20. November 2023 in Schweiz
Seit 2019 hat Stefan Loppacher keine heilige Messe mehr gefeiert. Als Präventionsbeauftragter kritisiert er die Sexualmoral der Katholischen Kirche. Der Bischof von Chur soll seit 2021 davon gewusst haben! Update: Loppacher gegen Zölibat
Chur (kath.net/jg)
Der katholische Priester Stefan Loppacher, Geschäftsführer des Fachgremiums „Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld“ der Schweizer Bischofskonferenz und Präventionsbeauftragter des Bistums Chur, hat sich in einem Interview mit der Zeitung Sonntagsblick dazu bekannt, mit einer Frau in einer Partnerschaft zu leben.
Seit 2019 habe er keine heilige Messe mehr gefeiert, seit 2012 hat er das Priestertum „nur noch so mitgeschleppt“, sagt er wörtlich. Seine Partnerin habe er 2019 während der Ferien in Deutschland kennengelernt. Nach seiner Ansicht hat er nur für kurze Zeit ein irreguläres Verhältnis gehabt. Bald habe er „aufgehört, als Priester zu arbeiten“. Er führe kein Doppelleben, sondern stehe zu seiner Partnerin, betont Loppacher.
„Ich konnte einfach nicht mehr“, begründet er seinen Entschluss, nicht mehr als Priester zu wirken. Er habe „in zu viele Abgründe blicken müssen – persönlich und durch meine Tätigkeiten in der Missbrauchsthematik“.
Im Interview mit dem Sonntagsblick berichtet er auch von seiner Zeit bei den Servi della Sofferenza, den „Dienern des Leidens“. Als Student und junger Priester habe er viele Jahre dieser Bewegung angehört und sei dort Opfer spirituellen Machtmissbrauchs geworden. Er sei mit der Zeit sehr depressiv geworden und habe Selbstmordgedanken gehabt. In der Therapie sei ihm klar geworden, dass er diese Bewegung verlassen müsse.
Laut kath.net vorliegenden Informationen hat Joseph-Maria Bonnemain, der Bischof von Chur, spätestens zu Beginn des Jahres 2021 von der Beziehung Loppachers zu einer Frau gewusst. Trotzdem hat er ihn im Bistum Chur als Präventionsbeauftragten im Amt gelassen und ihm dazu verholfen, Geschäftsführer des Fachgremiums „Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld“ der Schweizer Bischofskonferenz zu werden.
Ebenfalls im Jahr 2021 hat Loppacher gemeinsam mit Karin Iten in der Schweizerischen Kirchenzeitung die hierarchische Struktur und Sexualmoral der Katholischen Kirche als Hindernisse für eine effektive Prävention sexuellen Missbrauchs charakterisiert. Der „Pflichtzölibat“ für Priester und Ordensleute wird als Verstoß gegen „sexuelle Menschenrechte ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ bezeichnet. (Siehe Link)
In dem ebenfalls von Stefan Loppacher und Karin Iten für das Bistum Chur verfassten umstrittenen „Verhaltenskodex zum Umgang mit Macht – Prävention von spirituellem Missbrauch und sexueller Ausbeutung“ wird ebenfalls das „Recht auf sexuelle Selbstbestimmung“ betont. „Offensives Ausfragen zum Intimleben und zum Beziehungsstatus“ soll unterlassen werden, auch in Gesprächen, die Vorgesetzte mit Mitarbeitern führen. (S. 14)
Update 20.11.
In einem Interview mit Tele Züri behauptete Loppacher, der Zölibat sei „praktisch schon abgeschafft“. In der Realität würden „praktisch alle Priester den Zölibat nicht leben wollen oder können“, dies aber nicht zugeben, fuhr er fort. Es sei naiv zu glauben, dass man im Alter von 20 Jahren „Gott etwas versprechen kann und ein wenig beten und fasten, und dann geht das einfach 60 Jahre gut“, sagte Loppacher wörtlich. Das sei auch „ein Unrecht gegenüber allen, die diesen Weg gehen: Dass sie nicht über die Folgen aufgeklärt werden. Liebe darf es nicht geben. Dann treibt man die Leute in ein Doppelleben, ins Verborgene“, behauptete er. Daher wäre seiner Ansicht nach der „erste Schritt in eine menschenwürdigere Kirche“ der, einfach zuzugegeben, was ohnehin sei.
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