21. Oktober 2023 in Chronik
Therese (Resl) Neumann (1898-1962) – „In den Jahren der NS-Herrschaft wurde Konnersreuth zu einem Bollwerk gegen die antichristliche Diktatur.“ Gastbeitrag von Elmar Lübbers-Paal
Regensburg (kath.net) Der 13. Februar 2005 war der Tag der feierlichen Proklamation der Einleitung des Seligsprechungsprozesses für die Dienerin GOTTES Therese Neumann aus Konnersreuth in Bayern. Wer war diese scheinbar einfache Magd? Weshalb war ausgerechnet sie auserkoren, die Wundmale Christi am eigenen Leib zu tragen und die Passion CHRISTI blutig mitzuerleben?
Schon ihr Geburtstag, die Nacht zum Karfreitag 1898, drückt, in der Rückschau, ihre frühe Verbundenheit zum leidenden Heiland aus. Niemand hat jedoch damals ahnen können, welche große Dulderin und Büßerin hier das Licht der Welt erblickte. Therese war das älteste von elf Kindern des örtlichen Schneiders.
Das fromme und sehr bescheidene Leben der Familie prägte Therese. Schon sehr früh übernahm sie Verantwortung bei der Erledigung von Aufgaben für Haushalt, Garten und Familien. Ihr Fleiß und ihre Hilfsbereitschaft zeigten sich bereits in den Kinderjahren. Harte Arbeit scheut sie nicht. So trat Resl als Magd auf einem Bauernhof in den Dienst.
Im Jahr 1918 brannte es im Ort, wovon auch der Hof betroffen war. Durch ihre Umsicht und ihr beherztes Eingreifen konnte größerer Schaden abgewendet werden. Doch dieser Löscheinsatz, mit einem Arbeitsunfall verbunden, hatte für sie schwerste körperliche Folgen. Resl, die bisher so arbeitsam war, muss nun von zwei Personen vertreten werden. Sie war nicht mehr in der Lage, die anstrengenden Arbeiten auszuführen. In den Folgemonaten erblindete sie und Lähmungserscheinungen traten auf. Trotz ärztlicher Hilfe konnten die Leiden nicht gemildert werden und Therese wurde zu einem Pflegefall. Ein Arzt (Dr. Seidl) stempelte ihre Krankheiten, auch wohl wegen ihrer religiösen Ansichten, allgemein mit dem Wort „Hysterie“ ab. Es kamen starke Schluckbeschwerden hinzu und ein Bein war, nach einem Fall aus dem Bett, verkrüppelt. Verkrampfungen und wundgelegene Körperstellen, samt offenen Wunden, die übel rochen, stellten sich ebenfalls ein.
Schier unglaubliche Schmerzen muss die junge Frau gelitten haben. In ihrer schlicht-frommen Art opfert sie dem Heiland alle Leiden freudig auf. Ob dieser Heldenmut durch die Verehrung ihrer Namensvetterin, der später heiliggesprochenen Theresia von Lisieux, erwuchs? Tatsächlich stehen die entscheidenden Gesundheitsverbesserungen im terminlichen Zusammenhang der Heiligen Theresia: Am Tag der Seligsprechung von Theresia bekommt Therese Neumann ihr Augenlicht wieder, und ab dem Tag der Heiligsprechung (1925) konnte die Schwerstkranke wieder gehen. Und noch im selben Jahr, dem Todestag der Hl. Theresia, kommt es zu weiteren Genesungen. Nun nahm Therese nur noch flüssige Nahrung zu sich. 1926, in der Fastenzeit, bemerkte sie an sich die erste Stigma-Wunde, nahe des Herzens. Und am Karfreitag des gleichen Jahres traten die Wundmale an den Händen und Füßen auf.
„Bei meiner ersten heiligen Kommunion sah ich, als mir der Priester die heilige Hostie reichte, nicht die Hostie, nicht den Priester, sondern das verklärte JESUSKIND; ich sah dies aber damals nicht als etwas Außergewöhnliches an, sondern meinte, das sei bei allen Leuten bei diesem Anlass so.“
Der Ortsgeistliche, Pfarrer Naber, spendete ihr täglich die Heilige Kommunion. Ab dem Weihnachtsfest 1926 war dies die einzige Nahrung für Therese. Im darauffolgenden Jahr traten noch die Wunden der Dornenkrone JESU, auf Thereses Haupt, auf. Diese bluteten von nun an jeden Freitag, dem Sterbetag CHRISTI, unerklärlich. Nahezu 700-mal erlebt Therese, in Ekstase gefallen, die Passion CHRISTI hautnah mit. Besonders an den Karfreitagen wurde ihr Miterleben, der Leidensgeschehnisse des Heilandes, beobachtet. Dabei fiel sie wie in einen „Todesschlaf“, aus dem sie erst am Ostermorgen, gleich dem Erlöser, erwachte. Bildaufnahmen sind von vielen dieser Ereignisse erhalten. Überprüfungen ergaben, dass sie in den Zuständen der vermeintlichen Abwesenheit sogar die Sprache Jesu, das Aramäisch, beherrschte, obwohl sie die Sprache nie erlernt hatte.
Das Geschehen um die einfache Magd Resl kam in die Öffentlichkeit. Zeitungen berichteten über die wundersamen Ereignisse. Konnersreuth wurde zu einem Wallfahrtsziel. Besonders an Freitagen belagerten viele Menschen den Ort. Man begann, die Menschen an Therese vorbeizuführen, manch einer konnte mit ihr sprechen oder bekam von ihr sogar einen handgeschriebenen Gebetszettel geschenkt.
So reiste auch der Journalist Fritz Gerlich nach Konnersreuth, um die Wunder, die sich an Therese Neumann offenbarten, als Schwindel zu enttarnen. Der Journalist kehrte jedoch als reuiger Mensch zurück, bekehrte sich zum katholischen Glauben und verfasste schließlich das zweibändige Werk „Die Stigmatisierte von Konnersreuth“. In den Jahren der NS-Herrschaft wurde Konnersreuth zu einem Bollwerk gegen die antichristliche Diktatur. Daran änderte auch die strenge Beobachtung durch die Nazis, und die Hausdurchsuchung der Gestapo in Resels Elternhaus nichts.
Vielen Menschen gab die bescheidene und tief-fromme Dulderin neuen Mut und Kraft ihr Leben zu bestehen. Sie selbst sah sich als stellvertretende Büßerin an. Ihre Leiden opferte sie stets, im kindlichen Vertrauen, dem lieben Heiland auf. Am Tag der Sieben Schmerzen Mariens 1962 verstarb Therese plötzlich durch Herzversagen.
Etwa 50.000 Pilger kommen jährlich nach Konnersreuth, um am Grab der Sühneseele Trost in allen Lebenslagen, und sogar Heilungen, zu erbitten. Monatlich finden Gebetstage und Lichterprozessionen statt. Die nächsten Gebetstage für die Seligsprechung sind am 18.11. und am 18.12.2023. Das Geburtshaus Therese Neumanns kann besichtigt werden.
Informationen im Internet unter: www.konnersreutherring.de
Archivfoto: Resl von Konnersreuth © Wikipedia/CC BY-SA 3.0 de/Deutsches Bundesarchiv/Ferdinand Neumann
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