17. November 2023 in Aktuelles
US-Bischof in aufschlussreichem EWTN-Interview: Es ging u.a. darum, dass er "Traditionis custodes" nicht umgesetzt habe und zu sehr das "Depositum fidei" in der Öffentlichkeit (auch im Internet) vertreten habe - VIDEO
Tyler (kath.net/pl) Er habe von seiner Amtsenthebung „in einem kurzen Treffen mit Nuntius Pierre erfahren“. Das schildert der vormalige Bischof von Tyler, Joseph Strickland (siehe Link), im Video-Interview mit Raymond Arroyo (ETWN). Zunächst sei er vom Nuntius Kardinal Christoph Pierre um seinen Rücktritt gebeten worden. Strickland schildert, er habe dem Nuntius deutlich gemacht, „dass ich fühle, ich kann nicht zurücktreten“. Daraufhin habe man ihm mitgeteilt, dass er dann eben amtsenthoben werde. Nuntius Pierre sei dabei „sehr herzlich“ gewesen und habe auch etwas „verlegen“ gewirkt.
Zu den Gründen für seine Amtsenthebung schilderte Strickland:
- In der Begegnung habe ihm der Nuntius mehrere Seiten von Problempunkten vorgelesen. Dabei habe der Nuntius „nicht einen einzige Sorge bezüglich der Verwaltung“ der Diözese erwähnt.
- Erwähnt habe der Nuntius „einen Mangel an Brüderlichkeit gegenüber meinen bischöflichen Mitbrüdern“. Dies interpretierte Strickland folgendermaßen: es sei darum gegangen, „dass ich gesprochen haben und sie nicht“ – gemeint sind damit vermutlich öffentliche Konfliktthemen wie der Kommunionempfang für katholische aktiv abtreibungsförderunge Politiker.
- Auf den Vorwurf, dass er das Apostolische Schreiben des Papstes, „Traditionis custodes“ (mit starken Einschränkungen für die Feier der Messe in der außerordentlichen Form), nicht umgesetzt habe, „habe ich schlicht nicht geantwortet“, so Strickland. Dann erläuterte er gegenüber EWTN weiter: „Wir haben einige wenige Lateinische Messen und ich habe den Eindruck, dass ich jenen Teil der Herde nicht von ihrer Nahrung entfernen kann, die sie hier finden“. Darunter seien „großartige junge Familien“ und die Kirchen seien „äußerst voll“. Auch andere Bischöfe hätten Traditionis custodes nicht umgesetzt
- Seine Präsenz im Internet und in den Sozialen Medien sei „mit Sicherheit“ einer der Gründe für die Absetzung gewesen. Man habe ihm bereits zuvor geraten, sich da „abzukühlen“. Aber diese Medinepräsenz „halte ich für wichtig. Ich bin ein Nachfolger der Apostel, dies ist eine gewaltige Verantwortung“ und dazu gehöre es auch, in respektvollem Ton „die Wahrheit zu sagen“. Er selbst sei in vielen Punkten „sehr klar“ gewesen und er habe „diese Klarheit“ nicht unbedingt auch von anderen Bischöfen wahrgenommen.
„Ich verbringe viel Zeit im Gebet – einfach weil ich es brauch, ich brauche es, um dem Herrn näher zu kommen und seine Nähe zu spüren“. Doch nun stünden „alte Wahrheiten, die Christus verkündet hat, die in der Hl. Schrift festgehalten sind und die die Kirche über Jahre gelehrt hat, zur Diskussion“. Ja, räumte Strickland ein, „ich habe die Synode nicht unterstützt". Wenn man davon spricht, dass die Kirche sich ändern müsse, sollte dies heißen: die Entwicklung der Doktrin sollte, „ja, näher dem Heiligen Herzen Christi entgegenwachsen“, nicht aber ihre Richtung ändern oder sich gar ins Gegenteil verkehren. Bereits vor zwei Jahren sei er von Nuntius Pierre schon informiert worden, dass er das „Depositum fidei“ nicht mehr so sehr betonen möge, zumindest habe er selbst dies so verstanden.
Arroyo bohrte konkret nach, ob gegen Strickland in den Monaten und Jahren vor der Amtsenthebung kirchenrechtliche Vorwürfe geäußert worden seien. Der EWTN-Chefredakteur sagte: „Ein Bischof wird nicht amtsenthoben, wenn es zu einer schwerer Sünde gekommen war, bsp. Korruption, sexuelle Überschreitungen, Diebstahl – wurde irgendetwas in dieser Gewichtsklasse [gegen Sie] vorgeworfen?“ Strickland entgegnet: „Nein, absolut nicht. Ich muss es leider so sagen, Raymond: Viele Bischöfe, die korrupt sind oder die mit dem McCarrick-Skandal [siehe Link] verbunden sind, haben weiterhin ihre Bischofsstuhl inne“. Zum McCarrick-Skandal betonte Strickland außerdem: „Dazu haben wir nie wirkliche Antworten erhalten“. Es gebe Bischöfe, die in die McCarrick-Story regelrecht hineinverwoben seien, aber gegen diese wurde man nicht aktiv. Dieser „Doppelstandard“ sei „besorgniserregend“.
Strickland fügte am Ende hinzu, dass in seinen Augen Papst Franziskus tatsächlich der rechtmäßige Papst sei – „wenn nicht ER der Papst ist, wer ist es dann?“ Allerdings habe er „verwirrende Sachen gesagt, doch viele der Leute, die er zu Kardinälen ernannt hat, Leute in verschiedenen Diensten des Vatikans, sagen nie verwirrende Sachen. Vielmehr sagen sie Dinge, die dem Depositum fidei widersprechen. Der Papst hat sie eingesetzt. Es frustriert mich wirklich: Falls er diesen Inhalten [die dem Depositum fidei widersprechen] nicht zustimmt, dann kann er das sehr schnell aufklären, er ist der Papst – und er kann sagen: ‚Das ist einfach das, was wir als Katholiken glauben'. Ich bete darum, dass er dies tun wird.“
Das EWTN-Interview in voller Länge (englisch):
Foto (c) EWTN/Screenshot
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