Eine Kirche der Antichristen

3. September 2023 in Kommentar


Wenn wir Wokeness und die blanke Verhöhnung der elementarsten Schöpfungsordnung weiterdenken, droht uns bald: eine Kirche der Antichristen, künstlich am Leben gehalten vom Kirchensteuersystem - Gastkommentar von Julian Adrat.


Berlin (kath.net)
Natürlich ist es kein einfacher Job, niemand mit Verstand im Kopf wird ihn drum beneiden, ein alter weißer Mann, der Frauen entsagt hat, den die Welt - sind wir ehrlich - nicht kennt, der ihr aber hinterherrennt. Vielleicht ist das einzige Thema, bei dem die Welt ihn anerkennend wahrnimmt, wenn er als geistlicher Vertreter einer ansonsten verhassten Institution sie und ihre Vertreter kopiert, indem er Paare zu segnen empfiehlt, „die sich lieben“.

Harald Schmidt hat einmal gesagt, er mache keine Witze über Menschen, die weniger als Zehntausend im Monat verdienen. Erzbischof Heiner Koch fällt raus aus der schmidtschen Schutzzone. Er hat auch mal gesagt, dass, seit er gesehen hat, wie in New York Johannes Paul II mit dem Helikopter über der Wallstreet geschwebt ist, er gerne Kirchensteuer zahlt. Wer heute noch gerne Kirchensteuer zahlt, ist bestenfalls ein unheilbarer Optimist.
 
Wie soll man nicht verzweifelt sein? Wie viele Kinderherzen sind zerbrochen, weil die Eltern nicht mehr zusammen sind. Nicht zu verstehen, dass eine kirchliche Segnung einer Farce von Ehe nicht weiter zum Zerfall von Ehen beitragen wird, kann nur noch als Mutwille interpretiert werden, zumal von einem spirituellen Führer. Es gibt Leid, es gibt zerrissene Herzen, hunderttausendfach, aber das sind nicht die „Paare, die sich lieben“. Eigentlich sind wir uns ja einig: Nie wurde mehr geschieden, nie war die Ehe weniger wert, jetzt endlich werfen Kirchenfürsten ihren Kadaver dem Homo-Kult zum Fraß vor, ganz ungeniert.

Macht, was ihr wollt, sagt mein Erzbischof. Als ob jemand seine Erlaubnis dazu bräuchte. Wäre es anders, er würde sich bedingungslos hinter christliche Sexualmoral stellen? Es stimmt schon, jeder ist selbst für sein Seelenheil verantwortlich. Und zum Seelenheil gehört für den einfachen Gläubigen immer mehr persönliche Verkündigung dazu.

Papst Benedikt XVI hat schon sehr früh eine Kirche der Heiden prophezeit. Wenn wir Wokeness und die blanke Verhöhnung der elementarsten Schöpfungsordnung weiterdenken, droht uns bald: eine Kirche der Antichristen, künstlich am Leben gehalten vom Kirchensteuersystem. Klingt pervers. Ist auch pervers.
Wer diese Worte drastisch, oder vielleicht überzogen findet, soll sich nur fünf Jahre zurückerinnern. Die Realität hat jede Schwarzseherei längst überholt, und wiederholt sie wöchentlich, wenn nicht täglich.

Er, der Hirte und Lehrer, macht es nicht, aber wenn es andere machen, ist es ok für ihn. Abgesehen vom theologischen Versagen, charakterlich wirkt das mindestens fad. Ich fürchte den Wolf, aber vielleicht ist er ganz nett, versucht’s doch mal, sagt der Hirte zu den Schafen.

Es gibt Dinge, die kann ich nicht verstehen. Einen Mörder kann ich unter Umständen begreifen, oder einen Räuber.  Einen Pädophilen aber nicht. Genauso wenig kann ich verstehen, wie es jemand schön finden kann, wenn hinterm Kreißsaal zwei Männern (die sich lieben) ein frisch geborenes Baby gereicht wird und sie als Eltern tituliert werden. Erst letzte Woche haben sich auf dem Spielplatz meiner Kinder zwei Männer liebkost. Ich habe auf diesem Spielplatz schon Männer Dinge miteinander anstellen sehen, die ich hier nicht schreiben kann (will).

Bischöfe, die sich nicht ganz hinter die Verantwortung stellen, die sich aus der körperlichen Weitergabe des Lebens, ergibt, machen sich mitschuldig an einer modernen Sklaverei, die unter dem Deckmantel der Liebe den Menschen zum Produkt macht, das im Labor gezeugt wird. Der Transhumanismus klopft an unserer Tür. Ihn gilt es zu beherrschen, nicht als Erben einzusetzen.

 


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