6. Juni 2024 in Weltkirche
Kirchenversammlung der zu Moskau gehörenden Estnischen Orthodoxen Kirche soll zeitnah über weiteren Status der Kirche entscheiden - Estnisches Innenministerium will, dass Kirche Verbindung zur Russischen Orthodoxen Kirche abbricht
Tallinn (kath.net/KAP) Die unter Druck geratene Estnische Orthodoxe Kirche - Moskauer Patriarchat (EOK-MP) plant offenbar, ihr Statut anzupassen. Auf Anfrage des Radios ERR erklärte Bischof Daniil (Lepisk) von Tartu, der auch Vikarbischof von Tallinn ist, dass die Kirchenleitung daran sei, Änderungen am Statut zu erarbeiten, wie der "Nachrichtendienst Östliche Kirchen" (NÖK) in seiner aktuellen Ausgabe berichtet.
Die Änderungsvorschläge sollen zeitnah, wahrscheinlich Ende Juni oder Anfang Juli einer Kirchenversammlung vorgelegt werden. Ziel ist laut Bischof Daniil, Entscheidungen zu treffen, wie die EOK-MP künftig agieren soll. Eine Möglichkeit sei, den aktuellen autonomen Status der Kirche innerhalb des Moskauer Patriarchats auszuweiten, sodass nur eine "Gebetsverbindung" zum russischen Patriarchen bestehen bliebe. Zurzeit seien "alle Fragen auf dem Tisch" und würden bearbeitet.
Politik will Loslösung von Moskau
Der estnische Innenminister Lauri Läänemets erwartet von der EOK-MP, dass sie die Verbindung zur Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) abbricht. Anfang Mai hatte das estnische Parlament die ROK offiziell zu einem Unterstützer des russischen Angriffskriegs erklärt. Zugleich fanden sich drei Bischöfe der EOK-MP im Innenministerium zu einem Treffen ein, bei dem auch Urmas Viilma, Erzbischof der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche und Präsident des Rats Christlicher Kirchen Estlands, als Vermittler anwesend war. Das Innenministerium habe den Vertretern der EOK-MP noch einmal die Sicherheitsprobleme dargelegt, die das Land beunruhigten, erklärte Läänemets gegenüber ERR. Es habe auch erklärt, was es von der EOK-MP erwarte. Zudem seien Lösungsansätze besprochen worden.
Der sozialdemokratische Innenminister drängte die EOK-MP auch, die Handlungen und Aussagen des Moskauer Patriarchen Kyrill als Häresie zu verurteilen. Im Fall von Häresie könnten Kirchgemeinden selbstständige Schritte unternehmen. Läänemets wies darauf hin, dass die Vertreter der EOK-MP bisher Kyrills Handlungen nicht als Häresie benannt hätten und ihnen das offenbar neu sei.
Nun hat das Innenministerium laut Läänemets die Kirche gebeten, dem Ministerium schriftlich darzulegen, welche Schritte sie zu unternehmen gedenkt. So könne das Innenministerium entscheiden, wie es weiter vorgehen soll. Er betonte wieder einmal, dass es nicht das Ziel sei, Moskau unterstehende Kirchgemeinden gewaltsam zu schließen. Das Ziel sei, sowohl die juristische als auch religiöse Unterordnung unter das Moskauer Patriarchat zu beenden.
In Estland gibt es zwei orthodoxe Kirchen. Die größere EOK-MP untersteht Moskau, die kleinere Konstantinopel. Bei der Volkszählung 2021 bekannten sich 16 Prozent der Bevölkerung zum orthodoxen Christentum. Die Regierung des Ostseelandes hatte im Februar 2024 das Oberhaupt der EOK-MP, Metropolit Eugeni (Reschetnikow), zur Ausreise gezwungen. Die Begründung: Die Tätigkeit des russischen Staatsbürgers gefährde die nationale Sicherheit.
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