8. August 2004 in Spirituelles
"Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet" - Gedanken zum Sonntagsevangelium von Dr. Josef Spindelböck
Glauben heißt wie es der Hebräerbrief (11,1) ausdrückt Feststehen in dem, was man erhofft, und Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht. Wir glauben und vertrauen auf Gott, der uns in seiner Liebe Kunde gebracht hat von sich selbst und seinem Heilsplan mit uns Menschen. Auf diese Weise halten wir all das für wahr, was uns Gott offenbart hat und durch die katholische Kirche zu glauben lehrt.
Vor kurzem sagte mir ein junger Mann, der nicht an Gott glaubt, in der Art einer kritischen Anklage, in der katholischen Kirche finde sich nur wenig Glaube. Alles sei auf äußere Riten und Traditionen aufgebaut; dahinter stehe bei den wenigsten Christen die lebendige Überzeugung. Eine solche Feststellung ist sicher nicht zutreffend. Dennoch kann es zu denken geben und mag es anhand des heutigen Evangeliums ein Anlass sein zu fragen, wie denn der Glaube eines katholischen Christen beschaffen sein soll!
Jesus spricht im Bild und Gleichnis von der wachsamen Bereitschaft jener, die glauben. Sie sollten sein wie Menschen, die auf die Rückkehr ihres Herrn warten, der auf einer Hochzeit ist. Sobald er kommt und anklopft, würden sie ihm öffnen.
Wir verstehen wohl, was hier gemeint ist: Unser Leben auf Erden wird einmal enden, und Gott wird dann bei uns anklopfen und uns fragen, ob wir für ihn bereit sind.
Ist diese Bereitschaft für das Kommen des Herrn bei uns gegeben? Sind wir wirklich wach im Herzen und erwarten wir die Begegnung mit dem lebendigen Gott? Oder kann es sein, dass uns alles Übrige wichtiger ist und mehr bedeutet als das einzig Notwendige des Lebens?
Vielleicht tut es ja doch gut, dass wir ab und zu aufgeweckt werden aus dem schwerfälligen Trott unseres Lebens. Allzu selbstverständlich ist uns vieles geworden. Hauptsache, es geht uns einigermaßen gut, denken wir. Menschen in der Ferne interessieren uns kaum, außer durch kurze Meldungen in den Medien. Aber selbst dann sind es die Leiden und Katastrophen der anderen, die uns selber ja doch nicht betreffen! Dürfen wir auf diese Weise gleichgültig oder gar hartherzig sein?
Im Evangelium wird diese wachsame Bereitschaft noch etwas näher dargestellt und entfaltet. Jene Knechte, welche der zurückkommende Herr wach findet, werden von ihm selber bedient werden. Er wird sich gürten und sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen.
Ist das nicht eine große Verheißung? Gott selber will unser Lohn sein. Er wird uns reich beschenken mit seiner Liebe, wenn er kommt wenn wir nur dafür bereit sind. Niemand weiß den Tag und die Stunde, doch einmal wird er sicher kommen. Darum heißt es, dass die Knechte selig sind, wenn sie der Herr in der zweiten oder dritten Nachtwache noch wachend findet.
Wäre es nicht schlimm, wenn wir mit irgendetwas anderem so sehr beschäftig wären, dass wir das Kommen des Herrn gar nicht bemerkten? Und dass wir dann, wenn wir es dennoch wahrnehmen, gar nicht damit zufrieden sind, dass uns Gott in seiner ewigen Liebe einlädt in sein himmlisches Reich? Sagen wir nicht, dies sei undenkbar!
Das Wort Jesu gilt uns allen: Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.
Quelle:
www.stjosef.at
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