Arbeit im Weinberg - Strafen zum Heil

5. Oktober 2023 in Kommentar


Wie sollen wir selbst individuell und als Leib Christi mit Irrlehren und ihren Lehrern verfahren sollten - Ein Gastkommentar von Lukas Matuschek


Linz (kath.net)

Wie sollen wir selbst individuell und als Leib Christi mit Irrlehren und ihren Lehrern verfahren sollten. Die Antwort hat uns Christus sicher gegeben. Ein Teil ist im Gleichnis vom Nicht-Herausreißen des Unkrautes auf dem Acker des Herrn. Offensichtlich sollen die Engel des Herrn diese Aufgabe nicht vor dem Tag des Gerichtes angehen, um das Gute, was wächst, nicht zu beschädigen. Das Gleichnis beschreibt die Welt als Ganzes, aber vielleicht nicht immer die Heilige Kirche im Speziellen. Spätestens wenn es um Missbrauch geht, sieht man, dass man einige Probleme an den Wurzeln angehen muss, radikal, ohne zu zögern.

Wahre Barmherzigkeit

Übergeordnet ist sicherlich zu sagen, dass wir barmherzig sein sollten, wie unser Vater barmherzig ist. Genauso sollten wir nicht richten, um nicht gerichtet zu werden, mit demselben Maß. Insofern bin ich mir bewusst, dass alles, was ich an moralischen Maßstäben an meine Mitchristen ansetze in gleicher Weise auf mich zurückfallen wird.

Als Vater von mittlerweile vier Kindern ist die Frage der Barmherzigkeit in Bezug auf meine Kinder täglich präsent. Unsere westliche Gesellschaft hat in den letzten Jahrzehnten sicherlich auch einen Epochenwechsel in der Kindererziehung durchlebt, über dessen positive und negative Aspekte es viel zu sagen gäbe. Meiner Einschätzung nach ist der Versuchung dieser Zeit in diesem Bereich eine zu lasche Erziehung ohne das nötige Maß an Strafen und eine zu große Betonung der Harmonie. Sicherlich ist die Harmonie in der Familie ein hohes Gut. Wenn jedoch Kinder in Ihrem Unwissen Regeln brechen, die ihr geistliches Wohl schützen sollen, insbesondere die 10 Gebote, so ist es meine Pflicht diese Regeln auch unter Verwendung entsprechender Konsequenzen und zum Wohl der Gemeinschaft einzufordern. Dies geschieht in Sensibilität für das Kind, abhängig von seinem Alter und Wissensstand. Trotzdem trete ich in dieser Rolle als Fels auf, an dem sich mein Kind mit seinem sich bildenden Gewissen orientieren und auch reiben kann – eine große Aufgabe. Meine Berufung schließt diese Form des Lehrens mit ein. Wichtig ist nur, dass die Beziehung zu meinen Kindern nicht von Angst vor meinen Strafen überschattet wird. Ein schwieriger Balanceakt, den insbesondere jeder Vater kennt.

In einer perfekten Welt müssten keine Strafen vollstreckt werden. Da wir allerdings nach dem Sündenfall und vor der Wiederkunft unseres Herrn leben, ist deren Ausführung unumgänglich. Davor als Elternteil oder Autorität zurückzuschrecken ist ein Zeichen von geistiger Trägheit, und gerade das Gegenteil von Barmherzigkeit. Nicht umsonst kennt die Kirche die 7 geistliche Werke der Barmherzigkeit, u.a. Unwissende zu lehren und Sünder zurechtzuweisen.

Strafen zum Heil

Ich glaube unsere Hirten sehen sich denselben Versuchungen ausgesetzt wie wir Eltern. Natürlich ist die Beziehung zwischen Bischöfen und Laien und zwischen Bischöfen untereinander noch eine andere als zwischen Eltern und Kindern. Vielleicht sollte sie eher der Beziehung zwischen Ehepartnern vergleichbar sein. Trotzdem sind auch Bischöfe dazu gerufen zu lieben, wie Er liebt.

Da aber nun Gott uns nicht ohne Konsequenzen zu unserem eigenen Wohl durch unser Leben führt, sollten wir Brüdern, die den Weg unseres Herrn verlassen auch offen gegenübertreten.

Ist unsere Einheit, die Harmonie, deswegen in Gefahr? Sie ist nur ein sekundäres Gut. Sie ist eine Frucht, die man nicht um Ihrer selbst willen suchen sollte, weil man sie sonst verliert. So sagt es uns zum Beispiel der Heilige Johannes vom Kreuz. Was nützt uns Harmonie im Angesicht der Gefahr, die droht, wenn wir oder unsere Brüder aus eigener Schuld die Beziehung zu unserem Herrn erkalten lassen.

