10. Jänner 2024 in Weltkirche
„Dies ist wahrscheinlich das erste Mal, dass ich es öffentlich sage, und für einige Leute wird das häretisch klingen“ – Scicluna ist auch beigeordneter Sekretär des Dikasteriums für die Glaubenslehre
Rom (kath.net) „Wenn es nach mir ginge, würde ich die Anforderung, dass Priester zölibatär sein müssen, überarbeiten.“ Dies vertrat Erzbischof Charles Scicluna, Erzbischof von Malta und stellvertretender Sekretär im Dikasterium für Glaubenslehre des Vatikans, in einem am 7. Januar veröffentlichten Interview mit der „Times of Malta“. Er wünsche sich, dass die Kirche „ernsthaft darüber nachdenken“ sollte, die westliche Disziplin zu ändern. Die orientalischen Kirchen haben zwei Arten von Priestern, erläuterte er, verheiratete und unverheiratete. In der Schwebe bleibt (vermutlich absichtlich), ob Scicluna sich diese verheirateten Priester obendrein auch in homosexuellen Beziehungen vorstellen kann.
Unerwähnt bleibt allerdings, dass der verheiratete Priester aus einer orthodoxen Kirche automatisch im Zölibat lebt, sobald er verwitwet. Gleiches gilt auch in der römisch-katholischen Kirche für die ständigen Diakone, wenn sie beim Empfang der Diakonenweihe bereits verheiratet sind: stirbt ihre Ehefrau, leben sie automatisch und ohne weiteres Versprechen verbindlich im Zölibat. Eine Dispens ist nicht möglich - möchten sie dennoch heiraten, müssen sie zuvor vom Vatikan laisiert werden.
Unerwähnt bleibt in diesem Interview weiterhin, dass in den orthodoxen Kirchen keine Bischofsweihe für Verheiratete vorgesehen ist. Soll ein verheirateter Priester dennoch Bischof werden, verzichtet offenbar des Öfteren seine Ehefrau auf die gelebte Ehe und tritt in einen strengen Orden ein.
Das irritierende Interview in voller Länge:
Archivfoto Erzbischof Scicluna (c) VaticanNews
© 2024 www.kath.net