19. Februar 2024 in Kommentar
Der Vatikan hat in die Tagesordnung der Vollversammlung der DBK eingegriffen. Ein einmaliger Vorgang, der die volle Dramatik der drohenden Spaltung zeigt. Der Montagskick von Peter Winnemöller
Linz (kath.net)
Als die Welt und das Fernsehen noch in Ordnung waren, gab es am Ende jeder Sendung einen Abspann, der beispielsweise mit „Sie sahen“ eingeleitet wurde. Einen solchen Abspann hat uns nun die römische Kurie eingeblendet. Vor einem schwarzen Hintergrund läuft, begleitet von einer hymnisch anmutenden sanften Melodie, eine weiße Laufschrift von unten nach oben über den Bildschirm: Sie sahen … Der Synodale Weg. Die Geschichte eines großen Irrtums. In den Hauptrollen Georg Bätzing als Der Präsident. Irme Stetter-Karp als Die Präsidentin. Dann werden noch weitere Hauptrollen und Nebendarsteller eingeblendet. Als Gaststars, stehen am Ende der Laufschrift Pietro Parolin als Staatsekretär, Victor M. Fernandez, alias Tucho, als Inquisitor, Robert F. Prevost als Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe. Regie Papst Franziskus.
In der wirklichen Welt war es ein Schreiben aus Rom, erneut unterzeichnet von drei Kardinälen, das in die Tagesordnung der Vollversammlung der deutschen Bischöfe eingegriffen hat. Sie sahen … Dieser Vorgang ist der bislang traurige Gipfel einer Kette römischer Interventionen zum deutschen Sonderweg. Immer wieder wurde das Risiko einer Kirchenspaltung angemahnt. Immer wieder zeigten sich deutsche Bischöfe und Laienfunktionäre ignorant und unbeeindruckt. Das jüngste Schreiben der drei oben genannten Kardinäle zählt nicht nur beeindruckende Ketten von Rechtsnormen auf, es verweist zudem auf eine nicht minder beeindruckende Vorgeschichte hin. Mehrfach hat Rom erklärt, dass es einen Synodalen Rat nicht geben darf. Mehrfach hat Rom erklärt, dass auch der vorbereitende Synodale Ausschuss nicht rechtens ist. Sehr klar sagt der Brief aus dem Vatikan, dass und warum der Synodale Ausschuss illegal ist.
Der Versuch einen solchen im vergangenen November zu konstituieren, dürfte damit noch nachträglich endgültig gescheitert sein. Sehr klar ist, die DBK ist im weltlichen Bereich nicht in der Lage, Rechtsträger zu sein, der VDD als Rechtsträger der DBK hat für die Trägerschaft des Synodalen Ausschuss keine Mehrheit bekommen. Was sich also im vergangenen Jahr in Essen unter dem Label Synodaler Ausschuss getroffen hat und was auf den Schildern am Tagungsort als Veranstaltung des Verbands der Diözesen Deutschland ausgewiesen wurde, war am Ende ein Nullum. Es wäre sehr interessant zu erfahren, wer denn am Ende die Rechnung für die Veranstaltung trägt und ob dafür Kirchensteuermittel veruntreut worden sind. In der Tat wäre hier auch vor dem Hintergrund des staatlichen Rechts zu prüfen, ob es erlaubt war, kirchliche Gelder für diese offensichtlich illegale Veranstaltung auszugeben.
