächst hat der Papst die jungen Menschen zum Heiligen Jahr 2025 nach Rom eingeladen. Der nächste internationale Weltjugendtag wird 2027 in dem Land der Erde stattfinden, das seit Jahrzehnten ein Land blühender Glaubensausbreitung ist: Südkorea. Es geht nach Seoul. Die Begeisterung der jungen Menschen über diese Nachricht und Einladung war überwältigend. Und so bleibt die Initiative eines Heiligen Papstes ein nachhaltig wirkendes Zeichen für die Welt und eine Tankstelle des Glaubens für die jungen Menschen.
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