Schwere Vorwürfe gegen russisch-orthodoxen Metropoliten Hilarion

16. Juli 2024 in Weltkirche


Ehemaliger Mitarbeiter wirft dem früheren Moskauer Außenamtschef und nunmehrigen Bischof von Ungarn der russisch-orthodoxen Kirche sexuelle Belästigung vor - Metropolit Hilarion weist Vorwürfe zurück


Riga/Zürich (kaht.net/KAP) Metropolit Ilarion (Alfejev) von Budapest, der die Eparchie Ungarn der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) leitet, wird von einem früheren Mitarbeiter sexuelle Belästigung vorgeworfen, wie unter anderem der "Nachrichtendienst Östliche Kirchen" (NÖK) in seiner aktuellen Ausgabe berichtet. Schon im März 2024 gab es demnach entsprechende Gerüchte, die aber noch kein großes Echo auslösten. Nun hat aber die regimekritische und aus Russland verbannte "Novaja Gazeta Evropa" mit dem Betroffenen gesprochen und einen ausführlichen Artikel zu seiner Geschichte publiziert. Metropolit Hilarion bestritt gegenüber der "Novaja Gazeta Evropa", deren Redaktion von Riga aus arbeitet, die Vorwürfe und beschuldigte die Mutter des mutmaßlichen Opfers, ihn erpressen zu wollen.

Hilarion hatte lange das Außenamt des Moskauer Patriarchats geleitet (zuvor auch die Russisch-orthodoxe Kirche in Österreich) und galt als zweitmächtigste Person in der ROK nach Patriarch Kyrill. Nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs wurde er im Juni 2022 überraschend abgesetzt, all seiner weiteren Ämter enthoben und nach Budapest versetzt. Dorthin folgte ihm Georgij Suzuki, ein 18-Jähriger aus einer japanisch-russischen Familie, um laut eigenen Angaben den Metropoliten, mit dem er zuvor in Briefkontakt gestanden hatte, zu unterstützen und sein Schüler zu werden. Die Übergriffe hätten schon bald nach seiner Ankunft in Budapest begonnen. Im Jänner 2024 sei Suzuki aus Ungarn geflüchtet und nach Japan zurückgekehrt. Dabei habe er Wertsachen und Bargeld entwendet, weswegen er in Ungarn polizeilich gesucht wird.

Aus Bildern und Videos, die Suzuki der "Novaja Gazeta Evropa" zur Verfügung gestellt hat, ist das luxuriöse Leben des Metropoliten und seiner engsten Mitarbeiter ersichtlich. Unter anderem hat Hilarion demnach eine Villa in einem Vorort von Budapest gekauft, außerdem machte er häufig Ferien. Zudem erhielt er drei Monate nach seiner Versetzung nach Budapest einen ungarischen Pass. Suzuki übergab dem Medium auch Audiomitschnitte, die er aufgenommen hatte. Darauf ist unter anderem zu hören, auf welchen verschlungenen Wegen Metropolit Hilarion den Kauf des Anwesens in Ungarn finanzierte, aber auch Drohungen gegen Suzuki.

Brisant ist laut NÖK auch eine Aufnahme, auf der Hilarion erklärt, dass die reichsten russischen Oligarchen Patriarch Kyrill unterstützten. Zudem verbiete Kyrill, dass die Oligarchen jemanden nicht über oder durch ihn unterstützten. Mit diesen Mitteln fördere Kyrill nur Projekte, die ihn persönlich interessierten. So erhalte der orthodoxe Fernsehsender "Spas" immense Summen, obwohl dort "völlig stümperhafte Inhalte" produziert würden. Kein anderer russischer Sender produziere so peinliche Inhalte wie "Spas", findet der Metropolit. Dem Patriarchen aber gefalle er, weil es dort ständig um ihn gehe. Dabei seien die Produktionen "dermaßen unprofessionell" und "von dermaßen schlechter Qualität", kritisierte Hilarion weiter, aber es würden enorme Gelder dafür ausgegeben. Im gleichen Gespräch gab er auch einen kleinen Einblick in die Finanzen des Moskauer Patriarchats.

Die Geistlichen der ungarischen Eparchie haben sich am 10. Juli mit einem offenen Brief hinter ihren Vorsteher gestellt. Sie werfen ungarischen und oppositionellen russischen Medien eine "schmutzige Verleumdungskampagne" gegen Metropolit Hilarion vor. Unterschrieben wurde der Brief laut NÖK von elf der 14 Priester und zwei der drei Diakone der Eparchie.

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