"Was für ein Anspruch – wenn der Priester in Persona Christi handelt!"

30. November 2023 in Jugend


Der Priester ist der Stellvertreter Christi – etwas was uns Katholiken manchmal schon zu selbstverständlich erscheint oder aber gar nicht bewusst durchdacht wird. Die Jugendkolumne von kath.net von Magdalena Preineder


Wien (kath.net)

Der Priester ist der Stellvertreter Christi – etwas was uns Katholiken manchmal schon zu selbstverständlich erscheint oder aber gar nicht bewusst durchdacht wird. Was bedeutet das eigentlich? Ich glaub, vielen von uns ist gar nicht bewusst wie weitreichend und tiefgehend der Ruf in der Berufung des Priesters ist, was er für Christus und seine Kirche sein soll. In Eph 5,23.25f lesen wir „…wie auch Christus das Haupt der Kirche ist; er hat sie gerettet, denn sie ist sein Leib. … wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat, um sie im Wasser und durch das Wort rein und heilig zu machen.“ Was für ein Anspruch – wenn der Priester in Persona Christi handelt, dann muss er zu dieser Liebe und Hingabe bereit sein, die Christus für seine Kirche gegeben hat. Dann muss auch er bereit sein alles zu geben.

Deswegen muss in jedem Priester ein mit Dornen gekröntes Herz schlagen. Dieser Anspruch erscheint so hoch, doch er ist letztendlich der einzige, der dem Hohenpriester Christus gerecht wird. Denn wenn er, warum dann nicht auch seine Priester, mit denen er sein Amt teilt, die Anteil haben am Priestertum Christi selbst? Wenn er Dornen trug, warum dann nicht auch das Herz des Priesters?

Dort wo ein Herz des Priester vom Lanzenstoß ereilt wird, dort wird er zum Werkzeug der Gnade und der Barmherzigkeit. Wo das Herz des Priesters offen steht, steht das Herz Christi selbst offen. Die Gnade, die durch Herz und Hände der Priester fließen, ist teuer erkauft worden und sie müssen daher leben, wozu Christus sein Leben gab. Er muss in ihnen leben, denn durch sie gibt er sich der Welt immer wieder hin und ist an so vielen Orten sichtbar – nicht zuletzt, weil durch ihre Teilhabe am Priestertum Christi jener Christus selbst im Tabernakel weilt und sich am Altar hingibt. Ohne sie könnte der Eine nicht ins Brot hinabsteigen, denn er hat die geweihten Hände erwählt das Opfer darzubringen, Brot zu Leib und Wein zu Blut zu wandeln.

Sie sind das Werkzeug der Erlösung seit seinem Tod am Kreuz. Der tiefste Ruf ihres Seins geht auf sein Kreuz zurück: Hingabe und Hinführen zum Vater, damit er verherrlicht werde durch den Sohn und all jene, die er in seine Nachfolge ruft. Der tiefste Ruf ihres Seins ist es dem Sohn gleich zu werden, damit er in ihnen lebe. Der Priester muss in sich selbst zurücktreten und dem Hohenpriester den Vortritt lassen. Er muss danach streben ihm gleich zu werden, das erfordert das gekrönte Herz – das mit Dornen gekrönte Herz.

Und deshalb sind wir Laien gerufen in Gebet und Opfer an die Seite der Priester zu treten. Das allgemeine Priestertum, das uns durch die Taufe verliehen wurde, leben wir dort besonders, wo wir nicht danach streben zu ergreifen, was uns nicht zusteht, sondern wo wir unser Opfer darbringen, um die geweihten Priester zu tragen während sie dem Ruf folge,n dem Hohenpriester Christus gleichgestaltet zu werden. Dieser Ruf, der den Priester ereilt, ist kein einfacher. Christus selbst hatte unter dem Kreuz seine Mutter stehen – jene Frau, die ihn bei jedem Schritt, den er auf dieser Welt machte, zumindest im Herzen, begleitet hat und die bereit war alles für ihn zu ertragen, und Johannes – jener Jünger, mit dem Christus eine besondere Herzensinnigkeit verband. Diese beiden sie waren treu bis inmitten des allertiefsten Schmerzes. Und als sich Christus selbst aufgrund der getragenen Sünden von seinem Vater verlassen fühlte, da waren sie noch immer bei ihm.

Diese Liebe zu ihm, die Maria und Johannes hatten, ist es, die auch unsere Liebe zum Priestertum tragen sollte. Ist jeder Priester ein Stellvertreter Christi, dann wird er zumindest in seiner Seele eine Kreuzigung seiner selbst erfahren, um Christus ganz in sich leben zu lassen. Wollen wir so ein Priestertum, ein Priestertum, das sich hingibt und vor Liebe zum Hohenpriester verzehrt, das keine Dorne und keinen Geißelschlag scheut, dann sollten wir Laien wie Maria und Johannes unter das Kreuz unserer Priester treten und durch sie Christus in der Liebe dienen, wie man sie unter dem Kreuze lernt. Denn das Herz eines Priesters wird unvermeidlich mit Dornen gekrönt, wenn er dem Ruf seiner Berufung mit aller Aufrichtigkeit antwortet und Christus in ihm und durch ihn leben darf.  Und so wird sich ein erneuertes Priestertum erheben, eines, wo das Opfer der Selbsthingabe Christi mit dem Leben des Priesters so sehr verschmilzt, dass der Priester für uns Abbild des Herzens wird, dass sich uns im Heiligen Messopfer immer wieder schenkt, ausliefert und nichts zurückbehält, während es nichts zurückerwartet und doch alle Liebe von uns ersehnt.

Setzen wir uns ein für ein Priestertum, das Christus gerecht wird. Helfen wir unseren Priestern die Dornen zu tragen und voran zu gehen auf dem Weg, Christus gleich zu werden und uns zu ihm zu führen. Auf dass Christus immerzu und immer mehr in seinen Priestern lebe.


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