Kardinal Kasper: „Ich stimme Kardinal Schönborns Mahnung an die DBK voll und ganz zu“

20. Februar 2024 in Aktuelles


„Jeder Orientierte weiß, wie viele der noch praktizierenden Gläubigen, die keine öffentliche Stimme haben, zutiefst verstört sind. Wäre es nicht unsere Aufgabe, gerade auf sie zu hören?" - Diese „lauten Stimmen sind nicht der consensus fidelium“


Rom-Freiburg i.Br. (kath.net) Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn mahne „die Mitbrüder in der Deutschen Bischofskonferenz. Er ruft eindringlich dazu auf, die Einheit mit Rom und in der Kirche nicht aufs Spiel zu setzen – eine Mahnung, der ich nur voll und ganz zustimmen kann.“ Das schreibt Kardinal Walter Kasper, früherer Bischof von Rottenburg-Stuttgart und emeritierter Präfekt des Dikasteriums für die Einheit der Christen, in einer aktuellen Stellungnahme für die Zeitschrift „Communio“. Kasper erinnert daran, dass die Bischöfe „bei unserer Bischofsweihe öffentlich das Versprechen der Treue gegenüber dem Papst und dem Heiligen Stuhl gegeben. Wenn wir es jetzt brechen würden, würden wir vor der Kirche und vor der Welt vollends unglaubwürdig dastehen.“

Kasper legt den Finger direkt auf die Wunde, indem er schreibt: „Wie können Bischöfe die Kernaufgabe ihres apostolischen Dienstes, das Evangelium und die Lehre der Kirche zu bezeugen, an einen wie immer besetzten Rat delegieren und ihm den Gehorsam zu leisten, den sie dem Papst verweigern?“ Er stellt in den Raum, dass es sich dabei um ein Versagen „in ihrem Hirtenauftrag“ handeln könnte, insofern sie „bei den ihnen anvertrauten Gläubigen noch mehr Verwirrung stiften, als es ohnedies schon der Fall“ sei. Des weiteren sei es wohl ein Versagen am bischöflichen Dienst an der Einheit des Glaubens in ihrer Ortskirche, „die nur in der Einheit mit der universalen Kirche möglich ist“.

Der Kardinal, der ja die Situation in der Kirche in Deutschland von Grund auf kennt, gerade auch aus seiner Zeit als Bischof der keineswegs als konservativ geltenden Diözese Rottenburg-Stuttgart, beschreibt, dass „jeder einigermaßen Orientierte“ darum wisse, „dass es in Deutschland viele Stimmen gibt, die ebendiese Opposition erwarten und wünschen“, allerdings gebe es diese Stimmen in anderen Ländern nur „eher vereinzelt“. „Doch jeder Orientierte weiß auch, wie viele der noch praktizierenden Gläubigen, die keine öffentliche Stimme haben, zutiefst verstört sind. Wäre es nicht unsere Aufgabe, auch und gerade auf sie zu hören? Machen wir uns nichts vor. Die lauten Stimmen sind nicht der consensus fidelium, wie er theologisch zu verstehen ist; theologisch ist er nicht zahlenmäßig und rein demografisch zu bestimmen; theologisch ist der consensus qualitativ als consensus in fide apostolica der universalen Kirche zu verstehen – und das in Gemeinschaft mit dem weltweiten Episkopat unter dem Vorsitz des Bischofs von Rom.“

Der Kardinal benennt „Polarisierungen“, die gegenwärtig in der Kirche vorzufinden sind und sucht nach Lösungsmöglichkeiten für diese Schwierigkeit. Ein Konsens könne aktuell „weder durch ein Machtwort von oben noch durch Unbotmäßigkeiten von unten“ erreicht werden, überlegt er, sondern er könne nur „durch ein synodales Miteinander zustande kommen“, Kasper verweist auf den von Papst Franziskus einberufenen weltweiten Synodalen Prozess und auf das Zweite Vatikanische Konzil sowie auf den Diözesanrat seiner früheren Diözese Rottenburg (allerdings ohne gleichzeitig auch dessen Schwierigkeiten zu benennen).

Link zum Beitrag in „Communio - Internationale Katholische Zeitschrift“ in voller Länge: Kardinal Kasper - Auswege aus der Krise: Synodales Miteinander statt unfruchtbares Gegeneinander“

 


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