„Als Jünger Jesu sollten wir Kirche nicht als Kopie gesellschaftlicher Strömungen gestalten“

8. Juli 2024 in Spirituelles


Eichstätter Bischof Hanke: Manche Deutungsmuster für die Zukunft basierten auf einer negativen Sicht des Menschen. Der Mensch würde als die Wurzel vieler Probleme gesehen, die es ohne ihn nicht gäbe.


Willibaldsfest in Eichstätt: „Die Menschen für eine Zukunft mit Gott begeistern“

Eichstätt (kath.net/pde) Mit einem Freiluftgottesdienst auf dem Eichstätter Domplatz hat das Bistum Eichstätt am Sonntag, 7. Juli, seinen Schutzpatron, den heiligen Willibald, gefeiert. Bischof Gregor Maria Hanke rief dabei die Gläubigen auf, trotz allgegenwärtigen Krisen zuversichtlich in die Zukunft zu blicken und auf Gott zu vertrauen. „Lust auf Gottes Zukunft in den Menschen zu wecken“, das habe den heiligen Willibald angetrieben und sei Aufgabe der Kirche heute.

Sorgen um die persönliche Zukunft und Fragen, auf die es keine schnelle Antwort gebe, würden immer mehr Menschen verängstigen, sagte Hanke in seiner Predigt zum Willibaldsfest. Globale Krisensituationen, Kriege und wachsende internationale Spannungen sowie die Umweltkrise würden weiter zur „Spirale der Angst vor der Zukunft“ beitragen. Dies sei auch im öffentlichen Raum vernehmbar. „Letzte Generation“ nenne sich eine Bewegung, welche die Welt vor dem ökologischen Kollaps sehe. Als weiteres Beispiele führte Hanke an: „In der Kirche ist zu hören, es sei 5 vor 12 oder gar schon 12 Uhr, und wenn sich nichts ändert, hat die Kirche in unserem Land keine Zukunft“.

Die angstvolle Sicht auf die Zukunft sei nicht nur den gegenwärtigen schwierigen politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen zuzuschreiben. Manche Deutungsmuster für die Zukunft basierten auf einer negativen Sicht des Menschen. Der Mensch würde als die Wurzel vieler Probleme gesehen, die es ohne ihn nicht gäbe. „Doch wird übersehen, dass gerade der Mensch das befähigte Wesen ist, Welt und Gesellschaft gut gestalten und verändern zu können“, betonte der Eichstätter Bischof. Die Botschaft des Evangeliums helfe gegen die von der Angst bewirkte Lähmung. „Statt sich in Angst und Resignation zu verschließen, ermuntert uns die Frohe Botschaft zur Lust auf Zukunft, auf Gottes Zukunft und zur Freude an dieser Zukunft“, so Hanke weiter. „Tritt heraus aus dem Schneckenhaus deiner Ängste! Öffne dich! Und du erkennst, dass Gott schon längst für uns den Weg in seine Zukunft eröffnet hat“, rief der Bischof den Gottesdiensteilnehmenden zu. Die Gemeinschaft mit Jesus Christus sei der Weg in diese Zukunft: „Die Lust auf Gottes Zukunft im Menschen zerbricht die Spirale der Angst und Hoffnungslosigkeit“.

Der Diözesanheilige Willibald habe im achten Jahrhundert sein kontemplatives Leben im Kloster aufgegeben und sich in die Region des heutigen Bistums Eichstätt senden lassen. „Als Missionar wollte er andere Menschen für Gottes Zukunft begeistern“, sagte Bischof Hanke. Die Situation in dieser Gegend war nach den Worten des Bischof damals – um das Jahr 740 – alles andere als rosig: „Die Bevölkerung in unserer Region hatte keine Perspektiven. Die Gegend war verkommen, das Gebiet um Eichstätt lag am Boden, da einige Jahrzehnte vor Willibalds Ankunft ein Brand die Siedlung Eichstätt bis auf das Marienkirchlein zerstört hatte. Die Menschen lebten als halbe Heiden und oberflächliche Christen, die weder für das eine noch für das andere brannten.“ In dieser desolaten Lage habe Willibald begonnen, die Frohe Botschaft zu verkünden: „Öffnet euch, und ihr werdet Lust bekommen auf Gottes Zukunft.“ Heute richte der erster Bischof von Eichstätt, Willibald, aufs Neue die Botschaft an uns: „Öffne Dich für die Gemeinschaft mit Christus und du wirst Lust bekommen auf Gottes Zukunft.“

Um die Menschen zu einer solchen Öffnung zu bewegen, sei das Engagement alle Christinnen und Christen gefragt: „Als Jüngerinnen und Jünger Jesu sollten wir Kirche nicht als Kopie gesellschaftlicher Strömungen gestalten. Die Lust auf Gottes Zukunft in den Menschen zu wecken, ist Aufgabe der Kirche, ist unsere gemeinsame Sendung als Getaufte und Gefirmte.“ Jede und jeder könne auch persönlich von der Offenheit für Gott profitieren. „Die Lust auf Gottes Zukunft gibt unserem Herzen eine Sehkraft, die uns das Ziel des Lebens erkennen und Probleme anpacken lässt.“ Wer sich von der Lust auf Gottes Zukunft erfassen ließe, der bleibe nicht vor den Hürden und Hindernissen des Lebens angstvoll und gelähmt stehen. „Er weiß, es gibt einen Weg, der schließlich in bis die Ewigkeit Gottes und in seine nie endende Liebe einmündet“. Der Bischof endete seiner Ansprache mit einem Aufruf an jede einzelne Person auf dem Domplatz: „Öffne Dich! Lass dich von der Frohen Botschaft bewegen, die dir zusagt: Die Zukunft, deine Zukunft, hat längst begonnen! Habe Lust auf Gottes Zukunft! Mach dein Herz weit, damit du daran teilhaben kannst.“

Die Willibaldswoche im Bistum Eichstätt findet seit 2009 statt. Die Gläubigen feiern den heiligen Willibald, den ersten Eichstätter Bischof, Bistums- und Stadtpatron. Der Missionar aus Südengland hatte ab 740 im heutigen Bistumsgebiet gewirkt und war am 7. Juli, vermutlich 787, gestorben.

Foto: Bischof Hanke und Teilnehmer bei der Veranstaltung (c) Geraldo Hoffmann/pde


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