Die Liebe - das Werk des Heiligen Geistes in uns

15. Mai 2024 in Aktuelles


Franziskus: die Liebe ist ‚theologal‘, das heißt, sie kommt von Gott, sie ist das Werk des Heiligen Geistes in uns. ‚Die Stimme des Ungeborenen‘. ‚Ja zum Leben‘ im Namen der Unbefleckten Empfängnis der Seligen Jungfrau. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Die Liebe ist langmütig, / die Liebe ist gütig. / Sie ereifert sich nicht, / sie prahlt nicht, / sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, / sucht nicht ihren Vorteil, / lässt sich nicht zum Zorn reizen, / trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, / sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, / glaubt alles, / hofft alles, / hält allem stand“ (1 Kor 13,4-7).

Neunzehnte Generalaudienz des Jahres 2024. Papst Franziskus setzte seine Katechesenreihe zum Thema der Tugenden und Laster fort. „Caritas“: der Papst wandte sich in der achtzehnten Katechese der theologalen oder göttlichen Tugend der Liebe zu.

Mit der heutigen Betrachtung über die Liebe kam die Katechesenreihe über die Tugenden zu ihrem Höhepunkt. Der heilige Paulus schreibe an die Gemeinde in Korinth: „Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe“ (1 Kor 13, 13).

Der Apostel spreche hier nicht einfach von Liebe im herkömmlichen, menschlichen Sinn. Ihm gehe es um jene größere Liebe, die von Gott komme und zu Gott hinführe, die uns fähig mache, Gott zu lieben und auch den Mitmenschen so zu lieben, wie Gott ihn liebe.

Diese Liebe nach der Art Christi bewege uns, zu lieben, ohne etwas dafür zu erwarten: auch diejenigen, die nach menschlichem Ermessen nicht liebenswürdig erschienen. Auch jene, die uns nicht mögen und es uns nicht dankten – ja sogar unsere Feinde (vgl. Lk 6, 32-35): „Solche Liebe ist göttlich – der Heilige Geist selbst wirkt sie in uns“.

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Paulus richte seine Worte an eine Gemeinde, die in der geschwisterlichen Liebe alles andere als perfekt gewesen sei: „Die Christen in Korinth waren ziemlich streitsüchtig, es gab interne Spaltungen, es gab diejenigen, die vorgaben, immer Recht zu haben, und nicht auf andere hörten, weil sie sie für minderwertig hielten“. Diese erinnere Paulus daran, dass die Erkenntnis aufgeblasen mache, die Liebe dagegen aufbaue.

Der Apostel berichte dann von einem Skandal, der sogar den Moment der größten Einheit einer christlichen Gemeinschaft berühre, nämlich das „Herrenmahl“, die Feier der Eucharistie. Auch dort gebe es Spaltungen, und es gebe diejenigen, die es ausnutzten, um zu essen und zu trinken, unter Ausschluss derer, die nichts hätten (vgl. 1 Kor 11,18-22). Angesichts dessen spreche Paulus ein klares Urteil: „Wenn ihr euch versammelt, ist das kein Essen des Herrenmahls“ (V. 20).

„Wer weiß“, so Franziskus: „vielleicht dachte niemand in der Gemeinde von Korinth, dass sie gesündigt hatten, und diese harten Worte des Apostels klangen ein wenig unverständlich. Wahrscheinlich waren sie alle davon überzeugt, dass sie gute Menschen waren“. Auf die Frage nach der Liebe hätten sie geantwortet, dass die Liebe für sie sicherlich ein wichtiger Wert sei, ebenso wie Freundschaft und Familie. Auch heute noch sei die Liebe in aller Munde, im Munde vieler "Influencer" und in den Refrains vieler Lieder.

„Aber die andere Liebe?“, scheine Paulus seine Christen in Korinth zu fragen. Nicht die Liebe, die hinaufsteige, sondern die, die herunterkomme. Nicht die Liebe, „die nimmt, sondern die, die gibt. Nicht die Liebe, die erscheint, sondern die, die verborgen ist“. Paulus sei besorgt, dass in Korinth - wie auch bei uns heute - Verwirrung herrsche und von der theologalen Tugend, die uns nur von Gott komme, eigentlich keine Spur sei. Und „wenn auch alle mit Worten versichern, dass sie gute Menschen sind, dass sie ihre Familie und ihre Freunde lieben, so wissen sie in Wirklichkeit sehr wenig von der Liebe Gottes“.

