22. Oktober 2023 in Jugend
„Vielleicht leuchtet Pierangelo (+17) tatsächlich bald als Seliger am christlichen Sternenhimmel auf“ – „Von einer Begegnung mit Papst Benedikt XVI., mit dem er einige Worte wechseln kann, war er tief beeindruckt.“ Gastbeitrag von Elmar Lübbers-Paal
Tarent (kath.net) Es muss schon ein besonderer Gnadenerweis des Himmels sein, wenn ein junger Mann im Rufe der Heiligkeit stirbt, ohne dass er eine besondere religiöse Prägung im Elternhaus erfahren hat. Wenn es nun auch noch heißt, dass der knapp 18jährig Verstorbene für die Bekehrung seiner Eltern mitverantwortlich ist, lohnt sich ein Blick auf seine Vita, mit der sich der Vatikan seit ein paar Jahren auch intensiv beschäftigt.
„Er war ein positiver Typ, der immer lächelte. Ein normaler Junge, für den aber die schwere Erkrankung (Leukämie) im Vergleich zum Glauben nur den zweiten Platz einnahm. Ich erinnere mich an die gemeinsamen Partys und die Pausen zwischen den Unterrichtsstunden, in denen wir über Philosophie diskutierten. Das war seine Leidenschaft. Mich überraschte immer seine Ruhe und Gelassenheit, mit der er seine Krankheit und die damit verbundenen Schmerzen und Einschränkungen trug“, berichtet Anna, eine Studienfreundin von Pierangelo, vor dem Diözesanuntersuchungsausschuss, der viele Zeugen bezüglich der Heiligkeit des jungen Pierangelo befragt. Eltern, Freunde, Mitschüler, Lehrer, Verwandte, Priester und viele weitere Personen, die mit ihm Kontakt hatten, werden in der Stadt Faggiano (Südostitalien, Region Apulien) vor einem Tribunal unter Eid vernommen.
Jeder berichtet über seine persönliche Begegnungen und Gespräche mit dem jungen Glaubensfreund. Es zeigte sich, dass es keine großen Wunder sind, die ihn zu einem Helden werden lassen. Nein, viel mehr sind es seine innere Haltung und sein unerschütterlicher Glaube, aus dem heraus er ein eher einfaches, fast unscheinbares, Leben führt.
Bei aller jugendlichen Lebensfreude ist er stets auf den Himmel ausgerichtet. Dazu gehörte auch, dass er ein sehr großer Marienverehrer ist und sich die Worte der Muttergottes bei der Hochzeit zu Kana „Was ER euch sagt, das tut!“ zu eigen macht.
Durch die Fürbitte der Himmelskönigin kräftigt er seinen Glauben und hält stets die Verbindung zum HERRN aufrecht. Täglich betete er den Rosenkranz um 15 Uhr und schöpfte daraus neue Kraft.
Ansonsten wird der am 28. Juni 1990 geborene Junge als gelassen und ruhig und dennoch mit einem tiefen Wissenshunger und einer ungewöhnlichen Ernsthaftigkeit bei seinen Überlegungen, beschrieben. Klassenkameraden und auch die unterrichtenden Professoren sind von seiner Tiefgründigkeit und seinem Wissenseifer hoch beeindruckt. Pierangelos kleine Weisheiten machen so manchen nachdenklich. Etwa als er als gerade 15jähriger feststellt: „Gott hat nur einen Wunsch – keinen Sünder zu verlieren.“
Seine Firmung im Jahre 2003, die er mit viel Vorfreude erwartete, ist wohl das Highlight in seinem kurzen Leben. Auch von einer Papstbegegnung mit Benedikt XVI., mit dem er einige Worte wechseln kann, ist er tief beeindruckt.
Im Frühjahr des Folgejahres fühlt sich der sonst mit viel positivem Tatendrang gesegnete Schüler niedergeschlagen matt. Auch wenn er den ersten Krankheitsanzeichen keine große Aufmerksamkeit schenkt, so verschlimmern sich diese doch zunehmend. Ärzte suchen nach der Ursache für die Kraftlosigkeit und der inzwischen auffallenden Hautblässe. Im Sommer 2004 diagnostiziert man schließlich bei Pierangelo eine Form der Leukämie.
Ein schwerer Schlag für ihn und seine Familie. Doch der Marienfreund fasst sich schnell und findet neue Kraft im Gebet, worin er erneut Christus als den Herrn seines Lebens preist.
Viele Krankenhausaufenthalte sollen in den nächsten Jahren auf den tiefgründigen jungen Mann zukommen, dazu zählen auch zwei Knochenmarktransplantationen (2005 und 2007). Doch an das Aufgeben seines Studiums denkt Pierangelo nicht. Er möchte treu seinen Pflichten nachkommen und sein Wissen erweitern. In den kurzen Zeiten, in denen er tatsächlich noch mit seinen Studienfreunden am Unterricht an der Hochschule teilnehmen kann, verblüfft er seine Mitschüler und Professoren, denn im Hausunterricht hat er zwei Fremdsprachen, Latein und Griechisch, erlernt. Der junge Mann ist ein begnadeter Autodidakt. Die stets bravourös gemeisterten Hausaufgaben machen die Dozenten sprachlos.
Seine letzten Jahre sind vom täglichen Studium, aber vor allem vom vertrauensvollen Gebet gefüllt. Pierangelo heiligt sich im Alltag. Durch die besondere Verehrung der Muttergottes, auch in der Verbreitung der „Wundertätigen Medaille“, und im Rosenkranzgebet fühlte er sich von der Himmelskönigin mütterlich umsorgt.
Pierangelos tiefgründiges Denken verfestigt sich nachhaltig, was seine schriftlichen Zeugnisse eindrucksvoll belegen. Er lehnt den oberflächlichen Glauben ab. So fragt er in seinem Aufsatz mit dem Thema „Außerhalb der Kirche gibt es kein Heil“, ob die Menschen, die Papst Johannes Paul II. zujubelten, ihn nur als eine besondere Persönlichkeit gleich einem Popstar feierten. Er überlegt: „Vielleicht nähern sich Menschen durch ihn (den Papst) Gott, vielleicht bekehrte er auch Atheisten, aber ich nehme an, dass hauptsächlich der Mensch, Karol, Johannes Paul II. und nicht der Glaube, das Christentum, verehrt wurde.“ Er sorgt sich und fragte: „Wissen all diese jungen Leute, was religiöse Werte und christliche Ethik sind und handeln sie tatsächlich danach?“ Tiefschürfende Gedanken eines so jungen Glaubenszeugen!
Am 30.4.2008, zwei Monate vor seinem 18. Geburtstag, ruft der HERR über Leben und Tod seinen Diener Pierangelo in sein himmlisches Reich. Sein Leichnam wird auf dem Stadtfriedhof von San Giorgio Jonico beigesetzt. Seit 2018 laufen nach der Erlaubnis durch den Vatikan, die Vorbereitungen für ein Seligsprechungsverfahren.
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