30. November 2023 in Aktuelles
"Die Kirche entmännlichen" - Papst hält eine Rede bei Audienz für Mitglieder der Internationalen Theologenkommission - Franziskus über Theologin Gerl-Falkovitz "Diese Theologie der Frau ist nicht so tief, aber sie ist schön, sie ist kreativ"
Vatikanstadt (kath.net/KAP/red) Einblicke in die Stimmung an der Spitze der katholischen Kirche und zu seinem Gesundheitszustand hat Papst Franziskus am Donnerstag bei einer Audienz gegeben. Bei einem Treffen mit Mitgliedern der Internationalen Theologenkommission des Vatikans sagte der Papst am Ende seiner kurzen, improvisierten Ansprache: "Und betet für mich. Betet für mich und nicht gegen mich. Denn diese Arbeit ist nicht leicht. Danke." Auch zu seinem angeschlagenen Gesundheitszustand äußerte Franziskus sich kurz und sagte zu Beginn: "Hier ist eine schöne Rede, mit theologischen Dingen. Aber so, wie es mir gerade geht, ist es besser, wenn ich das nicht vorlese. Ich gebe euch den Text." Und am Ende bemerkte der Papst: "Ich habe zu lange gesprochen, das hat mir wehgetan." Am Vortag hatte der Vatikan bekannt gegeben, dass dem 86-Jährigen weiterhin Atembeschwerden infolge einer Lungeninfektion zu schaffen machen. Zudem war in Vatikankreisen bekannt geworden, dass es interne Kritik am Vorgehen des Papstes gegen konservative Gegner seines Öffnungskurses in der katholischen Kirche gebe. Zuletzt hatte der Papst vor Vertrauten angekündigt, er werde dem konservativen US-amerikanischen Kardinal Raymond Burke (75) die kostenlose Dienstwohnung und das Kardinalsgehalt entziehen.
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Kath.net dokumentiert die spontan und frei gehaltene Rede von Papst Franziskus mit dem Titel "Die Kirche entmännlichen"
Ich danke Ihnen für Ihren Besuch. Und ich danke Ihnen für Ihre Arbeit. Es gibt hier eine schöne Ansprache mit theologischen Dingen, aber so, wie es mir geht, ist es besser, sie nicht zu lesen. Ich übergebe sie Ihnen.
Danke für das, was Sie tun. Theologie, theologisches Nachdenken ist sehr wichtig. Aber es gibt etwas, was mir an Ihnen nicht gefällt, entschuldigen Sie meine Offenheit. Eine, zwei, drei, vier Frauen: arme Frauen! Sie sind allein! Ah, Entschuldigung, fünf. Hier müssen wir weitermachen! Die Frauen haben eine andere theologische Reflexionsfähigkeit als wir Männer. Das muss daran liegen, dass ich mich so viel mit der Theologie einer Frau beschäftigt habe. Eine gute deutsche Frau, Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, hat mir bei Guardini geholfen. Sie hat diese Geschichte studiert, und die Theologie dieser Frau ist nicht so tief, aber sie ist schön, sie ist kreativ. Und jetzt, beim nächsten Treffen der neun Kardinäle, werden wir über die weibliche Dimension der Kirche nachdenken.
Die Kirche ist Frau. Und wenn wir nicht verstehen, was eine Frau ist, was die Theologie einer Frau ist, werden wir nie verstehen, was die Kirche ist. Eine der großen Sünden, die wir begangen haben, ist die "Vermännlichung" der Kirche. Und das kann nicht auf dem Weg des Amtes gelöst werden, das ist etwas anderes. Es wird auf dem mystischen Weg gelöst, auf dem realen Weg. Der Gedanke von von Balthasar hat mir so viel Licht gegeben: das petrinische Prinzip und das marianische Prinzip. Man kann darüber streiten, aber beide Prinzipien sind da. Das Marianische ist wichtiger als das Petrinische, denn es gibt die Kirche-Braut, die Kirche-Frau, ohne sich zu vermännlichen.
Und man fragt sich: Wohin führt dieser Diskurs? Nicht nur, um euch zu sagen, dass ihr hier mehr Frauen haben sollt - das ist das eine -, sondern um euch zum Nachdenken zu bringen. Die Kirchen-Frau, die Kirche-Braut. Und das ist eine Aufgabe, um die ich Sie bitte. Die Kirche entmännlichen.
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