Lemberger Erzbischof: Ukraine setzt auf Solidarität und "Wunder"

2. März 2024 in Chronik


Römisch-katholischer Oberhirte Mokrzycki zum zweiten Kriegsbeginn-Jahrestag: Gebet ist "Waffe im Kampf um den Frieden".


Kiew (kath.net/ KAP)
Der religiöse Glaube hat enorme Bedeutung für die Widerstandskraft der Ukraine gegen den weiter andauernden Großangriff Russlands: Das hat der römisch-katholische Erzbischof von Lemberg, Mieczysaw Mokrzycki, im Interview mit Vatican News zum zweiten Jahrestag des Kriegsbeginns (24. Februar) dargelegt. Viele Menschen in der Ukraine sähen, "dass die einzige Rettung in Gott liegt und dass nur ein Wunder die Ukraine retten kann", so der Oberhirte der westlichsten Großstadt des Landes. Die Hoffnung sei trotz der schwierigen Situation nicht verloren gegangen, vernehme er in der Bevölkerung doch "noch viel Kraft und Optimismus" und Solidarität inmitten der Not.

Oft sprächen die Soldaten der Ukraine "von der Kraft des Gebets, die sie erfahren", sagte Mokrzycki. Selbst von jenen, die wenig gläubig seien, höre man immer wieder Berichte von einem "Eingreifen Gottes" - etwa, wenn sie im Schützengraben in aussichtsloser Situation wider alles Erwarten nicht vom Gegner entdeckt wurden und dies dem Gebet anderer zuschrieben. Als "Frucht des Gebets" sähen viele zudem auch den Rückzug der russischen Armee aus Kiew. Dieser sei vier Tage nach der am 25. März 2022 vollzogenen Weihe Russlands und der Ukraine an das Unbefleckte Herz Mariens durch Papst Franziskus angekündigt und am ersten Monatssamstag darauf (2. April) umgesetzt worden.

Tatsächlich gebe es in der ganzen Ukraine eine "Gebetskette" für die Soldaten an der Front, erklärte der Erzbischof. Dabei sei das Gebet eine "Waffe im Kampf um Frieden", indem es inmitten des Leides ein Gefühl der Sicherheit und Solidarität vermittle. Mokrzycki weiter: "Wir sind die Kämpfer Gottes, nicht mit dem Gewehr, sondern mit dem Rosenkranz. Nicht auf dem Schlachtfeld, sondern auf den Knien vor dem heiligen Sakrament."

Ohne die russische Bevölkerung explizit zu nennen, sprach der Erzbischof auch von jenen Menschen, die "dem Bösen folgen" und damit "zu bitteren Früchten für andere" würden. Die Behauptungen Russlands, man müsse die Ukraine verteidigen oder befreien, widersprächen klar den Tatsachen. "Anstatt Frieden zu schaffen, erzeugen sie Krieg, anstelle von Liebe Hass, statt Gelassenheit Angst." Es sei schmerzlich daran zu denken, dass die Gegner der Ukraine die Schrecken des Krieges wenige Jahrzehnte nach 1945 offenbar vergessen oder sich nicht daran erinnern wollten.

Riesengroßes Leid
Denn sehr wohl sei das Leid riesengroß, welches die Auseinandersetzungen an der Front und die anhaltenden Raketen- und Drohnenangriffe über die Ukraine brächten, sagte der Lemberger Oberhirte. Täglich würden Soldaten und unschuldige Menschen getötet, viele verletzt und ihrer Häuser und Lebensgrundlage beraubt, zudem seien viele arbeitslos. "All dies führt zu Angst, Unruhe und Unsicherheit. Viele Kinder, Erwachsene und sogar Priester verfallen in Verzweiflung, Depression und Geisteskrankheit."
Die Kirche sei darum bemüht, allen Ukrainern zu helfen, allen voran den am meisten Notleidenden sowie auch den Soldaten. Konkret laufe diese Unterstützung durch Seelsorge, humanitäre Hilfe, Lebensmittel, Medikamente und Ausrüstung, sowie weiterhin durch Aufnahme von Binnenvertriebenen. Wichtig sei auch das "gute Wort", betonte der Erzbischof. "Heute kommen von allen Seiten Nachrichten, die statt Optimismus Entsetzen verbreiten. Es ist so wichtig, einander Hoffnung, Trost und Unterstützung zu vermitteln, nach dem Jesus-Wort: Einer trage des anderen Last." Das ganze Land sei auf Solidarität und Wohlwollen - auch von außen - angewiesen.

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