Seliger Władysław Bukowiński – Aufopferungsvolles Priesterleben im Dienst für Gott und seine Kirche

21. Mai 2024 in Chronik


„Die Verfolgung der Kirche war damals gnadenlos. Schon das Tragen eines Kreuzabzeichens wurde bestraft und der Glauben konnte nur im Geheimen und unter großen Vorsichtsmaßnahmen gelebt werden.“ Gastbeitrag von Klaus Bosch


Karaganda (kath.net) Der selige Władysław Bukowiński wurde 1904 im damals zaristischen Russland, in Berdychiv nahe Kiew, in der heutigen Ukraine, als ältester Sohn einer polnisch-italienischen Familie geboren. Schon früh im Alter von nur 14 Jahren verlor Władysław seine italienisch-stämmige Mutter. Dieser Schicksalsschlag als auch die Erfahrung des 1. Weltkrieges sollte den Hochbegabten jedoch nicht davon abhalten, Priester zu werden.

Schon im Alter von 27 Jahren wurde er 1931 in Krakau, nach der Übersiedlung der Familie in das nach dem ersten Weltkrieg 1918 wiedererstandene Polen, zum Priester geweiht. 1936 wechselte er auf eigene Bitte in das damals ostpolnische Luzk, um zunächst dort als Lektor im Priesterseminar von Luzk zu arbeiten. Mit Beginn des 2. Weltkrieges 1939 wurde er Pfarrer der dortigen Kathedrale und bekannt als hervorragender Prediger. Damals war Ostpolen von der Roten Armee der Sowjetunion besetzt, und Bukowiński besuchte viele kranke, alte und einsame Menschen, die in den Wirren der Zeit und durch den Verlust ihrer Angehörigen an den Rand der Verzweiflung geraten waren.

1940 wurde Bukowiński von der sowjetischen Geheimpolizei verhaftet und ins Gefängnis von Luzk verbracht, da damals alle Priester des Verrats am Sowjetischen Staat und der Spionage für den Vatikan angeklagt wurden. Als der deutsch-sowjetische Krieg im Juni 1941 mit dem Decknamen „Unternehmen  Barbarossa“ seinen Anfang nimmt, begannen die Sowjets die Gefangenen in den Gefängnissen zu ermorden.  Wie durch ein Wunder jedoch überlebte der Priester diese Massenerschießungen. Er schreibt in seinen Erinnerungen: „Ich lag auf dem Gefängnishof unter dem Kugelhagel und ich blieb ganz ruhig. …..Ich habe noch den Nachbarn, die neben mir lagen, die sakramentale Lossprechung gespendet….“.

Unter der darauffolgenden deutschen Besatzung Luzks ab Ende Juni 1941 versah Władysław Bukowiński wieder seinen Priesterdienst. Dabei rettete er jüdische Kinder vor der Verfolgung durch die Nazis und kümmerte sich um die vielen Flüchtlinge. Als die sowjetischen Truppen Ende 1944 dann erneut in Luzk einmarschierten, wurde Władysław im Januar 1945 ein zweites Mal von den Sowjets verhaftet und zu 10 Jahren Arbeitslager verurteilt. Ungeachtet härtester Zwangsarbeit blieb er demütig und aufopferungsvoll seiner Berufung treu. So besuchte er täglich das Gefängniskrankenhaus um die Mitgefangen im Glauben zu stärken und heimlich Trost durch die Hl. Sakramente zu spenden. Um die Hl. Messe feiern zu können, stand er täglich noch vor dem Weckruf auf. Er kniete dann vor seinem Lagerbett, das ihm als Altar diente. Trotz aller Schikanen und schrecklicher Erlebnisse soll er nie über sein Los geklagt haben.

