Ärztin und Mutter sein - bis in den Tod!

16. Mai 2024 in Prolife


Vor 20 Jahren, am 16.5. 2004, wurde Gianna Beretta Molla heiliggesprochen. Sie war damit die letzte Heilige, die von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen wurde. Gastbeitrag von Elmar Lübbers-Paal


Linz (kath.net) Auch wenn Gianna Molla (Archivfoto) zunächst über eine mildtätige Missionstätigkeit in Brasilien nachdachte, wo ihr Bruder Alberto als Arzt und Missionar tätig war, sollte ihr durch das vertrauensvolle Gebet eine ganz andere Berufung geschenkt werden.

Als zehntes von dreizehn Kindern wurde Gianna (Johanna) am 4. Oktober 1922 in Magenta bei Mailand geboren. Die Eltern erzogen die Kinder als fromme und lebensfrohe Wesen, die das Leben als ein großes Geschenk Gottes vermittelt bekamen. Die täglichen Gebete und das bedingungslose Vertrauen in die Vorsehung des Allmächtigen bestimmten den Alltag der Familie. Diese christlich geprägte Erziehung sollte später, unter ihren Geschwistern zwei Priester und eine Ordensschwester hervorbringen. Mit nur fünfeinhalb Jahren durfte Gianna zum ersten Mal die heilige Kommunion empfangen. Von diesem Tage an wurde die Eucharistie zu ihrer täglichen Lebensquelle. Bereits im Gymnasium und später in der Universität zeigte sich ihre karitative Ader. Sie war im Jugendapostolat der „Azione Cattolica“ (Katholische Aktion) und in der „Vereinigung des hl. Vinzenz“ (Vinzenzkonferenz) aktiv. Schon in ihren jungen Jahren wurde ihr Glaube herausgefordert. Beispielhaft durch die vielen Umzüge, die immer mit vielen Schulwechseln verbunden waren, ihre angegriffene Gesundheit, die ihr sehr zu schaffen machte, die schweren Krankheiten und der frühe Tod der geliebten Eltern, um nur einige Schicksalsschläge zu nennen. Doch nie wich sie von der Seite ihres Schöpfers. Die tägliche Vereinigung mit dem Altarssakrament blieb zeitlebens ihre Kraft- und Trostquelle. Gianna studierte in Mailand und Pavia Medizin. 1949 eröffnete sie eine Arztpraxis in ihrer Heimat. An der Mailänder Universität spezialisierte sie sich 1952 schließlich zur Kinderfachärztin.

Sie praktizierte in den Orten Nuovo di Magenta und in Mesero. Im Gebet bat sie Gott um die Führung ihres Lebens. Welches wohl ihr Lebensweg nach dem ewigen Plane Gottes sein sollte? Zunächst glaubte sie an die erwähnte Berufung als Laienmissionsschwester mit ärztlichen Tätigkeiten bei ihrem Bruder in Brasilien. Durch ihre innige Gebetsverbundenheit spürte sie, dass sie dazu berufen sei, „eine echte christliche Familie zu gründen“.

1955 heiratete sie den Ingenieur Pietro Molla. Unbeschreibliches Glück empfand sie bei der Geburt ihrer ersten drei Kinder: Im November 1956 Pierluigi, im Dezember 1957 Mariolina und im Juli 1959 kam Laura zur Welt. Stets bemühte sie sich ihren beiden Berufungen, Mutter zu sein und Ärztin, gerecht zu werden. Als Ärztin behandelte sie mit Vorliebe die Patienten, die anderswo eher unbeliebt waren, nämlich die besonders Gebrechlichen und Verarmten.

1961 zeigte sich eine erneute Schwangerschaft bei Gianna. Bei einer Untersuchung im zweiten Schwangerschaftsmonat entdeckten Ärzte an der Gebärmutter einen großen Tumor. Gianna war bewusst, dass die Fortsetzung dieser Schwangerschaft eine Lebensgefahr für sie selbst darstellte. Dennoch sprach sie sich gegen eine empfohlene „Abtreibung“ aus und bestand darauf, dass die Ärzte bei der Tumorentfernung, um jeden Preis das Leben des Kindes retten sollten. Eine wahrlich heroische Entscheidung! Mutter und Kind überlebten die riskante Operation. Gianna zeigte ihre Dankbarkeit hierüber im noch größeren Gebetseifer. Noch einige Tage vor der Geburt ihres vierten Kindes, Gianna-Emanuela, am Karsamstag durch Kaiserschnitt, befahl sie den Ärzten: „Wenn ihr entscheiden müsst zwischen mir und dem Kind, keine Aufregung: wählt – und dies verlange ich – das Kind. Rettet das Kind!“ Schon kurz nach der Entbindung verschlechterte sich der Gesundheitszustand der opferbereiten Mutter zusehends. Hohes Fieber und schier unerträgliche Schmerzen litt sie, bis Gianna am Ostermorgen, dem 28. April 1962, um 8 Uhr, aus dieser Welt abberufen wurde. Gerade einmal 39 Jahre alt. Es stellte sich später heraus, dass sie im letzten Drittel ihrer Schwangerschaft dem Herrgott ihr Leben für das ihres Kindes angeboten hatte. Papst Johannes Paul II. sprach sie am 24.4.1994 selig und am 16. Mai 2004 heilig. Ihr Festtag wird an ihrem Todestag begangen, am 28. April.

Giannas Ehemann heiratete nicht wieder, zog die Kinder auf und wurde stolze 97 Jahre alt. Der Direktor des christlichen TV-Senders „Salz und Licht“, P. Thomas Rosica, bezeichnete ihn in seinem Todesjahr 2010 als „eine Säule und ein Fels, ein Mann von außergewöhnlichem Glauben, Einfachheit und Heiligkeit“. Es gibt bereits Bestrebungen, dass auch Pietro Molla „als Zeugnis für die Würde und Heiligkeit von Ehe und Familienleben“ zu Ehre der Altäre erhoben werden soll.

 


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