Die Christen des Altertums hätten mehrere griechische Wörter, um die Liebe zu definieren. Schließlich habe sich das Wort „agape“ herausgebildet, das wir normalerweise mit „Nächstenliebe“, "caritas" übersetzten. Denn „in Wahrheit sind die Christen zu allen Lieben der Welt fähig: Auch sie verlieben sich, mehr oder weniger, wie es jedem Menschen passiert. Auch sie erleben die Freundlichkeit, die mit der Freundschaft einhergeht. Auch sie erleben die Liebe zum Vaterland und die universale Liebe zur ganzen Menschheit“.

Doch es gebe eine größere Liebe, die von Gott komme und auf Gott ausgerichtet sei, die uns befähige, Gott zu lieben, seine Freunde zu werden. Sie befähige uns, unseren Nächsten zu lieben, wie Gott ihn liebe, mit dem Wunsch, die Freundschaft mit Gott zu teilen. Diese Liebe treibe uns wegen Christus dorthin, wo wir menschlich nicht hingehen würden: „Es ist die Liebe zu den Armen, zu dem, was nicht liebenswert ist, zu denen, die uns nicht lieben und uns nicht dankbar sind. Sie ist Liebe für das, was niemand lieben würde, sogar für den Feind. Sie ist ‚theologal‘, das heißt, sie kommt von Gott, sie ist das Werk des Heiligen Geistes in uns.“

Jesus sage in der Bergpredigt: „Wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr dafür? Denn auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden. Und wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welchen Dank erwartet ihr dafür? Das tun auch die Sünder“ (Lk 6,32-33). Und er schließe: „Doch ihr sollt eure Feinde lieben und Gutes tun und leihen, wo ihr nichts zurückerhoffen könnt. Dann wird euer Lohn groß sein und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen“ (V. 35).

In diesen Worten werde die Liebe als theologale Tugend offenbart und nehme den Namen Nächstenliebe an: „Wir erkennen sofort, dass es sich um eine schwierige Liebe handelt, die unmöglich zu praktizieren ist, wenn man nicht in Gott lebt“. Unsere menschliche Natur bringe uns dazu, spontan das zu lieben, was gut und schön sei. Im Namen eines Ideals oder einer großen Zuneigung könnten wir sogar großmütig sein und heldenhafte Taten vollbringen. Aber die Liebe Gottes gehe über diese Kriterien hinaus.

Die christliche Liebe umarme das Unliebsame, sie bietet Vergebung an, sie segne die, die verfluchen. Es sei dies eine Liebe, die so kühn sei, dass sie fast unmöglich erscheine, und doch sei sie das Einzige, was von uns bleiben wird. Sie sei die „enge Pforte“, durch die wir gehen müssten, um in das Reich Gottes zu gelangen. Denn „am Abend des Lebens werden wir nicht nach der generischen Liebe, sondern nach der Nächstenliebe beurteilt: ‚Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan‘“ (Mt 25,40).

Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Liebe Brüder und Schwestern deutscher Sprache, in diesen Tagen der Vorbereitung auf das hohe Pfingstfest beten wir mit der Jungfrau Maria und den Aposteln im Abendmahlssaal. Der Heilige Geist erfülle unsere Herzen und entzünden in ihnen das Feuer seiner Liebe.

Die Pilger und Besucher aus Polen grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Ich grüße alle Polen ganz herzlich. Der Heilige Geist erweckt in uns stets eine große selbstlose Liebe zu den Armen, den Kranken und den Wehrlosen, wie den ungeborenen Kindern. Wir haben heute eine Glocke aus Polen mitgebracht, die den Namen „Die Stimme des Ungeborenen“ trägt und nach Kasachstan gebracht werden soll. Sie soll uns daran erinnern, dass das menschliche Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod geschützt werden muss. Ich grüße die Initiatoren dieser Initiative: die polnische Stiftung „Ja zum Leben“, die den Namen der Unbefleckten Empfängnis der Heiligen Jungfrau Maria trägt. Ich segne euch von Herzen.

Foto (c) Vatican Media

 


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