Die Eucharistie führt zusammen

22. Juli 2024 in Kommentar


Es sind beeindruckende Bilder und starke Zeichen der Einheit, die aus Indianapolis um die Welt gehen. Ein Vergleich mit der Kirche in Deutschland kann nur erschrecken. Der Montagskick von Peter Winnemöller


Indianapolis (kath.net)

Im Lucas Oil Stadium in Indianapolis wird normalerweise Football gespielt. Indianapolis ist bekannt als ein Stadt der Autorennen. In diesen Tagen ist sie das Zentrum der Eucharistischen Anbetung in den USA. Über 50000 Menschen waren in den vergangenen Tagen dort zum „10. National Eucharistic Congress versammelt. Anbetung, Lobpreis und Feier der Liturgie standen im Mittelpunkt. Drei Jahre zuvor hatten die Bischöfe in den USA eine Bewegung zum „National Eucharistic Revival“ ins Leben gerufen. Ein 60 Tage dauernder Pilgerweg auf 4 verschiedenen Routen quer durch die USA führte zusammen in Indianapolis zum fünftägigen Kongress. Allein die Zahlen verstehen zu beeindrucken. Die Rede ist von 200 Bischöfe, über 1000 Priestern, unzähligen Ordensleuten, es wurden jüngsten Zahlen zufolge 53000 Tickets verkauft. Das Programm bestand neben den geistlichen Angeboten auch aus Vorträgen und Zeugnissen. Zu den Höhepunkten gehörte eine Eucharistische Prozession mit zehntausenden Teilnehmern durch die Stadt. „Die Smartphones über dem Kopf, aber die Knie auf dem Boden.“, twitterte ein Priester ergriffen. Bilder, Videos und Textbotschaften aus Indianapolis zeigen, wie sehr die Menschen von dem Geschehen dort beeindruckt sind. Sie alle werden die Bilder, die Gedanken und vor allem die Erfahrungen der Tage mitnehmen in ihre Heimat und es ist kaum zu erwarten, dass alles so weiter geht, wie vorher.

Wir wollen Wunder sehen, sagte der für die Organisation verantwortliche Bischof Andrew Cozzens. Es gab ganz sicher Wunder. Wir werden die Zeugnisse bald hören und lesen. Allein das schon ist ein Wunder: Zehntausende Menschen geben Zeugnis von der Bedeutung der Eucharistie für ihren Glauben. Die gemeinsame Anbetung stärkt für den Alltag in dieser Welt. Und nicht zuletzt geht von Indianapolis ein wirklich sehr starker Impuls für die Evangelisierung aus.

Beinahe noch stärker ist das Zeichen der Einheit, das Indianapolis sendet. Nicht nur die Eucharistiefeiern in den verschiedenen Riten, die problemlos nebeneinander stehen, zeigen eine erneuerte Einheit. Die Feier der Alten Messe war so gut besucht, dass nicht alle Gläubigen in die Kirche eingelassen werden konnten. Hier gab es kein ideologisches Naserümpfen. Lobpreis zu moderner Musik erklang ebenso selbstverständlich wie gregorianischer Choral und klassische Kirchenmusik. Es kann beeindrucken, wenn Bischof Cozzens die Monstranz zu einer englischen Version von Großer Gott, wir loben Dich in das Lucas Oil Stadium trägt. Wenn es neben der Erweckung der eucharistischen Frömmigkeit ein wesentliches Signal aus Indianapolis in die Welt geht, dann dies: Die Eucharistie führt die Menschen in die Einheit. Es ist die wahre Gegenwart Christi und die Menschen verstehen es, sie gehen auf die Knie, beten an und lobpreisen.

