16. Juni 2024 in Chronik
200 Experten, darunter Nobelpreisträger Riess und Penrose, ab Sonntag in Castel Gandolfo nahe Rom versammelt - Kosmologe von Vatikanischer Sternwarte betont: Glaube und Wissenschaft sind keine Gegensätze.
Vatikanstadt/Rom (kath.net/ KAP)
Der Vatikan lädt ab Sonntag zu einem internationalen Kongress zum Thema "Schwarze Löcher, Gravitationswellen und Raum-Zeit-Singularitäten" ein. Zu dem Symposium von 16. bis 21. Juni in der Vatikanischen Sternwarte in Castel Gandolfo nahe Rom werden 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erwartet, weitere 150 Experten nehmen online teil, wie die Organisatoren ankündigten.
Zugesagt haben unter anderem die Nobelpreisträger Adam Riess und Roger Penrose, Kosmologen und Physiker wie Andrei Linde, Joseph Silk, Wendy Freedman, Licia Verde, Cumrun Vafa sowie der Gewinner der "Field Medal", Edward Witten.
Es ist der zweite Kongress nach 2017 zu Ehren des belgischen Priesters und Astrophysikers Georges Edouard Lemaitre (1894-1966), der als Begründer der Urknalltheorie gilt. "Wir würden Lemaitre gerne bekannter machen, denn sein Beitrag zur Wissenschaft ist unschätzbar", sagte der Direktor der Vatikanischen Sternwarte, der Jesuitenpater Guy Consolmagno bei der Vorstellung des Kongresses in Rom.
Lemaitre, Professor für Physik an der Katholischen Universität Löwen, sei "sehr bescheiden" gewesen: 1927 erklärte Lemaitre durch die Lösung der komplizierten Gleichungen von Albert Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie, dass rätselhafte Fluchtbewegungen entfernter Galaxien Resultate der Ausdehnung des Universums seien. Doch bevor er seine Theorien ins Englische übersetzt hatte, seien bereits die Erkenntnisse des US-Astronomen Edward Hubble veröffentlicht worden. "Da ist er beiseitegetreten und hat immer nur auf Hubbles Beitrag verwiesen anstatt auf seinen eigenen", so Consolmagno.
"Hubble-Lemaitre-Gesetz"
Daher sei Hubble weitaus bekannter, seine Beobachtungen, die eine Beziehung zwischen der Geschwindigkeit der Fluchtbewegung mit galaktischen Entfernungen verbindet, wurden als "Hubble-Gesetz" bezeichnet. "Immerhin beschloss die Internationale Astronomische Union 2018, das 'Hubble-Gesetz' in 'Hubble-Lemaitre-Gesetz' umzubenennen", sagte Consolmagno. Lemaitre war von 1960 bis zu seinem Tod 1966 zudem Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften.
Bei der sechstägigen Konferenz gehe es darum, jüngste Ideen aus dem Feld der Kosmologie zu teilen und mit anderen Disziplinen zu verbinden, den Dialog voranzutreiben und zu neuen Erkenntnissen zu gelangen, sagte Matteo Galaverni, Kosmologe von der Vatikanischen Sternwarte. Konflikte zwischen Glaube und Wissenschaft gebe es nicht, beides gehe Hand in Hand.
Offener Dialog in Vatikanischer Sternwarte
Der stellvertretende Direktor der Vatikanischen Sternwarte, Gabriele Gionti, erklärte, bereits beim Kongress 2017 habe es sehr gute Rückmeldungen von Wissenschaftlern gegeben, die in eine Publikation mündeten. Darauf hoffe man auch diesmal. "Die vatikanische Sternwarte ist ein neutraler Ort, wo Akademiker und Wissenschaftler in einen offenen Dialog treten und sich frei über verschiedene Ansätze austauschen können", so der Jesuit. Man hoffe auf eine Audienz bei Papst Franziskus sowie eine Botschaft von ihm.
(Website der Vatikanischen Sternwarte: www.vaticanobservatory.va; Konferenz-Website: https://indico.cern.ch/e/lemaitre2024)
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