30. Oktober 2023 in Österreich
Missio-Nationaldirektor Wallner: Natürliche Freude der Kinder am Verkleiden mit Beschäftigung mit Glaubensvorbildern verknüpfen.
Wien (kath.net/ KAP)
Ein neuer christlicher Kontrapunkt zu den Horror-Kostümen zu Halloween findet weltweit und auch in Österreich zunehmend Anklang: In immer mehr Pfarren und kirchlichen Einrichtungen verkleiden sich Kinder am Vorabend von Allerheiligen nicht als Gespenster und Hexen, sondern als Heilige. Der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke (missio), Pater Karl Wallner, lädt am 31. Oktober zum bisher zweiten Mal zu einer Heiligen-Kostümparty in der Wiener Innenstadt - und bewirbt sie mit eigenem Namen: "Santosanti" - denn "Feste brauchen eine Bezeichnung, um sich durchzusetzen", so der Ordensmann im Interview mit Kathpress.
"Halloween" bezeichnete ursprünglich etwas Christliches, betonte Wallner, "denn 'All Hallows Eve' verweist ja auf das herbstliche Osterfest für alle Heiligen, auf Himmel und Vollendung". Im anglo-amerikanischen Raum sei daraus in den vergangenen Jahrzehnten jedoch ein "Gruselfest" geworden, das sich heidnischer Elemente bediene. Dass es nun eine gegenläufige Bewegung gibt, ist für den Nationaldirektor weder überraschend noch fehl am Platz, denn: "Die Kirche hat es immer so gehandhabt, dass sie Fehlentwicklungen nicht bekämpft, sondern das Falsche davon reinigt und umwandelt." Deshalb sei es auch in Ordnung, statt einem Totenfest das Glaubensfest "Santosanti" zu machen.
Schon in vielen Ländern ist das Verkleiden als Heilige populär, stellt Wallner bei seinen Projektreisen zu Partnern seines Hilfswerks immer wieder fest. "Den Brauch gibt es in den USA ebenso wie auf den Philippinen oder in Sambia und Malawi." Vor einigen Jahren sei die neue weltkirchliche Tradition endlich auch in Österreich angekommen und werde inzwischen auch von Pastoralämtern - wie etwa in der Diözese Innsbruck - aktiv beworben. Schon jetzt sei das Fest ein "Selbstläufer", denn: "Kinder haben ein natürliches Bedürfnis, sich zu verkleiden, es macht ihnen Spaß. Schlüpfen sie ins Kostüm von Heiligen, machen sie damit die Realität des Himmels sichtbar", so der Theologe.
Lebendige Litanei
Bei der Premiere in der missio-Nationaldirektion vor einem Jahr drängten prompt 40 kleine Heiligengestalten samt ihren Eltern in die dortige Kapelle. Die Kreativität bei den Verkleidungen sei beeindruckend gewesen, berichtete Wallner. "Gleich mehrfach vertreten waren dabei der heilige Martin mit Schwert und Mantel, der Jugend-Selige Carlo Acutis mit Jeans und Laptop sowie die heilige Lucia mit einem Lichterkranz auf dem Kopf." Ein Kindergottesdienst bildete den Rahmen für die Feier. "Dabei stieg jedes Kind der Reihe nach auf einen Sessel vor dem Altar, sagte seinen Namen, und alle fielen ein mit 'Bitte für uns'. Es war also eine Heiligenlitanei", so der Zisterziensermönch. Im Anschluss folgten noch Jause, Spiele und ein Fotoshooting.
Weitere gängige Gestaltungselemente sind bei Heiligenpartys auch das Namen-Raten, bei älteren Kindern ein Präsentieren der dargestellten Person bis hin zu szenischen Einlagen, sowie natürlich Prämierungen der schönsten Kostüme. missio bietet auf einer eigenen Website (https://www.missio.at/youngmissio/santosanti/) darüber hinaus auch noch weitere Anregungen, wie etwa ein Heiligen-Memory, eine Auflistung von Heiligen-Attributen und die Möglichkeit zu einem Foto-Upload.
Faszination wecken
Auch im Fasching könnten Pfarren oder Religionslehrkräfte Kinder zu einer "Santosanti"-Feier einladen, riet P. Wallner, "dann kommen die Kinder nicht als Superman oder Barbie, sondern als Heilige". Dass vor und während einem solchen Event eine Auseinandersetzung mit Heiligenbiografien stattfinde, sei pädagogisch besonders wertvoll. "Oft erlebe ich, dass sogar Erwachsene ihre Namenspatrone gar nicht kennen. Sich darüber schlau zu machen, ist im Internetzeitalter kein Problem. Oft braucht es aber einen Anlass."
Die Heiligen seien eine "Form von Jesuslitanei durch die Geschichte", hätten sie doch "in ihrer jeweiligen Zeit so wie Jesus gelebt", so die Kürzesterklärung des Nationaldirektors. Die Faszination für deren Persönlichkeit und Biografie lasse sich auch heute noch wecken, habe jüngst die erfolgreiche Österreich-Tournee des Musicals "Pauline" über die missio-Gründerin Pauline Jaricot (1799-1862) gezeigt. Wichtig sei bloß, so Wallner, "dass man es zeitgemäß bringt".
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