Armenische Kirche: "Völkermörderische Aktionen" Aserbaidschans

23. September 2023 in Weltkirche


Hilfsappell der Armenisch-apostolischen Kirche an die internationale Staatengemeinschaft, nachdem Aserbaidschan militärischen Angriff auf Berg-Karabach gestartet hat - Angriff soll bereits Tote unter den Zivilisten gefordert haben


Jerewan (kath.net/KAP) Mit einem dramatischen Hilfsappell hat sich die Armenisch-apostolische Kirche am Dienstag an die Internationale Staatengemeinschaft gewandt, dem "völkermörderischen Aktionen" Aserbaidschans Einhalt zu gebieten. Mit großer Besorgnis sehe man, dass Aserbaidschan unter dem falschen Vorwand einer "Anti-Terror-Operation" eine groß angelegte Militäroperationen gegen Berg-Karabach (Artsach) gestartet habe, bei denen die friedlichen Siedlungen von Artsach beschossen und die Hauptstadt Stepanakert ins Visier genommen wurden, wie es in der Erklärung des Katholikosats von Etschmiadzin hieß..

Die Kirche verurteilte die feindselige Aktion Aserbaidschans auf das Schärfste und forderte alle internationalen Kräfte auf, Aserbaidschan Einhalt zu gebieten und "angemessen auf die völkermörderischen Aktionen Aserbaidschans zu reagieren".

Aserbaidschan hatte nach eigenen Angaben Dienstagfrüh mit "Anti-Terroreinsätzen" in der Region Berg-Karabach begonnen. Die Einsätze richteten sich gegen armenische Kräfte, teilte das Verteidigungsministerium in Baku mit, wie die APA berichtete. In Stepanakert, der Hauptstadt der zwischen beiden Ländern seit Jahrzehnten umstrittenen Region, waren nach Angaben eines AFP-Reporters Explosionen zu hören. Die in Armenien ansässige Vertretung Berg-Karabachs sprach von einer "groß angelegte Militäroffensive". Mehrere Städte Berg-Karabachs seien nach Angaben örtlicher Behördenvertreter von Aserbaidschan angegriffen worden.

Infolge des aserbaidschanischen Militäreinsatzes sind in der Konfliktregion Berg-Karabach laut Angaben von vor Ort mehrere Zivilisten getötet und verletzt worden. "Den bisherigen Informationen zufolge haben die aserbaidschanischen Angriffe mindestens zwei Tote, darunter ein Kind, und elf Verletzte, darunter acht Kinder, verursacht", schrieb der Menschenrechtsbeauftragte der international nicht anerkannten Republik Artsach, Gegam Stepanjan, am Dienstag auf X (vormals Twitter).

Aserbaidschan fordert als Bedingung für das Ende seines Militäreinsatzes die Niederlegung der Waffen und die Abdankung der armenischen Führung in Berg-Karabach, anderenfalls würden die Kampfhandlungen bis zum Ende geführt, betonte die aserbaidschanische Führung.

Als Reaktion auf den aserbaidschanischen Beschuss von Berg-Karabach kam es in Armeniens Hauptstadt Eriwan zu Protesten. Die Demonstranten forderten von ihrem Regierungschef Nikol Paschinjan ein entschiedeneres Vorgehen sowie Unterstützung der armenischen Bewohner Berg-Karabachs. Armenien rief unterdessen den UN-Sicherheitsrat und Russland zu Maßnahmen zur Beendigung des Militäreinsatzes auf. Es seien "klare und eindeutige Schritte zur Beendigung der aserbaidschanischen Aggression" nötig, heißt es in einer von armenischen Medien verbreiteten Mitteilung des Außenministeriums in Eriwan. Regierungschef Paschinjan berief den nationalen Sicherheitsrat ein.

EU-Chefdiplomat Josep Borrell verurteilte in einem Statement die militärische Eskalation. Er forderte die "sofortige Einstellung der Feindseligkeiten" und appellierte an Aserbaidschan, die militärischen Aktivitäten zu beenden. Die EU setze sich weiterhin für einen Dialog ein, so Borrell. Ähnlich äußerte sich EU-Ratspräsident Charles Michel.

Das österreichische Außenministerium forderte in einer Stellungnahme auf X (vormals Twitter) ebenfalls einen sofortigen Stopp der militärischen Aktivitäten Aserbaidschans.
Frankreich strebt wegen des Militäreinsatzes eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats an. Das teilte das französische Außenministerium in Paris mit. Frankreich spreche sich eng mit seinen europäischen und amerikanischen Partnern ab, um eine starke Antwort auf die inakzeptable Offensive zu geben, hieß es.

Armenien hatte sich zuletzt wegen des großen Aufmarsches aserbaidschanischer Truppen an seinen Grenzen besorgt gezeigt. Auf der anderen Seite in Aserbaidschan nannte das Außenministerium in Baku wiederum die Konzentration armenischer Truppen an der Grenze die größte Bedrohung für die Stabilität der Region.

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