29. Jänner 2024 in Kommentar
Ein Gesetz soll Hilfsangebote für Schwangere auf den letzten Metern vor der „Abtreibungseinrichtung“ verbieten. Die meisten Bischöfe schweigen eisern dazu und kämpfen lieber „gegen Rechts“. Der Montagskick von Peter Winnemöller
Berlin (kath.net)
Still und leise möchte die Bundesregierung in einem weiteren Punkt Grundrechte der Menschen einschränken. Es geht um die Gehsteiggebete und -beratungen, wo Menschen vor Abtreibungseinrichtungen versuchen, Leben ungeborener Kinder zu retten. Mit großem Erstaunen konnte man in der vergangenen Woche Stimmen gegen dieses Gesetz lesen, die man im Leben nicht mit Lebensschutz in Verbindung gebracht hätte. Liberale Stimmen, die sich eher für ein sogenanntes „Recht auf Abtreibung“ einsetzen, liefen Sturm gegen das geplante Gesetz von Lisa Paus. Der Grund leuchtet ein, es ist ein weiterer Versuchsballon, wie man Bürgerrechte beschneiden kann. Liberale zeigen ein Gespür dafür. Doch eine Gruppe schwieg eisern. Von den katholischen Bischöfen hörte man kein Wort dazu.
Es ist geradezu erschreckend, in welchem Ausmaß man in weiten Teilen des deutschen Episkopats falsche politische Prioritäten setzt. Nicht nur der in der vergangenen Woche hier besprochene sonderbare offene Brief nordostdeutscher Bischöfe gibt Anlass zur Sorge. Deutsche Bischöfe schließen sich dem Aufruf der Regierung an das Volk an, gegen die parlamentarische Opposition zu demonstrieren. Natürlich kann, das ist in der Verfassung unseres Landes so verankert, jeder sich friedlich und ohne Waffen zu beinahe jedem Zweck versammeln. Es gibt nicht einmal eine rechtliche Einschränkung für amtliche Stellen, wie Regierungsbehörden oder Regierungsmitglieder, zu solchen Versammlungen aufzurufen. Es ist jedoch eine Frage des Stils, ob die Machthaber dazu aufrufen sollten, gegen ihre Konkurrenz im Kampf um Macht auf Zeit zu demonstrieren. Der sogenannte „Kampf gegen Rechts“, der gerade regierungsamtlich geführt wird, ist nun allerdings keineswegs nur ein Kampf gegen extremistische Parteien, den man vielleicht noch irgendwie nachvollziehen könnte. Es ist, das kann mit Aussagen wesentlicher Vertreter dieses Kampfes belegt werden, ein Kampf gegen jede „nichtlinke“ Organisation. Damit sind auch Christdemokraten sowie alle anderen bürgerlichen Kräfte im Land gemeint. Darüber sollte jeder nachdenken, der mit einem guten Gefühl im Bauch auf die Straße geht. Kopf einschalten! So manches Bauchgefühl ist nicht nur irrational, sondern folgt man ihm blindlings sogar potentiell gefährlich. Da gehen bürgerliche auf die Straße, um mit radikalen Linken gegen bürgerliche Kräfte zu demonstrieren. Wie naiv kann man sein?
Auch wenn die Kirche sich gerade nützlich macht, unter die „rechten Gruppierungen“ wird man am Ende natürlich auch die Kirche rechnen. Religion ist, je nachdem ob marxistisch oder leninistisch, Opium für das Volk oder Opium des Volkes. Das Ergebnis ist das gleiche, der „Kampf gegen Rechts“ wird immer ein Kampf gegen die Kirche sein. So macht man sich also seitens der Kirchenoffiziellen, darunter Bischöfe, Priester und kirchliche Angestellte, mit eben jenen gemein, die einen selber später entschieden bekämpfen werden, sobald man nicht mehr gebraucht wird. Es ist eine etablierte linke Methode, in Zeiten des Kampfes um die Macht mit jedem zu koalieren. Da nimmt man auch gerne mal die Unterstützung des Feindes an. Staatsleistungen an die Kirche sollten eigentlich fallen, damit kommt man gerade nicht voran. So hält man die Kirche, so lange sie gebraucht wird, fein am staatlichen Tropf. Und die Bischöfe singen brav das Lied derer, dessen Brot sie essen.
