26. November 2023 in Familie
Neuevangelisierung ist möglich! Das zeigt das sehr ermutigende Beispiel einer äußerst dynamischen Initiative, die von einer einzelnen Laiin im Jahr 2011 in den USA ausging - Von Andrea Borneis
Rom (kath.net)
Neuevangelisierung ist möglich! Das zeigt das sehr ermutigende Beispiel einer äußerst dynamischen Initiative, die von einer einzelnen Laiin im Jahr 2011 in den USA ausging. Als die amerikanische Zahnärztin und Familienmutter Dr. Blythe Kaufman vor zwölf Jahren in ihrer eigenen Pfarrgemeinde in West Hartford, Connecticut, die erste Kinderrosenkranzgruppe gründete, hätten sich nicht einmal die allergrößten Optimisten vorstellen können, dass daraus innerhalb kurzer Zeit eine weltumspannende Gebetsbewegung werden würde.
Dank der überwältigenden Gnadenströme, mit denen Gott dieses zukunftsweisende Apostolat beschenkt, gibt es den „Children’s Rosary“ mittlerweile in sage und schreibe 44 Ländern der Erde. Anlässlich seines zehnjährigen Bestehens spendete Papst Franziskus allen teilnehmenden kleinen und großen Betern seinen apostolischen Segen. Das Wunderschöne ist, dass sich dieses Projekt auf anhaltendem Expansionskurs befindet. Tür um Tür tut sich auf. Wunder geschehen. Man kann dem Heiligen Geist regelrecht bei der Arbeit zuschauen.
Was versteht man unter einer Kinderrosenkranzgruppe? Unter Anleitung eines Erwachsenen beten 4- bis 14-jährige Kinder den Rosenkranz, wobei immer ein Kind das jeweilige Gesätz vorbetet. Eine Besonderheit besteht darin, dass sich die Gruppe beim ersten Treffen dem Heiligsten Herzen Jesu und dem Unbefleckten Herzen Mariens weiht, womit sie unter einem besonderen Schutz steht. Das regelmäßige Rosenkranzgebet bewirkt dann, dass die Kinder im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe wachsen. Jede einzelne Kinderrosenkranzgruppe leistet zudem immer auch für alle anderen weltweit Fürbitte. Sämtliche Mitglieder werden also von einem riesigen Gebetsnetz getragen.
In die Herzen der Kinder werden auf diese Weise kostbare Samen der Heiligkeit gesät, die eine ungeheuer nachhaltige Wirkung entfalten, was sich etwa am Beispiel des großen heiligen Papstes Johannes Paul II. ablesen lässt. Karol Wojtyla war schon als kleiner Junge Mitglied des sogenannten Lebendigen Rosenkranzes, den die sel. Pauline Jaricot initiiert hatte. Von Therese von Lisieux, die nicht nur heiliggesprochen, sondern auch zur Kirchenlehrerin ernannt wurde, ist das ebenfalls bekannt.
Auch Erwachsene sind beim Kinderrosenkranz herzlich willkommen. Sie sind seine speziellen „Schutzengel“. Manchmal kommt es vor, dass bei einem Treffen nur die Gruppenleiter da sind. Diese lassen sich von der Abwesenheit der Kinder nicht entmutigen, sondern bleiben in der Kirche und beten den Rosenkranz stellvertretend für die Kleinen. Durch die Bank stellen sie fest, dass auch dadurch viele Gnaden freigesetzt werden. Für alle, die am Kinderrosenkranz teilnehmen oder ihn unterstützen, wird am 25. eines jeden Monats eine heilige Messe gefeiert.
Eine der häufig gestellten Fragen lautet, warum die Kinder ausgerechnet zum Rosenkranzgebet eingeladen werden. Sie ist schnell beantwortet: Die Muttergottes selbst hat uns diese Form des Gebets bei ihren zahlreichen Erscheinungen unermüdlich ans Herz gelegt. Sie lehrt uns, das zu tun, was sie selbst ohne Unterlass getan hat: „Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen“ (Lk 2,19). Beim Rosenkranzgebet ahmen wir sie dahingehend nach. An ihrer Hand betrachten wir voll Liebe die zentralen Ereignisse aus dem Leben ihres Sohnes, wodurch Perle für Perle die Vertrautheit mit ihm und mit ihr wächst. Wir verstehen immer besser, was die hl. Teresa von Ávila, die überragende Spezialistin auf diesem Gebiet, meinte, als sie das Gebet als Verweilen bei einem Freund (vgl. Ex 33,11) bezeichnete, mit dem wir oft zusammenkommen, einfach nur um bei Ihm zu sein, weil wir wissen, dass Er uns liebt.
