Evanglische Kirche im Rheinland schafft Sonntagsgottesdienst ab

28. Februar 2024 in Deutschland


Die evangelische Kirche gibt sich selbst auf, ihr „fast schon areligiöser Reformwille“ wirke vollkommen hilflos, kommentiert die „Welt“.


Berlin (kath.net / pk) Die erste evangelische Landeskirche in Deutschland schafft den Sonntagsgottesdienst ab. Das verkündete die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) vor einigen Wochen. Dass diese Nachricht keinen so richtig interessierte und auch kein „Beben“ auslöste, zeige, wie fortgeschritten die religiöse Gleichgültigkeit innerhalb der protestantischen Kirche ist, heißt es in einem Kommentar in der „Welt“.

„Vor lauter Sorge, den Anschluss an die moderne Gesellschaft zu verpassen, gibt sie ihren Glauben preis“, heißt es. „Die evangelische Kirche gibt sich selbst auf.“ Diesen Eindruck gewinne man durch den Missbrauchsskandal sowie die „systematische Verweltlichung“, die kirchenintern stattfinde. Die Kirche sei dabei nicht nur „Leidtragende einer fortschreitenden gesellschaftlichen Säkularisierung“, sondern „sie treibt ihre Entkirchlichung selbst in ungeheurem Ausmaß voran“.

Dass nun die erste evangelische Landeskirche in Deutschland den Sonntagsgottesdienst abschafft, „müsste eigentlich ein Beben auslösen“, schreibt die „Welt“-Kommentatorin. Passiert sei jedoch gar nichts, weder medial noch sonstwie. „Man kann daraus nur ableiten: Die Gesellschaft hat die Kirche abgeschrieben. Aber zur bitteren Wahrheit gehört auch: Die Protestanten tragen dazu selbst sehr viel bei.“

Die EKiR ist die zweitgrößte evangelische Landeskirche in Deutschland mit fast 2,2 Millionen Gemeindemitgliedern. Ab 1. März kann der Sonntagsgottesdienst auch auf einen Wochentag verlegt werden. Außerdem sollen Einschränkungen fallen in Bezug auf den liturgischen Raum: Taufe, Konfirmation, Trauung und Beerdigung können künftig an beliebigen öffentlichen Räumen stattfinde

Die Welt-Kommentatorin kann der Argumentation des Rheinischen Präses Thorsten Latzel nicht viel abgewinnen, der meinte, die Kirche komme damit zur urchristlichen Praxis zurück, wo etwa Taufen direkt am Wasser gefeiert wurden. Er verschweige, „dass wir heute vor einer grundlegend anderen Situation stehen“, nämlich: „Nicht nur das Bekenntnis zum Glauben, sondern auch das Wissen von Religion schwindet zunehmend. In einer Zeit, in der die Kirche den Menschen immer fremder wird, fällt den Protestanten nichts Besseres ein, als die Gesellschaft vollends von kirchlicher Realität zu entkoppeln.“

Die rheinländische Landeskirche stehe nicht allein in ihrem „Selbstzersetzungsprozess“. Es gebe Bestrebungen in der EKD, die Kirche so weit zu öffnen, „dass man sich fragt, was an ihr eigentlich noch protestantisch ist“. Ihr „fast schon areligiöser Reformwille“ wirke „vollkommen hilflos: Ohne Mitgliedschaft, ohne Bekenntnis, ohne christliche Verankerung – Hauptsache, man erreicht irgendwie noch Leute: Soll das die Zukunft der Kirche sein?“

Unter anderem nennt die Kommentatorin die Einführungen der „Pop-up-Hochzeiten“ durch die Landeskirche im Rheinland, „wo Paare ganz spontan einfach heiraten und kirchlich gesegnet werden können – im Freien, außerhalb des Kirchengebäudes, ohne vorheriges Traugespräch, ohne sichtbare Bindung an den Glauben und die Kirche. Doch man kann es den Leuten kaum vorhalten, wenn sie sich an der Beliebigkeit und Entsakralisierung gottesdienstlicher Praxis nicht stören. Der Kirche ist ja selbst nichts mehr heilig.”


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