18. Dezember 2023 in Aktuelles
„Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, strahlte überall Gemütlichkeit aus und trug stets ein Lächeln im Gesicht.“
Vatikan (kath.net) „Es war interessant, dass auf der Synode 2023 die vom Deutsch-Synodalen Weg geliebten 'heißen' Themen im Wesentlichen nicht von Deutschen, sondern von anderen vorangetrieben wurden. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, strahlte überall Gemütlichkeit aus und trug stets ein Lächeln im Gesicht. Vielleicht spiegelte diese absichtliche Zurückhaltung die Erkenntnis der Führung der deutschen Bischöfe wider, dass es angesichts der angespannten Situation im eigenen Land nicht ratsam wäre, die Dinge in Rom anzuheizen. Aber das Lesen im Kaffeesatz erlaubt auch andere Ergebnisse.“ Das schreibt der international bekannte Theologe und Ethiker Georg Weigel in seinem Beitrag im Diözesanmagazin „Denver Catholic“ in seinem Gastkommentar „Deutscher Katholizismus: Am Abgrund oder an der Spitze?“ Der US-Amerikaner ist bereits 19-mal mit Ehrendoktorwürden ausgezeichnet worden, ist Träger des Päpstlichen Ordens „Pro Ecclesia et Pontifice“ und Autor vieler Bücher, darunter einer Bestseller-Biographie über Papst Johannes Paul II.
Weigel zitiert den Brief von Papst Franziskus an die vier deutschen Katholikinnen mit der Franziskus-Äußerung, dass er sich darum sorge, dass große Teile der deutschen Ortskirche sich immer weiter vom gemeinsamen Weg der Weltkirche zu entfernen drohen“ und der Papstkritik am Synodalen Ausschuss. Weigel zitiert den Papst weiter: „Anstatt das ‚Heil‘ in immer neuen Gremien zu suchen und in einer gewissen Selbstbezogenheit die immer gleichen Themen zu erörtern, wollte ich in meinem ‚Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland‘ die Notwendigkeit des Gebets, der Buße und der Anbetung in Erinnerung rufen und einladen, sich zu öffnen und hinauszugehen, ‚um unseren Brüdern und Schwestern zu begegnen, besonders jenen, die an den Schwellen unserer Kirchentüren, auf den Straßen, in den Gefängnissen, in den Krankenhäusern, auf den Plätzen und in den Städten zu finden sind“ (Nr.8). Ich bin überzeugt: dort wird der Herr uns den Weg zeigen.“
Dann hinterfragt Weigel allerdings diese Papstäußerungen. Denn, so Weigel, „beschreibt diese Suche nach ‚Heil‘ in immer neuen Gremien und die Diskussion der gleichen Themen mit einer gewissen Selbstbezogenheit nicht genau das, was die Synode 2023 vor zwei Monaten für vier quälend lange Wochen getan hat – und was in der Vorbereitungen auf lokaler, nationaler und kontinentaler ‚Phasen‘ in den letzten zwei Jahren mit großem Zeit- und Geldaufwand durchgeführt wurde?“
Weiter fragt Weigel, warum das Wort „Heil“ im Papstbrief eigentlich in Anführungszeichen stehe? Liegt es daran, dass er sich auf die „Heil“ der Institution der deutschen Kirche beziehe, die Gemeindemitglieder ausbluten lässt (und dadurch Einnahmen verliert, weil weniger sich als katholisch verstehende Gemeindemitglieder bedeuten, dass die Institution weniger deutsche Kirchensteuer erhält)?
„Was zu einem dritten Punkt führt: Der Papst schlägt vor, dass der institutionelle deutsche Katholizismus sich selbst retten wird, indem er sich den Armen, Vertriebenen und Ausgegrenzten in der Gesellschaft öffnet. Die deutsche Kirche tut dies jedoch bereits, indem sie (mit Hilfe der Kirchensteuer) ein beträchtliches Netzwerk sozialer Einrichtungen und Programme unterhält. Wenn die Begegnung mit den Ausgegrenzten die Antwort auf die religiöse Langeweile und evangelische Anämie des heutigen deutschen Katholizismus wäre, wäre die deutsche Kirche schon vor Jahrzehnten zu einem starken Motor der Neuevangelisierung geworden.“ Doch sei dies ja nicht der Fall, dies liege aber nicht daran, dass man nicht ausreichend den Ausgegrenzten begegne, „sondern am Verlust des Glaubens an Jesus als Herr und an die Kirche als seinen sakramentalen Leib in der Welt, der dazu führt, dass sich Ortskirchen in NGOs verwandeln, welche gute Taten tun.“
Möglicherweise, so Weigel, „haben einige der Verantwortlichen der ‚Synode zur Synodalität‘ den deutschen ‚Synodalen Weg‘als ein nützliches Instrument angesehen, um den Weg für eine dramatische Neukonfiguration des katholischen Selbstverständnisses und der katholischen Regierungsführung freizumachen“, und dem deutschen Strohmann sei geraten worden, bei der Bischofssynode nicht zu schnell vorzupreschen.
„Der deutsche Katholizismus“ werde „in bestimmten römischen Kreisen“ möglicherweise nicht „als ‚am Abgrund‘ stehend, sondern eher als ‚auf dem neuesten Stand‘ angesehen“, formuliert Weigel abschließend.
Link zum Originalbeitrag im „Denver Catholic“: German Catholicism: On the brink or at the cutting edge?
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