Wie sehr die derzeit maßgebliche linke Politik der Kirche und ihrer Lehre entgegen steht, wird an wenigen Stellen so deutlich wie am Kampf der derzeitigen Regierung gegen den Schutz des menschlichen Lebens. Unter dem Hassbegriff „Gehsteigbelästigung“ soll entgegen der Verfassung unseres Landes die Meinungs- und Versammlungsfreiheit erheblich beschnitten werden. Im Kern geht es darum durch diesen regierungsamtlichen Hatespeech Rechtsnormen zu schaffen, die Hilfe auf dem letzten Meter unmöglich machen wird. Zuweilen, leider viel zu selten, stehen vor sogenannten „Abtreibungseinrichtungen“, das sind Orte an denen unschuldige Kinder skrupellos gegen Geld getötet werden, Menschen, die verzweifelten Frauen auf dem letzten Meter Rat und Hilfe zum Leben ihres Kindes anbieten. Oftmals stehen kleine Gruppen in der Nähe der Klinik und beten für die Frauen und ihre Kinder. Derartige „Belästigungen“ will die grüne Familienministerin Lisa Paus nun verbieten. Auch dieser Akt darf als ein Teil des regierungsamtlichen „Kampf gegen Rechts“ aufgefasst werden. Immerhin werden nicht erst seit gestern Menschen, die sich für den Schutz des menschlichen Lebens einsetzen, als „rechts“ geframed.
Die Tatsache, dass beim Marsch für das Leben in Köln und Berlin Mitglieder der gefürchteten AfD mitgehen ist für jemanden wie den Vorsitzenden der DBK Grund genug sich auf Grußworte aus dem episkopalen Elfenbeinturm zu begnügen. So setzt man sich natürlich nicht der Gefahr aus, auf einem verleumderischen Foto neben einem vermeintlichen oder echten Rechtsextremisten zu landen. So erspart man sich aber auch den Anblick und das Hören der hasserfüllten Parolen einer gewaltbereiten Antifa, vor der die friedlichen Demonstranten mit einem hohen Polizeiaufgebot geschützt werden müssen. In Köln hat nicht einmal das ausgereicht. Es kam zu Sach- und Personenschäden bei Teilnehmern des Marsches für das Leben. Das eisige Schweigen der erdrückenden Mehrheit der deutschen Bischöfe zum Elend der Abtreibung in Deutschland ist ein Skandal. Ein Dank gilt all jenen, die sich als Bischöfe an die Seite der Demonstranten in Berlin und Köln gestellt und sich dem gewaltbereiten Mob ausgesetzt haben. Diese Bedrohung mit eigenen Augen zu sehen und mit eigenen Ohren das Gebrüll („Hätt‘ Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben!“) zu hören, nimmt eben jene Illusionen weg, die der episkopale Elfenbeinturm konserviert. Die Angriffe auf Sachen und Personen in Köln haben nur zu deutlich gezeigt, wie wenig harmlos die Gegner des Lebens sind.
Nun soll also dem Willen der Regierung zu Folge um Einrichtungen, in denen unschuldige kleine Menschen getötet werden, Bannmeilen errichtet werden. Das Töten soll ungestört bleiben. Wer das Töten stört, soll mit Bußgeld bis 5000 Euro belangt werden können. Wo um alles in der Welt sind die Bischöfe, die sich so sehr für den „Kampf gegen Rechts“ einsetzen, wenn es um den Kampf gegen das ungeborene Leben geht? Es gibt keine einzige Stellungnahme dazu. Weit, weit weg vom realen Leben der wirklichen Menschen beschäftigt man sich lieber mit seinen Elfenbeinturmthemen, wie dem organisatorischen Umbau von Diözesen, der Errichtung immer neuer Strukturen, immer größerer Pfarreien oder pastoraler Räume, immer neuer Pastoralpläne und immer fantasievolleren Reformen der Kirche. Man darf sehr grundsätzlich davon reden, dass die Kirche in Deutschland nur noch um sich selber kreist und nur noch mit sich selber beschäftigt ist. Der Bischof von heute spricht nur noch mit ausgewählten Funktionären. Die Begegnung mit echten Menschen könnte den modernen Bischof schwer verunsichern. Wer sich aber so wenig um das wirkliche Leben der Menschen, mithin auch um die wirklich existenten Krisen des menschlichen Lebens kümmert, sollte sich nicht wundern, wenn die Menschen weiter mit den Füßen abstimmen. Sicher wird die Zeit kommen, in der man sich gerade als gläubiger und bekennender Katholik Gedanken um eine Folgeverwendung für das Geld machen muss, das man derzeit noch (allzu brav) für die Kirchensteuer aufwendet. Vielleicht kann ein Teil davon in einen Fond fließen, der in Not geratene Bekenner unterstützt. Denn das muss man denjenigen lassen, die sich dem Hass (und künftig der staatlichen Verfolgung) aussetzen, um der winzigen Chance willen, vielleicht ein Leben zu retten: sie brauchen Bekennermut.
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