Deshalb ist es sicherlich nicht unmoralisch den Katalog der christlichen Sanktionen in seiner Gänze jedoch immer im Maß anzuwenden. Es geht darum, dem Irrgeleiteten eine Alternative aufzuzeigen, um ihn zur Umkehr und einer öffentlichen Wiedergutmachung zu bewegen. Ihm klar vor Augen zu führen, in welchem Zustand er sich befindet. Die schwere Sünde bewirkt den geistlichen Tod, der für den unvorsichtigen Sünder aber oft unsichtbar ist. Nur das Sakrament der Versöhnung durch eine ehrliche Beichte, die die Sünden bereut, kann hier retten. Und insbesondere die, die die Strafe der Exkommunikation latae sententiae auf sich ziehen, sollten darüber informiert werden, erst privat, dann unter Zeugen, schließlich vor der gesamten Gemeinde, wie Paulus es vorschlägt.

Mut des Geistes

Das erfordert ein gewisses Risiko des Beschuldigers oder des Strafenden, der auch falsch entscheiden kann. Deshalb sollte die klare Aussage darüber, ob jemand die Gemeinschaft des Leibes Christi verlassen hat, nicht leichtfertig ausgesprochen werden. Aber Gott ist größer und gerechter als unsere strafende Autorität hier auf Erden und wir dürfen darauf vertrauen, dass Er auch unsere Fehler zum Guten wenden wird. Wichtig ist das Wohl des Betroffenen im Auge zu behalten, zum Beispiel üble Nachrede zu vermeiden.

Unsere Berufung zum Dienst des Propheten schließt ein, die Wahrheit gerade auch in Bezug auf unsere Gemeinschaft auszusprechen. Unsere Wunden können nur geheilt werden, wenn wir sie offenlegen. Und dann können selbst abgeschnittene Glieder von Gott in seiner Allmacht wieder in Ihren ursprünglichen Zustand versetzt werden.

Jesus sagt, dass wenn uns unser Auge zur Sünde verführt, dass wir es ausreißen sollen. Es wäre besser für uns. Er fordert uns zu einem radikalen Kampf gegen geistige Kompromisse. Und Jesus mahnt, dass für denjenigen, der die Kleinen, die an Ihn glauben, zur Sünde verführt, es besser wäre mit einem Mühlstein versenkt zu werden. Auch diese Mahnung sollten wir uns gegenseitig vor Augen halten.

Wenn wir keine Jurisdiktionsgewalt haben, müssen wir sicherlich nicht eingreifen, und dürfen auf Gott vertrauen. Allerdings sollten wir selbst in unserer eigenen Berufung und Umgebung klar Stellung beziehen, denn öffentlich ausgesprochene Irrlehren müssen auch öffentlich widersprochen werden. Hier reicht es nicht auf den Papst zu verweisen und abzuwarten. Die Verwirrung unserer Zeit kommt immer mehr ans Licht und wird einfacher für Ihn Zeugnis abzulegen.

Diejenigen schließlich, die als Hirten über die Herde des einen ewigen Hirten gestellt sind, auf einer Ebene mit Ihren Mitbrüdern, sollten nicht in Passivität verharren, wenn Irrlehren sich ausbreiten. Die, die in seinem Weinberg arbeiten sind dazu berufen, gemäß der Regeln, die Er uns hinterlassen hat, den Weinstock so zu beschneiden und zu reinigen, dass er reiche Frucht bringt. Dass Er mit Seinen Engeln nicht eingreift, ist im ursprünglichen Gleichnis dargelegt, allerdings hat er Gärtner bestellt, die tatsächlich arbeiten müssen.

Angst öffentliche Strafen auszusprechen, sollte nicht unsere Entscheidungen leiten. Herr gebe deinen Dienern deinen Heiligen Geist, auf dass wir unsere Trägheit ablegen und die Tugend des Mutes neu lernen. Für dies zu beten erscheint mir auch im Zuge der kommenden Synode oder des angekündigten Epochenwechsels im Dikasterium für den Glauben sehr dringend. Die Kirche ist eine Lehrende, genauso wie Ihr Bräutigam gelehrt hat. Zuhören sollte sie nur Ihm selbst. Er hat Sie nicht verlassen und ist seit 2000 Jahren immer noch dort zu finden, in Sakrament und Schrift, für alle die Ihn suchen.


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