Darüber hinaus bezeichneten viele Heilige den Rosenkranz als ihr Lieblingsgebet und bekundeten, er sei nach der heiligen Messe zusammen mit der eucharistischen Anbetung die beste Möglichkeit, im Alltag die dringend notwendige Verbindung mit Jesus Christus aufrechtzuerhalten, ohne den wir nichts vollbringen können (vgl. Joh 15,5). Je häufiger wir so beten, desto tiefer durchdringt uns die göttliche Liebe, die uns auf dem Weg zur Heiligkeit vorankommen lässt, dem Ziel unseres Lebens. Da der Herr seine Gnaden den Demütigen immer in besonderer Fülle schenkt, werden nicht nur die jungen Betenden geheiligt, sondern gleichzeitig auch deren Familien und Pfarrgemeinden. Ein besseres Geschenk kann man niemandem machen, egal ob jung oder alt.
Sind Kinder damit nicht überfordert? Nein, gar nicht. Ihr Gebet ist besonders wirkmächtig. Dass Kindergebet – wie der Volksmund weiß – durch die Wolken dringt, wird von der Erfahrung bestätigt. Vergessen wir nicht, dass sowohl die Kinder von Fatima als auch Bernadette Soubirous von Lourdes in dem Alter der Mitglieder des Kinderrosenkranzes waren, als ihnen die Muttergottes erschien. Überdies ermutigte Jesus die Kinder, zu ihm zu kommen, und erklärte: „Denn solchen wie ihnen gehört das Reich Gottes. Amen, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie“ (Mk 10,15f.).
Kürzlich berichtete eine Gruppenleiterin aus der irischen Grafschaft Kildare von begeisterten Kommentaren fröhlicher und dankbarer Kinder: „Der Rosenkranz hat mich dazu motiviert, mir eine eigene Bibel zu besorgen; der Rosenkranz vertreibt meine Sorgen; ich gehe jetzt gerne in die Kirche, was ich früher langweilig fand; ich bin ruhiger geworden; Gott möchte, dass wir wie Jesus handeln; ich freue mich schon auf unseren nächsten Rosenkranz.“ Halleluja!
Seit knapp zwei Jahren hat der Kinderrosenkranz auch in Deutschland Fuß gefasst, ein Beitrag zur Neuevangelisierung von unschätzbarem Wert. Die erste deutsche Gruppe wurde im März 2022 in Hamburg gegründet. Auf Bonifatius.TV kann man das kürzlich gefilmte, sehr anrührende Video anschauen, das die Kinder beim Beten der Geheimnisse des Glorreichen Rosenkranzes zeigt.
Die zweite Gruppe auf deutschem Boden formierte sich in Scheidegg im Allgäu. In Berlin sind inzwischen zwei Kinderrosenkranzgruppen aktiv.
Hocherfreut ist man in der mittelfränkischen Gebetsstätte Heroldsbach darüber, dass dort bis zu dreißig Kinder zum Rosenkranzgebet zusammenkommen. Eine bemerkenswerte Frucht dieses Kinderrosenkranzes ist der Kongress zur eucharistischen Anbetung Adoratio Heroldsbach 2024, der sich zurzeit in der Planungsphase befindet und vom 5. - 7. Juli 2024 stattfinden wird (https://cvts.eu/adoratio24-heroldsbach). Die Kinder werden dabei das Rosenkranzgebet leiten. An diesem Beispiel sieht man besonders eindrucksvoll, dass die Muttergottes uns immer zu ihrem Sohn führt, der in der heiligen Eucharistie real anwesend ist.
Noch an drei weiteren Orten bereichert der Kinderrosenkranz das spirituelle Leben in Deutschland: in Petersberg bei Fulda, in Herzlake in Niedersachsen sowie – ganz neu – in Dormitz in Mittelfranken.
Wer sich für den Kinderrosenkranz interessiert oder selbst in Erwägung zieht, eine Gruppe zu gründen, ist ganz herzlich zum monatlichen Informationstreffen per Zoom für deutschsprachige Kinderrosenkranzgruppen eingeladen. Der Termin und der Zoom-Link sind der Webseite https://kinderrosenkranz.com zu entnehmen.
Die Gründerin Blythe Kaufman hat ein sehr praktisches Kinderrosenkranzbüchlein publiziert, das in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Darin erklärt sie das Rosenkranzgebet und dessen Früchte sowie den Ablauf eines Treffens. Die deutsche Version kann man online im Klosterladen von Stift Heiligenkreuz bei Wien oder beim Fatima-Weltapostolat bestellen. Weitere Informationen finden Sie auf der englischen Home Page https://childrensrosary.org.
Als die heilige Jungfrau am 17. Januar 1871 in Pontmain erschien – einem kleinen von der Kirche anerkannten französischen Marienwallfahrtsort –, schrieb sie mit unsichtbarer Hand vor den Augen von zwei Buben im Alter von zehn und zwölf Jahren ihre Botschaft in den Himmel: „Nun betet doch, meine Kinder. Gott wird euch bald erhören. Mein Sohn lässt sich anrühren.“ Beherzigen wir diese Worte und unterschätzen wir nie die Kraft des Rosenkranzgebetes! Wir haben es im wahrsten Sinn des Wortes in der Hand, Werkzeuge beim Fortschreiben seiner jahrhundertealten Erfolgsgeschichte zu sein.
© 2023 www.kath.net