18. April 2024 in Weltkirche
Der Exorzist Ambrose Criste über subtile Manöver der dunklen Seite und die Notwendigkeit, spirituell wachsam zu sein. Von Petra Knapp.
New York (kath.net / pk) Der Teufel wartet nicht hinter der nächsten Ecke, um dich auszutricksen, sondern der geistliche Kampf finde für die meisten gläubigen Christen in „Mikro-Interaktionen“ statt. Das sagt der amerikanische Priester und Exorzist Ambrose Criste in einem spannenden Gespräch auf dem You-Tube-Kanal „The Catholic Gentleman“.
Der Priester ermutigt alle, sich in Ihrem Leben umzusehen und zu erkennen, „wo man am ehesten seine Wachsamkeit im spirituellen Sinne vernachlässige“. Er warnt grundsätzlich vor einer allzu großen Neugier von Christen in Bezug auf Phänomene des Bösen, Besessenheit oder offensichtliche dämonische Einflüsse.
„Christus hat gesiegt“, unterstreicht er. „Wenn wir ein Leben mit den Sakramenten führen und versuchen, im Stand der Gnade zu leben, dann sind wir schon im Sieger-Team“, sagte er. Ein authentisches katholisches Leben biete Schutz gegen die Mächte des Bösen.
„Es ist nicht so, als ob ein Dämon hinter irgendeiner Ecke darauf wartet, von dir Besitz zu ergreifen, und du vielleicht unversehens über ihn stolperst. So funktioniert das nicht. Unsere Zusammenarbeit mit dem Dämonischen ist eigentlich nichts anderes, als wenn wir der Versuchung erliegen und sündigen. Genau so passiert das.“
Viel schwerwiegender sei dies bei echter Besessenheit. „Wenn sich Menschen selbst in einem schrecklichen Zustand dämonischer Obsession oder Besessenheit befinden, dann ist es in der Regel so, weil sie kooperiert haben mit dieser Welt, weil sie sich der Welt der Versuchung und der Sünde so vollständig hingegeben haben, und das über eine lange Zeit hinweg, sodass sie sich sehr weit unten in dieser dunklen Gasse des Dämonischen befinden“, beschreibt Criste.
Im Alltag von praktizierenden gläubigen Christen schaue die Einflussnahme des Bösen subtiler aus. „Alle von uns stehen in diesem Kampf, der sich in unseren ,Mikro-Interaktionen‘ abspielt, die wir Tag für Tag haben, und genau hier findet der Kampf statt“, sagt Criste. „Man rutscht in eine Art Routine. Vielleicht ist es so, dass wir überall dort, wo wir uns in eine Art geistlosen Tempomat begeben, am ehesten der Versuchung erliegen.“
Er empfiehlt allen, sein eigenes Leben und Verhalten genau zu beobachten und sich die Frage zu stellen: „Wo wirst du am ehesten im geistlichen Sinne unvorsichtig? Ist es die Beziehung zu deiner Frau, wo du eine Art von Tempomat einstellst, wie ihr miteinander umgeht, damit ihr euch nicht in die Quere kommt, also einander nicht wirklich zuhört, in die Augen schaut und eure emotionalen, materiellen und finanziellen Bedürfnisse nicht beachtet? Du schlitterst also in eine Art von unachtsamer Routine.“
Criste: „Wo immer wir uns auf eine Art gedankenlosen Tempomat einrichten, dort werden wir wahrscheinlich am ehesten von der Versuchung überrumpelt.“ Ein gutes Beispiel sei das Internet. „Wenn wir das Internet nur für sinnlose Unterhaltung nutzen, dann werden wir uns zwei Wochen später dabei ertappen, wie wir nach einer Fernsehsendung süchtig werden, die wir uns nie angesehen hätten, wenn wir wirklich darüber nachgedacht hätten. Oder du findest dich selbst im YouTube- Kaninchenbau wieder, vier Stunden später, um zwei Uhr morgens…“
Es sei nichts weiter passiert, als „dass du deine Wachsamkeit vernachlässigt und auf Tempomat geschaltet hast, was bedeutet, dass wir nicht aufmerksam sind“. Es sei demnach zu wenig, einfach zu sagen: Das Böse ist an bestimmten Orten zu finden, ich vermeide diese, und dann kann mir nichts passieren. Vielmehr müsse sich jeder die Frage stellen: „Wie sehr bin ich in ein Leben des Gebets, des regelmäßigen Gebets eingebunden?“ Daraus resultiere schließlich eine Aufmerksamkeit, die uns von der Versuchung eines „weltlichen Mindsets“ fernhalte, resümiert Ambrose Criste.
© 2024 www.kath.net