Auf dem Weg das Jahr zu beenden

18. Dezember 2023 in Kommentar


Der letzte Montagskick 2023 blickt ein wenig zurück und denkt über das nun vergehende Jahr nach. Und am Ende wünschen uns Engel den Frieden mitten im Krieg. Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)

Man mag es kaum glauben, aber dieser Montagskick ist der letzte Montagskick in diesem Jahr. Am 1. Weihnachtstag und am 1. Januar darf der Kolumnist sich – ebenso wie die Redaktion mal entspannen. Es geht ein Jahr zu Ende, das kirchlich nicht langweilig wurde. Das Jahr 2023 begann kirchlich in Deutschland mit dem Ende des Synodalen Weges. Weltkirchliche Entwicklungen und Reaktionen zeigen, dass er wirklich am Ende ist. In der Tat leben totgesagte erstaunlich lange und so wird auch dem Synodalen Weg von DBK und „ZdK“ eine lange, lange, lange Existenz als Widergänger beschert sein. Eine ebensolche untote Existenz hatte auch die Würzburger Synode mit ihren sich nach tausenden Seiten bemessenden Textbergen. Einziger Erfolg dieser Synode: Der Religionsunterricht in Deutschland wurde erfolgreich hingerichtet. Wir werden sehen, welch destruktive Ergebnisse die Räubersynode von Frankfurt zeigen wird.

Es endete im recht jungen Jahr auch die Amtszeit eines Bischofs, der als episkopaler Sunnyboy begonnen hatte. Zu Beginn seiner Amtszeit machte Franz-Josef Bode Schlagzeilen, weil auch schon mal mit Abiturienten in einer Osnabrücker Großdisco tanzte. Am Ende machte er erneut Schlagzeilen, weil er etliche Teile des katholischen Glaubens aufgegeben und durch postmodernistische Ideen von Theologinnen ersetzt sehen wollte. So waren nach drei Monaten des neuen Jahres drei deutsche Bistümer vakant. In der Jahresbilanz haben wir uns nur um eine Vakanz verbessert, denn zeitnah wurde im Dezember einerseits der Rücktritt von Gebhard Fürst angenommen und die Erzbistümer Bamberg und Paderborn erhielten neue Oberhirten.

Das jetzt zu Ende gehende Jahr sah auch eine Weltsynode im Herbst, die sicher ganz anders war, als der deutsche Synodale Weg. Doch was davon zu halten ist, was sich in Rom nun bis Ende des kommenden Jahres hinzieht, ist definitiv nicht zu sagen. Der Papst wünscht eine synodale Kirche. Das wissen wir jetzt. So weit, so gut. „Synodal“ ist aber keine der vier konstituierenden Eigenschaften der Kirche. Die Kirche ist, so sagt es uns das Credo, einig, heilig, katholisch und apostolisch. Nun ist es nicht nur so, dass synodal hier gar nicht vorkommt, insofern synodal kein Unterattribut von apostolisch ist, wird es insbesondere in den Kirchen des Ostens als häretisch angesehen. Damit dürfte klar sein, dass die Teilnahme von Laien an Veranstaltungen, die wir als Synoden auffassen sollen, in hohem Maße problematisch sind.

In Deutschland geht man nun mit dem umstrittenen Synodalen Ausschuss sogar noch einen Schritt weiter und reiht die Bischöfe gleich ganz ein. Im Skat sind nur beim Nullspiel die Buben eingereiht. Ist also der Synodale Ausschuss bestenfalls ein Null Ouvert Hand, bei dem derjenige gewinnt, der am Ende von Glauben der Kirche nichts mehr übrig lässt? Man könnte diesen Eindruck gewinnen. Keinen Zweifel sollte man daran haben, dass die potentiell spalterische „deutsche Kirche“ den Synodalen Rat errichten wird. Wo wie in „Ost-Berlin“ im Jahr 1963 niemand die Absicht hatte, eine Mauer zu errichten, hat 2023 auf der Achse Limburg-Bonn-Berlin niemand die Absicht ein Schisma zu errichten. Man glaubt es gerne, möge sich doch die Weltkirche assimilieren.

Alles das ist nichts, was ohne Folgen bliebe, auch 2023 werden wir wieder ein Jahr erleben, in dem die Austrittszahlen Rekordhöhen erklimmen. Die Kirchensteuereinnahmen sind zwar nominell erneut gestiegen, inflationsbereinigt jedoch um fünf Prozent gesunken. Diese Zahlen sind als vorläufige Zahlen mit Vorsicht zu genießen, aber durchaus plausibel. Zahlreiche Bistümer haben mit erheblichen finanziellen Problemen zu kämpfen. Munter sprudelnde Kirchensteuer bei gleichzeitig immer weniger Gläubigen in den vergangenen zwanzig Jahren ergab wenig Anreize zum Sparen. Zudem haben die deutschen Diözesen in den 60er und 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine enorme Bauaktivität entfaltet. Nun stehen baufällige Gebetshäuser von zweifelhafter Qualität in der ganzen Republik herum, sie stehen zum großen Teil faktisch leer. Das ist bei drei bis vier Prozent regelmäßiger Gottesdienstteilnahme der getauften Kirchenmitglieder nicht verwunderlich. Gleiches gilt für Pfarrhäuser, die mangels Pfarrer leer stehen oder Pfarrheime, die sanierungsbedürftig bis baufällig gerade noch für den koffeinfreien Seniorinnenkaffee der kfd genutzt werden.

