Bischof von Lourdes ringt mit Entscheidung über Kunst des missbrauchsverdächtigen Pater Rupnik

9. Februar 2024 in Weltkirche


Bischof Micas: „Wir haben Briefe erhalten, Briefe, stapelweise Briefe –Leute [schreiben], die sehr wütend sind, weil die Mosaike immer noch da sind, und andere Leute [schreiben], die sehr wütend waren über die Idee, dass wir sie entfernen könnten.“


Lourdes (kath.net/pl) „Das beschäftigt mich jeden Tag in meinen Gedanken, in meinem Gebet und in meinem Herzen, besonders wenn ich Missbrauchsopfer treffe.“ Die Entscheidung sei für ihn „sehr schwer“, „aber ich muss es schaffen“. Das erläuterte Jean-Marc Micas, Bischof von Tarbes und Lourdes, gegenüber der „Catholic News Agency“. Er hoffe, dass die Entscheidung im kommenden Frühjahr gefällt werde. Es geht um die dominant sichtbare Mosaikkunst von Pater Marco Rupnik, der stark unter glaubhaft wirkenden Missbrauchsvorwürfen steht und deshalb bereits 2023 vom Jesuitenorden ausgeschlossen wurde.

Der Bischof erzählte von den Erfahrungen einer Engländerin, die über Jahre hinweg als Freiwillige in Lourdes gedient und den Kranken geholfen hatte, die sich in den Bädern auf der Suche nach Heilung waschen wollten. Diese habe ihn dazu inspiriert wurde, eine Kommission zu gründen. Denn sie habe ihm erzählt, dass sie „viele, viele Frauen getroffen“ habe, die in Lourdes bei der Muttergottes von der Unbefleckten Empfängnis um besondere Heilung nach Missbrauch zu erbitten. Diese Frau habe ihm die Architektur der Basilika folgendermaßen beschrieben: Der große Eingang mit dem beiden geschwungenen Rampen seitlich des Rosenkranzplatzes sollen eigentlich dazu dienen, die Arme Mariens zu vermitteln, die ihre Kinder umarme – doch jetzt seien diese Arme für sie und für Missbrauchsopfer „nicht die Arme der Unbefleckten Empfängnis. Es sind die Arme von Pater Rupnik“.

Dem Priester und Künstler Marco Rupnik (Archivfoto) wird spiritueller, psychischer und sexueller Missbrauch von Ordensschwestern vorgeworfen. Im vergangenen Juni wurde er aus den Jesuiten entlassen, und der Vatikan hat angekündigt, dass Rupnik wegen der Missbrauchsvorwürfe vor einem kanonischen Verfahren stehen wird, nachdem Papst Franziskus beschlossen hatte, die Verjährungsfrist für die Ansprüche aufzuheben. Auch die Schwesterngemeinschaft, die mit Rupnik verbunden gewesen war, hat der Vatikan aufgelöst. Rupnik und seine Künstlerwerkstatt hat Projekte für mehr als 200 liturgische Räume auf der ganzen Welt realisiert, darunter Fatima, den Vatikan, den Johannes-Paul-II-Schrein in Washington, D.C. und das Grab des hl. Pater Pio.

Bischof Micas ist sich bewusst, dass viele andere katholische Heiligtümer und Kirchen, die ebenfalls Rupnik-Mosaike haben, möglicherweise nach Lourdes schauen, um zu sehen, was er beschließt – dies macht seine Entscheidung keineswegs leichter. Doch er betont, dass seine Entscheidung nur für Lourdes getroffen werde und nicht auf andere Orte übertragen werden könne.

 


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