4. März 2024 in Kommentar
Die Prophetin Christa Meves wird heute 99 Jahre alt. Eine Würdigung. Von Martin Lohmann
Uelzen (kath.net) Ihre Initialen stehen nicht nur für ihren Namen, sondern auch für Christin und Mut. Denn das genau war und ist jene ehrwürdige Dame, die nun in ihrem 100. Lebensjahr angekommen ist und mit ihren am 4. März 2024 vollendeten 99 Jahren auf unglaublich viele Erfahrungen und Begegnungen zurückblicken kann. Christa Meves war und ist eine Institution. Mit ihren weit mehr als 100 Büchern und ihren Vorträgen und Gesprächen hat sie sehr vielen Menschen nicht nur die Augen für Wesentliches geöffnet, sondern sie hat geholfen, befreit und geprägt.
Sie hat Wege aufgezeigt. Sie hat gewarnt vor Falschem, weil sie früh erkannte – und eben auch warnte. Damit hat sie sich bei vielen, die ihren bequemen Weg in Irritationen nicht verlassen wollten oder gar ahnten, dass diese hochgewachsene aufrechte Frau und Psychotherapeutin bei ideologischen Verführungen arg stören würde, äußerst unbeliebt gemacht. Sie wurde für ihre Analysen zum Niedergang der Familie, der Treue, der achtsamen und kostbaren Sexualität, des wertschätzenden Miteinanders von Mann und Frau, der Kindeserziehung zur Persönlichkeit und des Verdunstens des Orientierung schenkenden Glaubens an den liebenden und gerechten Gott beschimpft.
Und als ihre allzu gerne überhörten und verbrämten Warnungen und Analysen sich bewahrheiteten, störte sie ein zweites Mal. Denn nichts ist schlimmer für gelebte Oberflächlichkeit und Anpassung an den Zeitgeist, als die analytische De-konstruktion. Aber noch schlimmer ist das Rechtbehalten der Cassandra, die sich allerdings im Falle von CM nichts sehnlicher gewünscht hatte, als nicht Recht behalten zu müssen. Und natürlich kam niemand hernach und bat um Vergebung für die zuvor getätigten Beschimpfungen. Einsicht kann eben wehtun. Christa Meves versteht das und hatte es nicht wirklich anders erwartet.
Um nur eines von vielen Beispielen zu nennen: Als die Kinder- und Jugendpsychotherapeutin bereits in den 70er Jahren vor einem bereits damals gefeierten sogenannten Sexualaufklärer und angeblichen Experten für eine „Reformpädagogik“ warnte, wurde sie mit sprungbereiter Feindseligkeit sofort in eine rechte Ecke verbannt – wo sie aber niemals gewesen ist. Wahrheit und Fakten passten auch damals nicht. Heute „müssen“ selbst Medien, die über viele Jahre die Augen fest zukniffen, zugebend berichten, dass der damalige “Star” mit seiner „emanzipativen Sexualpädagogik“ und der angeblichen Befreiung zur „kindlichen Sexualität“ alle möglichen Schutzgrenzen beseitigte, so dass der Weg „frei“ wurde zu Doktorspielen und Masturbationsräumen in Kitas und Grundschulen. Christa Meves warnte dennoch unermüdlich vor den Verbrechen der Pädophilie und des Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen. Sie behielt Recht. Leider, so würde sie wohl jetzt ihrer einem klaren Geist entsprechenden Stimme sagen, um ein für sie so typisches volles und etwas langgezogenes „Nein, nein, man wollte es einfach nicht hören und sehen“ hinzuzufügen. Aber welcher Prophet oder gar welche Prophetin gilt etwas im eigenen Haus?!
Eines ihrer Bücher trägt „auf der Suche nach Zukunft“ den ebenso anspruchsvollen wie einfachen Titel „Wohin?“. Es ist auch eine Art Autobiographie, denn ihren Blick auf den – wie sie gerne sagt – großen Gott hat sie sich bis ins hohe Alter bewahrt. Trotz aller „dunklen Wolken“, die uns „umgeben, auf welchem Gebiet auch immer“. Als sie einmal, noch als prominente Protestantin, in der Evangelischen Akademie in Berlin neben einem Pädagogen einen Vortrag über die Zukunft der Menschheit halten sollte, ahnte sie noch nicht, dass eben dieser wenig später gefeierte „Aufklärer“ als Helmut Kentler „die ganz große Nummer wurde“. Sie setzte dessen „neomarxistischem Zukunftskonzept für die Bundesrepublik Deutschland“ trotzig und überzeugt das christliche und ehrfurchtsvolle Menschenbild entgegen. Während er sein Referat endete mit „Wir müssen lernen und umsetzen: Der Mensch ist absolut machbar! Gehen wir also an die Arbeit!“ beendete, bekannte Christa Meves anschließend in ihrem Vortrag: „Der Mensch ist nicht von uns Menschen allein machbar. Er ist ein Geschöpf Gottes und hat sich in SEINE Schöpfungsordnung einzufügen, wenn er Hoffnung auf Zukunft haben will.“
Christa, die Mutige, war von Anfang an gegen die neuen Sexparolen, erkannte deren existentielles Gefahrenpotential. „Sex von der Wiege bis zur Bahre, Auflösung des Inzesttabus, was nicht weniger bedeutet als ,fröhlicher’ sexueller Kontakt zwischen Erwachsenen mit Kindern, und darüber hinaus reichliche Inanspruchnahme aller ,Spielarten’ und aller Weisen von Sexualität, auch ‚poly-morph-perverser’ Art.“ Wer so redete und schrieb und die Programmpunkte betreffend der Kinder auch noch zu entkräftigen in der Lage war mit seriöser Entwicklungspsychologie, manövrierte sich fast schon automatisch ins Feindbild orientierungsloser Zerstörungsideologen. Christa Meves wurde zur hoffnungsstarken Gallionsfigur des Kampfes gegen die „Manipulierte Maßlosigkeit“ – so der Titel eines Bestsellers aus ihrer Feder.