Es fällt auf den ersten Blick vielleicht nicht auf, aber ein weiterer Umstand ist sprechend. Bereits im vergangenen Jahr hat das Funktionärsgremium „ZdK“, welches von den deutschen Bischöfen zu Unrecht als Vertretung der katholischen Laien in Deutschland angesehen wird, die rechtlich völlig unbedeutende Satzung und die noch weniger interessante Geschäftsordnung verabschiedet. Diesem Vorgang hat der Vatikan keinerlei Bedeutung beigemessen und keine Aufmerksamkeit geschenkt. Mehrfach war unausgesprochen zu erkennen, dass man in der römischen Kurie die deutschen Funktionärskatholiken nicht als Vertreter katholischer Laien ansieht. Bei einer großen internationalen Konferenz zur Beteiligung katholischer Laien in der katholischen Kirche wurde das „ZdK“ zum Erschrecken deutscher Kirchenfunktionäre einfach nicht eingeladen. Ferner sind alle Versuche des sogenannten Präsidiums des Synodalen Weges einen Termin beim Papst zu bekommen, gescheitert. Für das „ZdK“ und damit für den deutschkatholischen Gremien- und Funktionärskatholizismus interessiert sich in Rom schlicht und ergreifend niemand. Die lauten Funktionäre, vor denen hier in Deutschland offensichtlich viele Mitraträger zittern, werden von Rom ohne jede Anstrengung als Scheinriesen entlarvt. Da wirkt die Forderung der obersten Laienfunktionärin geradezu rührend, wenn sie einen arbeitsfähigen Synodalen Ausschuss bei der nächsten Sitzung im Juni fordert. Zum einen wird es wohl kaum eine nächste Sitzung im Juni geben, denn Rom hat den Synodalen Ausschuss unzweideutig für illegal erklärt. Hätte Stetter-Karp das römische Schreiben gelesen, hätte sie es verstehen können. Zum anderen gäbe es für die deutschen Bischöfe nach Augsburg keine Möglichkeit mehr zu erneuten Beratungen und Abstimmung auf Ebene der Vollversammlung.
Die drei Kardinäle weisen im Schreiben nochmals auf die anstehenden Gespräche hin, die deutschen Bischöfe in arroganter Überheblichkeit offensichtlich aussitzen wollten. Allerdings geht aus der Formulierung hervor, dass eine Verabschiedung des Statuts des illegalen Synodalen Ausschusses den Dialogprozess zwischen den deutschen Bischöfen und der Kurie in Frage stellen würde. Im Klartext heißt das, es würden unmittelbar Sanktionen folgen, ohne vorher nochmal miteinander zu reden.
Es wäre nun an der Zeit, wenn sich die deutschen Bischöfe auf ihrer kommenden Vollversammlung ehrlich machen und den Synodalen Weg für gescheitert und beendet erklären. Nicht zuletzt die Studie der EKD zu sexuellem Missbrauch hat das Leitnarrative des Synodalen Weges von den systemischen Ursachen in der katholischen Kirche in seinen Grundfesten erschüttert. Zahlreiche theologische Gutachten, kritische Stimmen aus dem Ausland, immer erneut wiederholte Mahnungen aus Rom und die nicht abreißenden Mahnungen deutscher Katholiken zeigen nur zu deutlich den Irrweg auf, auf den sich die Bischöfe von den Funktionären haben locken lassen.
Die einzige wirkliche Reform der Kirche, die in Deutschland nötig ist, ist die Neuevangelisierung. Zahlreiche Initiativen an der Basis zeigen die Wirksamkeit von Neuverkündigung, Katechese und Apologetik. Sie zeigen die Früchte von Anbetung und Beichte. Sie machen deutlich, dass die Kirche dort lebt, wo sie authentisch das Wort Gottes verkündigt und den Versuchungen des Zeitgeistes widersteht. Es ist keine Frage, dass die Bischöfe auf ihrer Vollversammlung in Augsburg unter massivem Druck stehen. Ein Einklang von Medien, Funktionären und interessierten Kreisen wird ein lautes Geschrei erheben, wenn der als Reformprozess geframte Irrweg sein Ende findet. Darum wird ein anderes Szenario, auf das wir uns vorbereiten sollten, sehr viel wahrscheinlicher sein. Es wird Rettungsversuche geben. Man wird versuchen irgendeinen Ausweg zu finden und das römische Stoppschild taktisch zu umfahren. Das wird das Ende des Synodalen Weges nicht verhindern, es wird das Ende nur verzögern. Man wird neue und andere Frustrationen auslösen. Vielleicht macht sich der eine oder andere Bischof in den kommenden Tagen klar, dass ein Ende mit Schrecken besser ist als ein Schrecken ohne Ende. In der aufgeregten weltpolitischen Lage hätte der Shitstorm um ein Ende des Synodalen Weges eine zu erwartenden Halbwertzeit von nur wenigen Tagen. Das sollte auszuhalten sein.
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