Vom angekündigten (Nicht-)Rücktritt eines Bischofs

18. September 2004 in Österreich


Eine Analyse von Dr. Josef Spindelböck - "Damit zerplatzte eine mediale 'Ente', auf die bereits viele ihre Hoffnung gesetzt hatten, als inhaltslose und kurzlebige Luftblase"


Die österreichische kirchliche Nachrichtenagentur Kathpress meldete amFreitag, dem 10.09.2004, "der Vatikan" habe dem St. Pöltner Bischof KurtKrenn "den Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen nahe gelegt." In diesemSinn habe Kardinal Giovanni Battista Re, der Präfekt der Kongregation fürdie Bischöfe, mit Krenn bei dessen Rom-Besuch gesprochen. Seit damalswarteten viele auf die offizielle vatikanische Bekanntgabe diesesRücktritts, den Krenn - so eine von der Tageszeitung "Die Presse" zitierte,nicht näher bezeichnete vatikanische Quelle - unterzeichnet habe.

Einige Tage ergingen sich die diversen Medien in Spekulationen darüber, wanndieser so gut wie sicher scheinende Rücktritt vom Papst angenommen und dannoffiziell bekannt gegeben würde. Die Zeitschrift "NEWS" formulierte in derAusgabe vom 16.09.2004 sogar mit lateinischen Worten, wie denn eine solcheoffizielle römische Bekanntgabe aussehen könnte und schien dabei Erwartungund Wirklichkeit zu verwechseln. Am selben Tag jedoch wurde es immer mehrzur Gewissheit, welche schließlich durch den Pressesprecher von BischofKrenn, DI Michael Dinhobl, ihre definitive Bestätigung erhielt: BischofKrenn hatte in Rom tatsächlich kein Rücktrittsgesuch unterschrieben.Freilich werde er in jedem Fall das tun, was der Papst persönlich von ihmerwarte. Damit zerplatzte eine mediale "Ente", auf die bereits viele ihreHoffnung gesetzt hatten, als inhaltslose und kurzlebige Luftblase.

Welche Schlussfolgerungen ergeben sich aus einer Analyse dieser Geschehnisseund den medial gehegten Erwartungen? In gewisser Weise können diese Vorgängeein Lehrstück für all jene sein, die in der Erwartung des aus bestimmterPerspektive angeblich sicher zu Geschehenden leben und meinen, dieeigentliche Wirklichkeit werde längst nicht mehr von den Akteuren gestaltet,sondern medial inszeniert, womit eine neue Art von "self fulfilling prophecy" gegeben wäre.

Tatsächlich ist es nicht so einfach, öffentliche und vor allem kirchlicheVorgänge per medial hoch geschaukeltem Erwartungsdruck zu "steuern". Wasvielmehr gefragt ist, und dies insbesondere im kirchlichen Bereich, istsachliche Nüchternheit. Genau diese legt in bemerkenswerter Weise derApostolische Visitator der Diözese St. Pölten, der FeldkircherDiözesanbischof DDr. Klaus Küng, an den Tag. Dieser musste bereitswiederholt unzutreffende mediale Darstellungen und Ankündigungen dementierenund verfolgte bei der Visitation des Priesterseminars St. Pölten einekonsequente Linie, wobei er sachliche Probleme und Anliegen ernsthaft prüfteund in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Diözese einer gutenLösung zuführte.Der erste Verantwortliche für die Diözese St. Pölten ist immer noch BischofKurt Krenn. Dies gilt so lange, bis der Heilige Vater eine andere Lösungvorsieht und anordnet. Denkbar wäre beispielsweise, dass in Kürze einWeihbischof eingesetzt wird, der zugleich als Koadjutor fungiert und inZusammenarbeit mit Bischof Krenn die Geschäfte der Diözese lenkt. EinKoadjutor hat das Recht der Nachfolge, sobald der bisherige Diözesanbischofaus seinem Amt ausscheidet. Auf diese Weise würde der Druck wegfallen, dieCausa des Priesterseminars St. Pölten auf eine angebliche "Causa Krenn" zureduzieren und auf diese Weise zu "lösen".

Zum Wohl der Kirche von St. Pölten und Österreichs insgesamt wird es nötigsein und gut tun, die vom Papst bestellten kirchlichen Autoritätenanzuerkennen und mit dem jeweiligen Bischof, wer immer es sei, im Geist derEhrfurcht und des Gehorsams zusammenzuarbeiten. Möge der Geist Gottes allezuständigen Personen in ihrem Verantwortungsbereich erleuchten und stärken!

Dr. Josef Spindelböck ist Webmaster von www.stjosef.at/bischof.k.krenn/


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