Fürchtet euch nicht, ich werde eure Feinde unter die Füße legen. Herr, rette mich!

13. August 2023 in Aktuelles


Franziskus: Er, der auf dem Wasser geht, will sagen: nicht die Menschen sind die Feinde, sondern der Tod, die Sünde, der Teufel: wie steht es um meinen Glauben? Glaube ich, dass Christus stärker ist als Wellen und widrige Winde. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Jesus anrufen und ihn aufnehmen. Angelus mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz am neunzehnten Sonntag im Jahreskreis: „Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht! Petrus erwiderte ihm und sagte: Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme! Jesus sagte: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot und kam über das Wasser zu Jesus“.

Das heutige Evangelium berichte von einer besonderen Wundertat Jesu: Er gehe nachts auf dem See Genezareth, um den Jüngern zu begegnen, die mit dem Boot übersetzten (Mt 14,22-33). „Warum hat Jesus diese Geste gemacht?“, fragte sich der Papst: „vielleicht aus einem dringenden und unvorhersehbaren Bedürfnis heraus, um den Seinen zu Hilfe zu kommen, die durch den Gegenwind blockiert sind?“ Und doch sei es Jesus selbst, der dies alles vorgesehen habe, der sie am Abend aufbrechen lasse und sie sogar „dazu drängte“ (vgl. V. 22): „Vielleicht, um ihnen eine Demonstration von Größe und Macht zu geben?“. Aber das entspreche nicht seiner Art.

Hinter dem Gang über das Wasser verberge sich eine Botschaft, die für uns nicht unmittelbar zu erfassen sei. Damals hätten die großen Wasserflächen nämlich als unbeherrschbare Sitz böser Mächte gegolten. Besonders wenn sie vom Sturm aufgewühlt worden seien, seien die Abgründe ein Symbol des Chaos und erinnerten an die Dunkelheit der Unterwelt. Nun befänden sich die Jünger mitten auf dem See in der Dunkelheit: „In ihnen ist die Angst, unterzugehen, vom Bösen verschlungen zu werden“.

Da komme Jesus, der über die Wasser gehe, das heißt: über diesen Mächten des Bösen, und sage zu seinen Jüngern: „Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht“ (V. 27). Das sei die Bedeutung des Zeichens: „Die bösen Mächte, die uns Angst machen und die wir nicht beherrschen können, sind mit Jesus gebändigt. Er, der auf dem Wasser geht, will uns sagen: ‚Fürchtet euch nicht, ich werde eure Feinde unter die Füße legen‘“. Nicht die Menschen, das seien nicht die Feinde, sondern der Tod, die Sünde, der Teufel: diese Feinde zertrete er für uns.

Christus wiederhole heute jedem von uns: „Habt Mut, ich bin es, fürchtet euch nicht!. Habt Mut, denn ich bin hier, denn ihr seid nicht mehr allein in den rauen Wassern des Lebens“.

Was also tun, wenn wir uns auf dem offenen Meer befinden und dem Gegenwind ausgeliefert seien? Was tun in der Angst, wenn wir nur Dunkelheit sehen und uns verloren fühlen? Zwei Dinge, die die Jünger im Evangelium zähen: „Sie rufen Jesus an und nehmen ihn auf“.

„Sie rufen an“: Petrus gehe ein Stück auf dem Wasser auf Jesus zu, aber dann bekomme er Angst, er gehe unter und rufe: „Herr, rette mich!“ (V. 30). Dieses Gebet sei schön und drücke die Gewissheit aus, dass der Herr uns retten könne, dass er unser Böses und unsere Ängste besiege. Auch wir sollten wiederholen: „Herr, rette mich!“.

Dann nähmen die Jünger Jesus im Boot auf. Der Text sage: „Und als sie ins Boot gestiegen waren, legte sich der Wind“ (V. 32). Der Herr wisse, dass das Boot des Lebens wie das Boot der Kirche von Gegenwind bedroht sei und dass das Meer oft rau sei. Er bewahre uns nicht vor der Mühe der Fahrt, sondern - das Evangelium unterstreiche dies - er fordere die Seinen auf, die Segel zu setzen: das heißt, er lade uns ein, uns den Schwierigkeiten zu stellen, damit auch sie zu Orten des Heils würden, zu Gelegenheiten, ihm zu begegnen. In der Tat komme er uns in den Momenten der Dunkelheit entgegen und bitte uns um Aufnahme, wie in jener Nacht auf dem See.

„Fragen wir uns also“, so Franziskus abschließend: „Wie verhalte ich mich in meinen Ängsten, in meinen Schwierigkeiten? Mache ich es allein, mit meiner eigenen Kraft, oder rufe ich den Herrn an? Und wie steht es um meinen Glauben? Glaube ich, dass Christus stärker ist als die Wellen und widrigen Winde? Doch vor allem: steche ich mit ihm in See? Heiße ich ihn willkommen, mache ich ihm Platz auf dem Boot des Lebens, vertraue ich ihm das Ruder an?“.

Foto (c) Vatican Media


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