Talita kum! Ohne Etiketten und Vorurteile, eine Kirche, die niemanden ausschließt!

30. Juni 2024 in Aktuelles


Franziskus: Gott ist einer, der dich bei der Hand nimmt und aufrichtet. Er diskriminiert niemanden, weil er alle Menschen liebt. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Angelus mit Papst Franziskus am dreizehnten Sonntag im Jahreskreis: „Meine Tochter, dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein“.

Das Evangelium dieses Sonntags erzählt von zwei Wundern, die miteinander verbunden zu sein scheinen. Während Jesus zum Haus des Jaïrus, eines Synagogenvorstehers, gehe, weil dessen kleine Tochter schwer erkrankt sei, berühre auf dem Weg dorthin eine Frau mit Blutfluss sein Gewand und er halte an, um sie zu heilen.

In der Zwischenzeit werde gesagt, dass die Tochter des Jaïrus gestorben sei, doch Jesus bleibe nicht stehen, sondern gehe in das Haus, er gehe in das Zimmer des Mädchens, nehme sie bei der Hand, hebe sie auf und erwecke sie wieder zum Leben (Mk 5,21-43): „Er fasste das Kind an der Hand und sagte zu ihm: Talita kum!, das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf!“.

Diese beiden Heilungen würden in einer einzigen Episode erzählt. Beide geschähen durch einen Körperkontakt: „Die Frau berührt das Gewand Jesu und Jesus nimmt das Mädchen bei der Hand. Warum ist diese ‚Berührung‘ so wichtig?“, fragte der Papst: „Weil diese beiden Frauen - die eine, weil sie Blutungen hat, und die andere, weil sie tot ist - als unrein gelten und deshalb kein Körperkontakt mit ihnen möglich ist“. Dagegen lasse sich Jesus berühren und habe keine Scheu, sie zu berühren. Noch vor der körperlichen Heilung stelle er einen falschen religiösen Begriff in Frage, wonach Gott die Reinen auf der einen und die Unreinen auf der anderen Seite voneinander trenne.

Im Gegenteil, Gott mache diese Trennung nicht, weil wir alle seine Kinder seien und die Unreinheit nicht von der Speise, der Krankheit oder gar dem Tod komme, sondern von einem unreinen Herzen.

„Lernen wir also“, so Franziskus weiter: „Angesichts der Leiden des Leibes und des Geistes, der Wunden der Seele, der Situationen, die uns erdrücken, und sogar angesichts der Sünde hält Gott uns nicht auf Distanz, er schämt sich nicht für uns, er verurteilt uns nicht. Im Gegenteil, er nähert sich, um sich berühren zu lassen und um uns zu berühren, und er erhebt uns immer vom Tod. Er nimmt uns immer an der Hand und sagt: Mädchen, Sohn, steh auf!“.

Dieses Bild, das Jesus uns gebe, sollten wir in unserem Herzen festhalten: „Gott ist einer, der dich bei der Hand nimmt und aufrichtet, der sich von deinem Schmerz berühren lässt und dich anfasst, um dich zu heilen und dir wieder Leben zu geben. Er diskriminiert niemanden, weil er alle Menschen liebt“.

So könnTen wir uns fragen: „Glauben wir, dass Gott so ist? Lassen wir uns vom Herrn berühren von seinem Wort, von seiner Liebe? Treten wir in Beziehung zu unseren Brüdern und Schwestern und reichen ihnen die Hand, um aufzurichten, oder halten wir Abstand und stempeln Menschen nach unserem Geschmack und unseren Vorlieben ab?“.

So sollten wir auf das Herz Gottes schauen, denn wir brauchten eine Kirche und eine Gesellschaft, die niemanden ausschließe, die niemanden als „unrein“ behandle, so dass jeder mit seiner eigenen Geschichte aufgenommen und geliebt werde, ohne Etiketten und Vorurteile.

Foto (c) Vatican Media

 


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