17. August 2023 in Deutschland
Wiegelmann: „Nach der Overbeck-Stetter-Karp-Doktrin kann letztlich jeder Gläubige unter Extremismusverdacht geraten, der die Reformwünsche des ZdK-Establishments nicht begeistert genug mitträgt – ob er nun rechts wählt, grün oder gar nicht.“
Berlin (kath.net) Dass die „rechtsextreme und verfassungsgefährdende AfD“ erstarke, bringe als Begleiterscheinung „die Versuchung, die allzu berechtigten Sorgen vieler Menschen über dieses Erstarken für die eigene Agenda zu instrumentalisieren. Wie das geht, führt in diesen Tagen die Funktionärsebene der katholischen Kirche in Deutschland vor, wenn auch in der ihr eigenen Unbeholfenheit.“ Das schreibt „Welt“-Ressortleiter Lucas Wiegelmann in einem Meinungsbeitrag unter dem Titel „Kampf gegen Konservative – So instrumentalisiert die Kirche die Angst der Menschen vor der AfD“.
Wiegelmann reagiert damit auf die Behauptung der ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp, wonach es „Überschneidungen“ gebe zwischen der AfD und den Positionen einer innerkirchlichen „konservativ-katholischen Klientel“, sie erklärt in diesem Zusammenhang, es sei ein eklatanter politischer „Fehler, dass auch der Vatikan demokratische Kernprinzipien für die Klärung innerkirchlicher Fragen nicht gelten lässt, ja wiederholt abgelehnt hat und damit mittelbar die Demokratie abwertet“.
Diese Logik bezeichnet Wiegelmann allerdings als „wackelig“, was möglicherweise Folge „persönlicher Kränkung“ Stetter-Karps sein könne. Denn der Vatikan gewähre ja Irme Stetter-Karp die so bitterlich angefragte Audienz nicht“, zähle „sie also schlicht als Gesprächspartnerin nicht“ mit. Da helfe auch nicht, dass am Tag danach auch der „Essener Bischof Franz-Josef Overbeck, ein Schwergewicht innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz und Teil des Reformerflügels, das Denkmuster“ aufgreife, erläutert der „Welt“-Ressortleiter.
Hier laute also die Argumentation grundsätzlich: „jene in der Kirche, die zu traditionell eingestellt sind, sind so schlimm wie die AfD oder überhaupt ganz dasselbe“. ‚Konservativ-katholisch‘ und ‚religiös-reaktionär‘ werde „kurzerhand mit ‚AfD-Nähe‘ gleichgesetzt, aber was unter ihnen überhaupt zu verstehen ist, lassen Stetter-Karp und Overbeck offen“.
Wiegelmann fragt – und trifft punktgenau – ob damit wirklich nur „ein paar skurrile Abtrünnige gemeint seien, die Papst Franziskus für illegitim halten“? Oder ob es vielmehr für diese AfD-Verdacht schon reiche, „die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel zu bejahen, den Zölibat zu verteidigen oder den Synodalen Weg verunglückt zu finden?“
Immerhin könne „nach der Overbeck-Stetter-Karp-Doktrin“ inzwischen „jeder Gläubige unter Extremismusverdacht geraten, der die Reformwünsche des ZdK-Establishments nicht begeistert genug mitträgt – ob er nun rechts wählt, grün oder gar nicht. Ein Reformkatholizismus, der mit solchen Ausgrenzungsstrategien hantiert, ist auch nur eine andere Form des Hardlinertums.“
Foto: Symbolbild
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