21. März 2024 in Österreich
Wiener Dogmatikprofessor Jan-Heiner Tück kritisiert die Fastentücher im Wiener Stephansdom – „Soll nun zu Ostern auch noch die Darstellung eines zwölfjährigen Kindes mit blutigen Wundmalen aufgehängt werden?“
Wien (kath.net) „Vor einem Jahr irritierte das großformatige Foto eines eingeschnürten (Schweine-)Herzens im Altarraum der Spitalskirche in Innsbruck, das ein Zeichen gegen Gleichgültigkeit setzen wollte, aber bei nicht wenigen Gläubigen Unmut und Protest, ja sogar Kirchenaustritte hervorgerufen hat. Seit einigen Wochen sorgt das violette Fastentuch im Wiener Stephansdom von Gottfried Helnwein für einen Chor von Unmutsbekundungen, zu der Kunst-Experten und Theologen bis jetzt auffallend laut schweigen.“
Das schreibt der Wiener Professor für Dogmatik, Jan-Heiner Tück, in einem Beitrag in der in Freiburg i.Br. erscheinenden Zeitschrift „Communio“. Der Künstler Gottfried Helnwein sei „auf Schockeffekte“ spezialisiert und bevorzuge als „Sujet: misshandelte Kinder“, dabei gehe er „immer wieder an die Schmerzgrenzen“, „um Aufmerksamkeit zu erzeugen“. Helnwein erhalte „mit der gotischen Kathedrale eine Bühne, die mehr Resonanz verspricht als jedes Museum im Land“.
Doch gebe es „das anhaltende Gegrummel in Teilen des Kirchenvolks“. Tück wertete es als Arroganz, würde man versuchen, „diesen Unmut als naive, kunstfeindliche Äußerung der einfachen Gläubigen beiseitezuschieben. Obendrein „widerspräche eine solche Taubheit dem Bild einer lernbereiten, hörenden, synodalen Kirche. Seit Jahren predigt Papst Franziskus, dass es in einer synodalen Gesprächskultur darum gehe, das Wahrheitsmoment der anderen, ja gerade der einfachen Gläubigen zu würdigen.“ Helnwein schreibt wörtlich: „Die Allianz zwischen Kirche und Gegenwartskunst ist hier ein elitäres Projekt der Wenigen, bei dem das Votum der Vielen nicht gefragt ist.“
Tück beschreibt Helnweins Fastentuchinstallation als „geradezu nekrophile Inszenierung des Todes“. Außerdem erläutert er: „In der Mitte hängt – kopfüber! – der Christus des Turiner Grabtuchs. Vor allem dieses mittlere Bild wird nicht nur als gelungene künstlerische Provokation wahrgenommen. Den einen ist es zu ‚plakativ‘ oder zu ‚makaber‘, andere sehen hier gar eine ‚blasphemische Verdrehung‘. Dabei spielt nicht nur die Nähe des Künstlers zur Scientology-Sekte eine Rolle.“
Der Dogmatiker schreibt abschließend: „Für jetzt bleibt nur die bange Frage, welche Reaktionen am bevorstehenden Osterfest das nächste Tryptychon Helnweins auslösen wird. Nach den Plänen der Verantwortlichen sollte ab Karsamstag im Stephansdom eine Darstellung Christi als zwölfjähriges Kind mit blutigen Wundmalen zu sehen sein.“
Starke Kritik kommt im Anschluss an diesen „Communio“-Beitrag auch vom bekannten Augsburger Theologen Bernhard Meuser. Er schreibt auf Facebook: „Dass Helnwein ohne den Kontext Scientology quasi neutral zu betrachten wäre, ist eine Illusion. Helnweins Arbeiten haben einen die christliche Anthropologie torpedierenden, die Würde des GottesGeschöpfs ‚Mensch‘ verhöhnenden Ansatz.“
Auch sei „der Schmusekurs des Wiener Dompfarrers“ „kein Zeichen geistiger Weite, sondern das ridiküle Resultat spezifisch katholischer Minderwertigkeitsgefühle. Man möchte doch zeigen, dass man auf der Höhe der Zeit ist. Und greift so zielsicher wie blind in die Kloschüssel.“ Meuser kommentiert, dass dies „zum katholisch Fremdschämen“ sei. „Dieser bescheuerte Akt der Verbrüderung des Wiener Domkapitels mit dem aggressiven Widersacher ist überdies übergriffig gegenüber den Gläubigen, die ein Recht auf ‚ihre‘ Kirche haben. Der Dom ist nicht das Wohnzimmer von Toni Faber.“
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