Im August 1954 wurde er endlich aus dem Arbeitslager entlassen und nach Karaganda in Kasachstan verbannt. Dort traf er auf viele polnische und wolgadeutsche Katholiken, die nach dahin in diese verlassene öde Gegend von Stalin vertrieben worden waren. Ungeachtet des strengen Verbots des Priesterdienstes zu jener Zeit, nahm er sich den in Karaganda lebenden Katholiken an und versah seinen Seelsorgedienst heimlich im Untergrund. 1955 hätte für ihn die Möglichkeit bestanden, nach Polen zurückkehren zu dürfen. Bukowiński entschied sich jedoch, zum Unverständnis seiner in Polen lebenden Freunde und Verwandten, in Karaganda als Seelsorger für die Untergrundgemeinden zu verbleiben.

Die Verfolgung der Kirche war damals gnadenlos. Schon das Tragen eines Kreuzabzeichens wurde bestraft und der Glauben konnte nur im Geheimen und unter großen Vorsichtsmaßnahmen gelebt werden. Władysław Bukowiński hielt dies jedoch nicht davon ab, die Hl. Messe unter Gefahr der Verhaftung in den Häusern der Gläubigen zu feiern und die Sakramente zu spenden. Für ihn galt: „als Priester ist es meine priesterliche Pflicht, die Seelsorge auszuüben“.

1956 nimmt Władysław dann die sowjetische Staatsbürgerschaft an und kann sich nun frei in der Sowjetunion bewegen. Er dehnt sein priesterliches Wirken im Untergrund weiter aus und sucht in den weit verstreuten Diaspora-Gebieten der Sowjetunion polnische und deutsche Katholiken auf, die teils schon seit mehr als 20 Jahren keine Sakramente mehr empfangen konnten. 1958 wird er dann erneut wegen seines Priesterdienstes verhaftet und zu drei Jahren Arbeitslager im sibirischen Irkutsk verurteilt. Als er 1961 gesundheitlich angeschlagen entlassen wird, kehrt er zurück nach Karaganda. Unverzüglich und aufopferungsvoll beginnt er dort wieder seinen priesterlichen Dienst.

Nach den sogenannten Kosygin-Reformen 1965, konnte Władysław Bukowiński zum ersten Mal nach 30 Jahren Abwesenheit zurück in seine polnische Heimat reisen. Noch zwei Mal sollte sein Weg ihn zurück nach Polen führen, wo er sich mehrmals mit Kardinal Karol Wojtyla traf, der auch seinen Seligsprechungsprozess wohlwollend begleitete und selbst, dann als Papst Johannes-Paul II, nach Kasachstan eine Missionsreise unternahm.

Im Jahr 1974, erschöpft durch die Auszehrung in den Arbeitslagern und den Anstrengungen seines Priesterdienstes, verstarb Władysław Bukowiński in Karaganda. Wie fruchtvoll sein Wirken dort war zeigt, dass allein aus der deutschen katholischen Untergrundgemeinde in Karaganda 15 Priesterberufungen entstanden.

Am 11. September 2016 wurde Pater Bukowiński in Karaganda, wo er in der dortigen erst 2012 eingeweihten Kathedrale seine letzte Ruhestätte fand, von Kardinal Angelo Amato seliggesprochen.  Mit dem Exodus der deutschen Katholiken aus Karaganda seit den 1990er Jahren kommt die Verehrung Bukowińskis nun auch nach Deutschland. Es ist zu hoffen, dass die Würdigung dieser außergewöhnlichen Priesterpersönlichkeit und sein aufopferungsvolles Leben im Dienst für Gott und seine Kirche weite Verbreitung findet.

Quellen: Zusammenfassung aus „Erinnerungen an den Priester Władysław Bukowiński“, herausgegeben von der Schwesternschaft vom Hl. Kreuz, Silz/Tirol und https://www.heiligenlexikon.de/BiographienW/Wladyslaw_Bukowinski.html  - Text: Klaus Bosch

Fotos: links (c) Wikipedia/gemeinfrei - rechts: Bild und Relique des Seligen in einem Außenortgefängnis von Gefängniskapelle der Außenstation von Bielsko-Biała (c) Diözese Bielsko-Żywiec


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