Es ist eine moderne Optik, die die Bilder vermitteln. Licht und Klang spielen eine Rolle. Der Leiter des Gebetshauses Johannes Hartl sprach im Zusammenhang mit der MEHR von Domen aus Licht. Wir sollten uns diesem Gedanken nicht völlig verschließen, denn schon die Baumeister der Gotik hatten die Bedeutung des Lichts verstanden. Moderne LED-Technik bietet Möglichkeiten, die mit Glasfenstern nicht zu erreichen sind. Und wieder gilt: Das alte nicht vergessen, das neue nicht verschmähen. Die Bilder aus Indianapolis lassen die Menschen in der ganzen Welt an dem Teilnehmen, was dort geschehen ist. Wir leben in einer Zeit der Bilder und darum ist es auch für die Kirche wichtig schöne, gute und wahre Bilder zu senden. Die Bildsprache ist im Kern auch der Link, der zur Kritik am Handeln der Kirche in Deutschland führt.

Welche Bilder senden wir von Deutschland ausgehend in die Weltkirche? Priester nehmen an CSDs teil. Ein Jugendchor tritt mit einer Dragqueen auf. Auf dem Synodalen Weg keifen Menschen mit hassverzerrten Gesichtern Bischöfe der Kirche an. Wer die Lehre der Kirche vertritt, wird mit roten Karten niedergemacht und Bischöfe machten dabei mit. In Kirchenparlamenten wird über Quisquilien gestritten und lange erledigte Reformforderungen lauwarm gehalten. Vor einem Scherbenhaufen auf dem Katholikentag „predigt“ ein Bischof im Dialog mit einer Theologin. Neid treffe den, der nach dem dritten Satz noch nicht eingeschlafen war. Was erdreistet sich ein Bischof in einer solchen Situation Langeweile zu verbreiten, statt von der Kraft des Glaubens an den gegenwärtigen Herrn zu reden. Die Spaltung der Kirche geht in Deutschland nun schon bis in die Konferenz der Bischöfe. Ein illegaler Synodaler Ausschuss treibt unter Ausschluss von vier Bischöfen den Keil der Spaltung immer tiefer und tiefer in die Kirche. Heilung ist nicht in Sicht. Und in den Gemeinden vor Ort wird die Feier der Eucharistie, die der Herr selber seiner Kirche gestiftet hat, in zunehmendem Maße vernachlässigt zu Gunsten selbsterfundener Wortgottesdienste in deren Mittelpunkt oft genug nur die Nabelschau von – durchaus sehr wohlgesinnten – Selbstdarstellern steht. Was denkt ein Mensch, der in diesem Jahr vom Fenster seiner Wohnung die Fronleichnamsprozession gesehen hat? Mit 50 Hanseln hinter dem Pastor unter Himmel, das örtliche Blasorchester ernsthaft bemüht, die Menschen zum Singen zu animieren, stattdessen nutzt man den kleinen Spaziergang mit dem Pastor lieber zu einem Pläuschchen, weil man sich langweilt. Glauben die völlig verbürgerlichten Spaziergänger überhaupt noch an den, der ihnen vorweg getragen wird? Was denkt derselbe Mensch, der zufällig auf einem sozialen Medium über Bilder und Videos aus Indianapolis stolpert. Welcher Unterschied! Zehntausende gehen zum Segen auf die Knie.

Aus Deutschland sendet die Kirche Bilder der Spaltung und des Niedergangs. Entzweite Bischöfe, in der Lehre verlotterte Theologen, verzweifelte und frustrierte Priester, leere Kirchen und ein Katholikentag, der einfach nur noch das Prädikat erbärmlich verdient. Auch in den USA wird die Kirche hart von der Säkularisierung getroffen. Auch in den USA hat die Kirche unter einer massiven Polarisierung der Gesellschaft zu leiden. Die Krise des sexuellen Missbrauchs hat die Kirche in den USA nicht minder hart geschlagen. Auch in den USA gibt es verwaiste, überalterte, sterbende Pfarreien. Mache sich keiner etwas vor, die Krise ist wahrlich nicht kleiner als bei uns. Doch es gibt einen Unterschied: Die Entscheidung der Bischöfe zu einem „National Eucharistic Revival“. Es war ein Prozess von drei Jahren, der mit dem Eucharistischen Kongress einen Höhepunkt fand. Es ist kaum anzunehmen, dass man seitens der amerikanischen Bischöfe diesen Schwung nun nicht weiter nutzen wird und den Prozess zu verstetigen suchen wird. Auch in der US- Bischofskonferenz gibt es Spannungen. Der Prozess die Eucharistie wieder in die Mitte zu rücken, tat auch den Bischöfen erkennbar gut.

