Angelus aus Santa Marta. Der ‚Hof‘ Christi, des Königs

26. November 2023 in Aktuelles


Angelus live im Fernsehen und auf den großen Bildschirmen auf dem Petersplatz. Der Papst leidet an einer leichten Grippe. Eine Computertomographie zum Ausschluss von Lungenkomplikationen sei negativ ausgefallen. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Angelus mit Papst Franziskus am Christkönigsfest (Sollemnitas Domini Nostri Iesu Christi Universorum Regis, „Hochfest unseres Herrn Jesus Christus, des Königs des Weltalls“), letzter Sonntag des Kirchenjahres: „Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Und alle Völker werden vor ihm versammelt werden und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet“.

Der Papst betete den Angelus in Verbindung mit der Kapelle der Casa Santa Marta. Das Gebet wurde von Vatican Media live im Fernsehen und auf den Bildschirmen auf dem Petersplatz sowie als Streaming auf der Website von Vatican News übertragen.

Ein noch nie da gewesenes Ereignis - auch anders als während des Lockdowns, während dessen der Angelus vom Apostolischen Palast aus gebetet wurde. Es handelt sich offenbar um eine Vorsichtsmaßnahme aufgrund der gestrigen Ereignisse, als alle Audienzen auf der päpstlichen Tagesordnung wegen des „leichten grippalen Zustands“ abgesagt werden mussten. Am frühen Nachmittag des Samstags informierte der Vatikan dann über die Computertomographie, der sich der Papst im Krankenhaus Gemelli Isola in Rom unterzogen hatte, „um das Risiko von Lungenkomplikationen auszuschließen". Die Untersuchung habe zu „negativen Ergebnissen“ geführt. Franziskus las den vorbereiteten Text nicht selbst und erklärte, dass er an einer "Entzündung an der Lunge" leide.

„Sein ‚Königssaal‘ ist dort, wo die Menschen leiden und Hilfe brauchen. Glauben wir, dass das wahre Königtum in der Barmherzigkeit besteht? Glauben wir an die Macht der Liebe?“. Das Evangelium spreche vom Jüngsten Gericht (vgl. Mt 25,31-46) und sage, dass es über die Nächstenliebe gehalten werden werde.

Die Szene, die sich uns biete, sei die eines königlichen Saals, in dem Jesus, „der Menschensohn“ (V. 31), auf einem Thron sitze. Alle Völker seien zu seinen Füßen versammelt, und unter ihnen seien „die Gesegneten“(V. 34), die Freunde des Königs. „Aber wer sind sie?“, fragte der Papst: „Was ist das Besondere an diesen Freunden in den Augen ihres Herrn?“.

Nach den Kriterien der Welt sollten die Freunde des Königs diejenigen sein, die ihm Reichtum und Macht gegeben hätten, die ihm geholfen hätten, Gebiete zu erobern, Schlachten zu gewinnen, sich unter anderen Herrschern groß zu machen, vielleicht als Star auf den Titelseiten der Zeitungen oder in den sozialen Medien zu erscheinen, und zu ihnen sollte er sagen: „Danke, denn ihr habt mich reich und berühmt gemacht, beneidet und gefürchtet“. Das aber sei ein Denn nach den Maßstäben der Welt.

Nach den Kriterien Jesu dagegen seien die Freunde andere: „Es sind diejenigen, die ihm in den Schwächsten dienten. Denn der Menschensohn ist ein ganz anderer König, der die Armen ‚Brüder‘ nennt, der sich mit den Hungernden, den Durstigen, den Fremden, den Kranken, den Gefangenen identifiziert und sagt: ‚Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan‘ (V. 40)“.

Er sei ein König, der sensibel sei für das Problem des Hungers, für das Bedürfnis nach einem Zuhause, für Krankheit und Gefangenschaft: „Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen“ (V. 35-36).

Es seien dies alles Realitäten, die leider immer sehr aktuell seien: „Hungernde, obdachlose Menschen, oft so gekleidet wie sie können, bevölkern unsere Straßen: Wir begegnen ihnen jeden Tag. Auch was Gebrechen und Gefangenschaft betrifft, so wissen wir alle, was es bedeutet, krank zu sein, Fehler zu machen und die Konsequenzen zu tragen“.

Das heutige Evangelium sage uns, dass man „gerecht“ und „gesegnet“ sei, wenn man auf diese Armut mit Liebe, mit Dienst antworte: nicht indem man sich abwende, sondern indem man Essen und Trinken gebe, Kleidung, Unterkunft, Besuche, mit einem Wort, indem man den Bedürftigen nahe sei. Denn Jesus, unser König, der sich Menschensohn nenne, „hat seine meist geliebten Schwestern und Brüder in den schwächsten Frauen und Männern“. Sein „Königssaal“ sei dort eingerichtet, wo die Menschen litten und Hilfe brauchten. Dies sei der „Hof“ unseres Königs. Der Stil, mit dem sich seine Freunde, die Jesus zum Herrn haben, auszeichnen sollen, sei sein eigener Stil: Mitleid, Barmherzigkeit, Zärtlichkeit. Sie veredelten das Herz und kämen wie Öl auf die Wunden der vom Leben Verwundeten herab.

Franziskus stellte wieder vor die ihm wesentlich erscheinenden Fragen: „Glauben wir, dass das wahre Königtum in der Barmherzigkeit besteht? Glauben wir an die Macht der Liebe? Glauben wir, dass die Nächstenliebe die königlichste Erscheinungsform des Menschen ist und eine unabdingbare Voraussetzung für den Christen?“. Und schließlich eine besondere Frage: „Bin ich ein Freund des Königs, das heißt, fühle ich mich persönlich für die Nöte der Leidenden verantwortlich, denen ich auf meinem Weg begegne?“.

Nach dem Angelus wurde an die Kriege in der Welt, an die Lage in Israel und Palästina, in der Ukraine sowie an das Problem der Gefahr für die Umwelt erinnert.

 


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