17. August 2023 in Weltkirche
Erzbischof Vasil mahnt Priester und Gläubige der mit Rom unierten syro-malabarischen Kirche: Priester und Gläubige, die die vom Vatikan genehmigte Zelebrationsrichtung der Messe ablehnen, müssten sich fragen, ob sie "für oder gegen den Papst" sind
Neu-Delhi (kath.net/KAP) Im Liturgiestreit in der syro-malabarischen Kirche im indischen Bundesstaat Kerala hat der ins Land entsandte Papst-Delegat Erzbischof Cyrill Vasil eindringlich zu Gehorsam gegenüber den Entscheidungen der Kirchenleitung gemahnt. Priester und Gläubige, die die vom Vatikan genehmigte Zelebrationsrichtung der Messe ablehnen, müssten sich fragen, ob sie "für oder gegen den Papst" sind, sagte Vasil laut Portal "Matters india" (Mittwoch) bei einem Gottesdienst zum Fest Mariä Himmelfahrt am Sitz der Erzdiözese Ernakulam-Angamaly in Kochi am Dienstag.
"Seid ihr auf der Seite des Heiligen Vaters, wollt ihr Priester und Mitglieder der katholischen Kirche und eurer syro-malabarischen Kirche bleiben, oder wollt ihr der Stimme von Unruhestiftern den Vorzug geben, die euch zum Ungehorsam gegenüber dem Heiligen Vater verleiten?", fragte Vasil, der die griechisch-katholischen Eparchie Kosice (Kaschau) in der Slowakei leitet und früher Sekretär der vatikanischen Ostkirchenkongregation war. Und weiter: "Hört ihr lieber auf euren Papst, oder hört ihr lieber - im Namen falscher Solidarität oder weil ihr eingeschüchtert wurdet - auf einige Priester, die euch de facto zu einer Trennung von der katholischen Kirche führen?"
Im Mittelpunkt der schon seit Jahrzehnten andauernden inneren Auseinandersetzungen in der syro-malabarischen Kirche steht die Frage, ob der Priester die Eucharistie mit dem Gesicht zum Volk gewandt zelebrieren soll oder dem nach Osten ausgerichteten Altar zugewandt. Mitte 2021 beschloss die Synode der Kirche die umgehende Umsetzung eines schon 1999 beratenen Kompromisses, demzufolge der Priester bis zum Hochgebet mit dem Gesicht zur Gemeinde am Altar steht, sich dann umdreht und erst zum Ende des Gottesdienstes wieder der Gemeinde zuwendet. Eine Gruppe von Priestern und Laien, der auch Spitzenvertreter der Erzdiözese Ernakulam-Angamaly angehörten, lehnt den Kompromiss jedoch ab. Sie wollen, dass die Priester wie in den vergangenen Jahrzehnten weiter die Messen mit dem Gesicht zur Gemeinde feiern.
Keine "endlosen Diskussionen" mehr
Die von der Synode getroffene Entscheidung sei auch vom Vatikan gebilligt "und somit rechtmäßig und kann nicht mehr Gegenstand endloser Diskussionen sein", sagte Vasil. Der Papst habe sich "persönlich und detailliert" über die verschiedenen Einwände und Argumente informiert, fügte der Erzbischof hinzu.
Vasil zitierte zudem aus zwei Briefen des Papstes an die syro-malabarische Kirche bzw. an die Priester, Ordensleute und Laien der Erzdiözese Ernakulam-Angamaly aus den Jahren 2021 und 2022. Darin hatte Franziskus u.a. dazu aufgefordert, die einheitliche Form der Liturgie unverzüglich umzusetzen, um die Einheit in der katholischen Ostkirche zu wahren. Die "väterliche Stimme" des Papstes aber sei von vielen Priestern nicht gehört worden, "und in vielen Fällen wurde sie sogar vor den Laien verborgen", kritisierte Vasil. Er habe nun vom Papst als Delegat den ausdrücklichen Auftrag, diese Priester und Bischöfe "wieder zum Gehorsam zu bringen".
Die Syro-malabarische Katholische Kirche ist eine mit Rom unierte Ostkirche in Indien. Die Kirche ist vor allem im indischen Bundesstaat Kerala präsent. Sie ist den Thomaschristen, die ihre Entstehung auf die Mission des Apostels Thomas zurückführen, zuzurechnen.
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