Wenn das wirklich so ist, dann wissen wir, was wir in Deutschland brauchen. Einen Prozess der die Eucharistie wieder in den Mittelpunkt rückt. In der Tat gab es unter dem Pontifikat Benedikts XVI. einen sehr starken Impuls in diese Richtung. Ausgehend vom Weltjugendtag im Jahr 2005 über Bewegungen wie Nightfever und Orte der 24/7-Anbetung. Ein vorläufig letzter Höhepunkt war der Eucharistische Kongress 2013 in Köln. Danach brach die Welle, weil sie keine Unterstützer mehr fand. Der deutsche Episkopat war zu sehr mit sich selbst und mit der Rettung vor dem selbstverschuldeten Skandal des massenhaft vertuschten sexuellen Missbrauchs von Klerikern an meist männlichen Jugendlichen beschäftigt. In diesen Dauerschleifen von sogenanntem Dialogprozess bis hin zum hochumstrittenen und destruktiven Synodalen Weg ließen sich die Bischöfe von der Welt in Gefangenschaft nehmen und haben sich aus dieser Geiselhaft seitdem nicht befreit. Unter der Führung dieser Bischöfe sendet die Kirche in Deutschland Bilder des Irrtums, der Spaltung, der Zerrissenheit und des Niederganges. Dabei gibt es Ausnahmen davon.

Wir werden in der kommenden Woche einen gesteckt vollen Dom in Paderborn erleben, wo man mit festlichen Liturgien und mit Eucharistischer Anbetung den Patron des Bistums feiert. Man mache sich keine Illusionen, auch das westfälische Erzbistum befindet sich in einem rapiden Niedergang. Wir haben den Adoratio-Kongress in Altötting erlebt. Doch wirkt er auf den Rest von Deutschland? Wo auch immer sich Christen aller Denominationen zum Lobpreis versammeln, gehen sie den ersten Schritt auf dem Weg der Einheit. Wo sich Christen um das Allerheiligste versammeln, schauen sie anbetend auf den, der die Einheit selbst ist, auf Christus. Was also könnte Besseres geschehen, als Christus in der Eucharistie auch in Deutschland endlich wieder in die Mitte zu rücken und dem spalterischen Treiben endlich ein Ende zu setzen. Eine Wiederbelebung der Anbetung der Eucharistie könnte in der Tat bei dem anknüpfen, was wir schon haben. Wir haben Orte der Anbetung, wir haben Gemeinschaften, die sich der Anbetung verschrieben haben. Bevor wir dicke Bretter bohren, beginnen wir vielleicht diese Orte und Gemeinschaften zu stärken und (ganz wichtig) zu vernetzen, die die Anbetung pflegen. Der Weg die Eucharistie in die Mitte zu holen, beginnt immer mit dem ersten Schritt und der ist sehr persönlich. Dabei ist es egal, ob man Bischof, Priester, Arbeiter oder Schulkind ist. Man muss ihn nur tun. Und dabei kann ein Blick nach Indianapolis dieser Tage sicher nicht schaden.

 

 

Tens of thousands of people praise the Lord in Eucharistic adoration in an NFL stadium at the National Eucharistic Congress in Indianapolis. pic.twitter.com/2WRhdwsAYl

— Courtney Mares (@catholicourtney) July 17, 2024

“There were 45,000 tabernacles in Lucas Oil Stadium. Because everybody who had received Holy Communion had Our Lord in them”

- Fr James Misko at the National Eucharistic Congress

Video: Thomas Graves pic.twitter.com/szSFVtOx2X

— Sachin Jose (@Sachinettiyil) July 20, 2024

Foto: Bischof Andrew Cozzens, Diözese Crookston, leitet die Eucharistische Anbetung zur Eröffnung 10. Nationalen Eucharistischen Kongress in Indianapolis, Indiana, mit über 50.000 Pilgern.  Gemeinfrei.


© 2024 www.kath.net