Sie, die für Schöpfung, geltende Scham und Menschenwürde plädierte, erinnert sich, dass sie Polizeischutz bei Vorträgen brauchte, weil ihre Argumente mangels wirklicher Gegenargumentationskompetenzen gerne mit Hass und Meinungsunterdrückung „beantwortet“ wurden. In Berlin, im Kongresszentrum, stürmten zum Beispiel „langmähnige Knaben und barbusige Mädchen das Podium und riefen: ,Die will uns unsere Sexualität nehmen’ und entblätterten sich in großer Pose.“ Die furchtlose Christa Meves aber hielt mit anderen die Polizei zurück und startete für 20 Minuten einen Riesenchor aller Anwesenden, indem wiederholt alle möglichen Strophen des Liedes „Großer Gott, wir loben Dich“ gesungen wurden. „Es blieb den Chaoten gar nichts anderes übrig, als sich davonzustehlen. Unter stehendem Applaus der tief bewegten Zuhörer hat die Veranstaltung beginnen und ihren geplanten Lauf nehmen können.“
Auch mit 99 Jahren ist CM noch dabei, anderen Mut zu machen, die „dunkle Realität ins Auge zu fassen: Es geht immer noch darum: um die Abschaffung der Familie, um die Auflösung aller Autorität und um die sogenannte Befreiung zur Sexualität. Auf die Frage, ob das Ganze nicht ein versuchungsstarkes und verführerisches Programm zur Vernichtung von selbstbewusster und stabiler Identität sei, antwortet die alte Dame mit einem aus der Tiefe ihres Herzens kommenden vollen und klaren wie besorgten „Jaaaa.“ Man wolle den Menschen in seinen Begabungen und vor allem seiner Beziehungsfähigkeit zum großen und liebenden Gott, dem Schöpfer, zerstören. Und dann sagt die vor Jahrzehnten zur Fülle des katholischen Glaubens Konvertierte: „Unserem Gott ist es immer auf die kleine Schar der Getreuen angekommen, um trotz Sodom und Gomorrha den Glauben an sein Ebenbild, an sein Geschöpf Mensch nicht zu verlieren. Unsere Situation lässt aufwachen, und es gilt, die Zusammenhänge zu erkennen und zu durchschauen. Es gilt, begreifen zu lernen, dass unendlich viele Menschen und auch Institutionen mehr oder weniger verdeckt den Einflüsterungen der Verführer zum Opfer gefallen sind. Auch durch unflektiertes Nachplappern.“
Die Aufklärerin aus der niedersächsischen Heide erkennt immer mehr apokalyptische Zeichen, die schon in der Geheimen Offenbarung des Johannes beschrieben sind. Aber sie weiß auch, dass die Wahrheit schließlich siegen wird und immer stärker und befreiender sein wird als jede Lüge und Verführung. Aus ihrem beruflichen Lebensweg und jahrzehntelanger Praxiserfahrung als Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin spricht eine liebevolle Sorge um das Kindeswohl, das ihr immer der Leitfaden war und blieb. Sie wollte echte Aufklärung, echte und wirkliche Freiheit zum Leben, die aus der in jedem Menschen schlummernden Berufung zur Ausrichtung auf den Quell des Lebens, der Wahrheit und der Liebe kommt: Gott selbst. „Wir brauchen die Stimme des Gewissens, das uns vor Grenzüberschreitungen bewahrt“, sagt Christa Meves. Und: „Deshalb brauchen wir das Hinauflauschen zu Gottes Stimme!“
Sie selbst – und andere können es auch – kann nur erahnen, wie vielen Menschen sie mit ihrer so ausgerichteten und „hinauflauschenden“ Stimme Halt und Klarheit im Leben vermitteln konnte. Bis heute. Auch als 99jährige und im 100. irdischen Lebensjahr Angekommene. Christa Meves, der Christin und Mut-Trägerin, sind viele Menschen sehr dankbar. Sie selbst ist bereit, den Ruf des himmlischen Vaters zu hören und anzunehmen. Als Wegweiser wird sie auch künftig wirken können, nicht zuletzt dank ihrer Publikationen und Botschaften, die an Aktualität nichts verloren haben. Sie war, ist und bleibt ein segensreiches Geschenk des Himmels. Danke, liebe Mater Christa! Deo gratias.
Link zur Website Verantwortung für die Familie e.V.
kath.net-Artikel von und über Christa Meves (Link)
Unser Autor Dr. h.c. Martin Lohmann (siehe Link) ist Theologe, Historiker und Publizist. Er lernte 1987 Christa Meves als Herausgeberin der Wochenzeitung „Rheinischer Merkur“ kennen und ist mit der Autorin seitdem freundschaftlich verbunden und geistig vertraut.
Foto Christa Meves (c) Martin Lohmann
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