In der Tat beginnen die Unterhalts- und Sanierungskosten für Immobilien, die so gebaut und gedämmt sind, wie man in den 70ern baute und dämmte, die Diözesen aufzufressen. Geringe Gewinne oder gar Verluste bei Rücklagen für Pensionen machen den Finanzchefs der Diözesen ebenso Sorgen, die die steigende Inflation, die die Rücklagen zunehmend auffrisst. Staatliche Initiativen, wie die Ablösung der Staatsleistungen bringen arme Bistümer in existenzielle Notlagen. Genau dieser Punkt zeigt noch einmal sehr deutlich die tönernen Füße, auf denen die Kirche in Deutschland steht. Nimmt man es ernst, wird der Laden hier nur noch von Geld zusammengehalten.

Dieses Faktum zeigt sich auch daran, dass man verschwindenden Klerus einfach durch Angestellte ersetzte. Das betrifft absurderweise nicht einmal vorrangig angestellte Mitarbeiter im pastoralen Dienst. Teilweise haben sich die Verwaltungen der Diözesen in den letzten zwanzig Jahren verdoppelt. Es scheint absurd, dass die Zahl der kirchlichen Mitarbeiter inzwischen größer ist als die Zahl der sonntäglichen Messbesucher. Eine Umfrage ergab nun vor wenigen Tagen, dass nicht einmal jeder dritte in Deutschland erwägt, an Weihnachten einen Gottesdienst zu besuchen. Volle Kirchen zu Weihnachten gehören schon seit einiger Zeit der Vergangenheit an. Was will man erwarten, wenn die Vertreter der Kirche exakt das sehr offensichtlich selber nicht mehr ernsthaft glauben oder vertreten, was die Kirche lehrt.

Das Jahr 2023 wird vielleicht das Jahr sein, das man nennt, wenn man später einmal erklären will, wo die Probleme lagen. Der eine Knackpunkt ist das sechste Gebot, das man in Teilen relativieren und entschärfen möchte. Der andere Punkt ist die faktische Aufgabe der Ehe und der Familie. Die Initiative des Glaubensdikasteriums, unverheiratete Mütter zu den Sakramenten zuzulassen klingt auf den ersten Blick gut. Vielleicht ist es (in einigen Ländern) auch notwendig, darauf hinzuweisen, das christliche Moral nicht durch rigiden Moralismus ersetzt werden darf. Es täte der Initiative gut, wäre sie flankiert von einer Reihe von Maßnahmen, die Ehe und die Familie zu stärken. Auch wenn es auf den ersten Blick sonderbar wirkt, hängt es im Innern sehr eng zusammen. Jede Mutter, die sich entschließt, ein Kind anzunehmen, auch wenn es nicht in einer Ehe gezeugt wurde, verdient jede Unterstützung. Dazu gehört im übrigen auch die Beichte, die keine klerikale Zwangs- und Machtausübung ist, sondern demütiger Dienst der Priester sein muss. Wir Laien dürften da ruhig etwas mehr Selbstbewusstsein haben und die Beichte einfordern. Immerhin tilgt sie unsere Sünden. Und das ist ja nun nicht nichts.

Im Kontext aktueller Entwicklungen, dazu gehört auch die dumme Idee der Einführung von Segnungen von Paaren, die warumauchimmer nicht heiraten können, geht es nie darum, die Familie zu stärken. Das aber wäre in dieser Zeit unbedingt nötig. In der Tat brächte sich die Kirche damit in Opposition zu führenden politischen Kräften unserer Tage. Doch was wäre daran so schlimm? Eine zeitgemäße Entbürgerlichung der Kirche wäre keine schlechte Idee. So gab jüngst der Bischof von Passau bekannt, keine Weihnachtspost zu schreiben und das Geld für Flüchtlinge zu spenden. Finde ich prima. Schneckenpost ist ohnehin nicht mehr zeitgemäß und kommt auch gar nicht mehr zuverlässig an. Man könnte tatsächlich auf Weihnachtspost verzichten und sein Geld einer Organisation spenden, die sich der Mission und Neuevangelisierung verschrieben hat. Enge Freund und Verwandte bekommen einen Gruß per Mail oder Messenger. Das ist inzwischen breit akzeptiert.

So mag nun das weltliche Jahr 2023 in dem Unfrieden dahin gehen, den es in die Welt getragen hat. Meine Gedanken sind bei den Ukrainern und Israelis die das Ende des Jahres im Krieg erleben müssen. Und dann gewinnt der Gruß der Engel in der Heiligen Nacht eine ganz tiefe Bedeutung, wenn sie uns mitten in Kriegen, Krisen und den Sorgen der Welt das sagen: Et in terra pax hominibus bonae voluntatis!

Es bedarf wohl zuerst in der Tat des guten Willens, bevor der Friede einziehen kann.

Damit ist mein Weihnachtswunsch an alle meine Leser: Suchen Sie in sich den guten Willen, halten Sie ihn, pflegen Sie ihn, teilen Sie ihn und teilen Sie ihn mit! Ein großer Schritt für jeden Menschen und ein kleiner Schritt zum Frieden.

Frohe und gesegnete Weihnachten und einen guten Übergang ins Jahr 2024.

 

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P.S. Der nächste Montagskick erscheint am 8. Januar 2024.

Foto: DALIBRI/Wikimedia/Zuschnitt pwi/ CC-BY-SA-4.0

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